Sonntag, 1. März 2009

Das Highlight des Jahres

Drei mal CeBIT, drei Mal Intel Extreme Masters Finals. Fast drei Jahre arbeite ich nun für Turtle Entertainment und breche am Montag zum dritten Mal für die Firma nach Hannover auf, um das Finale der weltumspannenden Turnierserie Intel Extreme Masters zu covern.

Ich kann mich noch gut erinnern, wie die Masters entstanden sind. Ich war gerade wenige Wochen in Köln, als Baschi, der damals als league Oprations Manager mein Chef war, seine Pläne für diese Turnierserie darlegte. Das Ziel war hochgesteckt, und konnte nicht direkt umgesetzt werden.

Nicht weniger, als das bedeutsamste eSport-Turnier wurde geplant. Intel war mit an Bord, allerdings nur der europäische Ableger zur ersten Saison. Mit dessen Hilfe schafften wir es, eine mit 160.000€ gut dotierte Online-Saison vorzubereiten, die für damalige Verhältnisse etwas völlig Neues darstellte.

Kurz zuvor wurde die NGL One angekündigt, die sich zum einen gegen die ESL WC3L Series, zum anderen gegen die furchtbare ESL CSCL Series positionierte. Immer wieder in der ESL-Historie haben die Initiativen von Möchtegern-Konkurrenten dafür gesorgt, dass länger geplante Vorhaben realisiert wurden. Baschi wollte schon lange ein europäisches Turnier etablieren.

Er ist Fußballfan. Die Champions League ist das zentrale Turnier, dass fast das ganze Jahr über die besten Teams gegeneinander antreten lässt. Gerade im eSport ist so eine Turnierform ideal aufgehoben, so dass es nur ein kleiner Schritt war, die bestehenden Ligen zu etwas zu formen, dass dem Fußballkonzept entsprach.

So hatten die besten der damals noch wenigen ESL Pro Series in Europa direkt die Chance, an den Masters teilzunehmen, während alle anderen sich über lokale Qualifiert beweisen mussten.

Das Konzept ging auf, so dass wir wirklich alle guten CS-Teams und WC3-Spieler in einer Liga vereinen konnten. Sahnehäubchen und Indikator für die Ernsthaftigkeit waren vier Intel Friday Night Games. Die in der deutschen ESL Pro Series überaus erfolgreichen Events wurden für Hamburg, London, Paris und Stockholm angesetzt. Der erste Offline-Event überhaupt fand dann in Schweden statt.

Und da offenbarte sich, dass Turtle noch nicht bereit war für internationale Events dieser Größenordnung. Stockholm war vergleichsweise ein Flop. Eine niedrige, drei-stellige Zahl an Zuschauern vor Ort war der Gegebenheit nicht angemessen. Um weitere Peinlichkeiten zu vermeiden, wurde der Stop im für den eSport außerordentlich schwierigen Markt England durch einen in Russland ersetzt.

Dort war die ESL durch eine Kooperation mit der NPCL bereits aktiv vertreten, so dass man sicher sein konnte, Zuschauer anzuziehen. Nach einem erfolgreichen Halt in Paris ging es also nach Moskau. Im Februar, tiefster Winter. In der alterwürdigen Location auf dem Moskauer Messegelände, bewacht von Dutzenden Polizisten mit geladenen Maschinengewehren im Anschlag, spielte sich der wohl bislang bizarrste Offline-Event der ESL-Geschichte ab.

Hunderte Zuschauer mit vollem eSport-Enthusiasmus tummelten sich in dem Jahrhunderte alten Gebäude. Mit Equipment des russischen Staatsfernsehens wurde eine einmalige Show abgezogen, die bis heute ihresgleichen sucht. Der Event war trotz -30°C ein voller Erfolg.

Dem stand auch das Intel Friday Night Game in Hamburg in nichts nach. Im dortigen CCH fanden sich deutlich über 1000 Fans ein, um mousesports gegen NIP zu sehen. Kurze Zeit später kam es zum ersten Finale auf der CeBIT im Jahre 2007. Unfassbae Massen verfolgten, wie ToD und Pentagram erste Champions wurden.

Die zweite Season offenbarte dann erstmals das ware Potenzial des Turniers. Zwischenzeitlich etablierten sich zahlreiche ESL Pro Series in verschiedenen europäischen Ländern, so dass mehr und mehr klar wurde, dass hier eine wahre Champions League geboten wurde, die sich aus den besten der jeweiligen Länder zusammensetzte.

Auch gab es den ersten außer-europäischen Event in Turtles Geschichte. Im Oktober 2007 gab es auf der todgeweihten E for All die allererste Global Challenge, bei der sich die zwei besten nicht-Europäer für die CeBIT 2008 qualifizieren durften.

Los Angeles war das Highlight des Jahres. Unter schwersten Bedingungen wurde ein Event der Extraklasse aufgezogen. Die Stadt ist ein Traum, der schwer zu bezwingen ist. Die Kulturhauptstadt des Films, in der es nie regnet und die selbst im Herbst mit traumhaften Temperaturen aufwarten kann, entpuppte sich als das perfekte Spielfeld für den eSport. Die ESL war die erste Liga, die die Stadt mit einem großen Turnier eroberte, bevor die CGS der Stadt für immer einen schalen Beigeschmack gab.

In der zweiten Saison wurde erstmalig die internationale Tragweite des Turniers deutlich, wenn auch noch nicht voll entwickelt.

Das kam erst in der dritten Saison. Dubai, China, Korea, Kanada, zwei mal USA und mehrere Male Europa. Für Spieler wie Organisatoren wurden die dritten Intel Extreme Masters zur Weltreise. Exotische Locations, unvergessliche Erlebnisse und wechselnd spannende Turnierergebnisse lieferten den Stoff für eine grandiose Saison.

Geholfen hat, dass die ESL mittlerweile nicht nur in China und USA etabliert war, sondern auch dass fast ganz Europa mittlerweile Zugang zu ESL Pro Series hatte. Von August bis März gab es Woche um Woche hochklassige Matches, mit dem absoluten Megahighlight Oktober, das neben der Online-Saison drei Global Challenges zu bieten hatte.

In Los Angeles, Montreal und Dubai maßen sich die besten Spieler der Welt in epischen Kämpfen. Hin und her ging es, mit immer wieder unterschiedlichem Ausgang. Hier wurde die Stärke der Intel Extreme Masters offenbar. Alle, aber wirklich alle Topspieler wollten hier Titel erlangen, und dafür boten die Masters reichlich Möglichkeiten.

Ob in Continental Finals oder in Global Challenges, immer ging es um mehr als Geld. Es geht um Prestige. Und das ist es auch was die nächste Woche kommenden Global Finals so attraktiv macht. Nach einer acht-monatigen Saison wird der Champion gekürt. Hier winken nicht nur astronomische Preisgelder. Hier geht es ernsthaft darum, wer von sich behaupten kann, bestes Team der Welt zu sein.

Mit diesen ausgiebigen Online-Saisons, den zahlreichen Events und der ultra-harten Competition bekommen die Intel Extreme Masters eine derartige Bedeutung, dass man sich der Faszination des Turniers unmöglich entziehen kann. Wer hier gewinnt, wie mousesports letztes Jahr, bekommt einen derartigen Schub, dass alles möglich scheint.

Mit dem neuen fnatic, dem neuen We Made Fox, der Rückkehr von Spawn, und der unglaublichen Erfolgsserie von mousesports verspricht die CeBIT mit dem dritten Intel Extreme Masters Finals das ultimative Highlight des eSports 2009 zu werden. Ich freue mich daran teilnehmen zu dürfen. Mit einer komplett eigenen Halle haben die Masters nun auch den Raum, den sie verdienen. Ich glaube, das Turnier wird alles bisher dagewesene übertreffen, und den Weg ebnen für die Turnierform der Zukunft.

Eine über das ganze Jahr ausgedehnte Mischung aus kontinentalen Online-Turnieren, mit vorgeschalteten nationalen Meisterschaften, wiederholten Aufeinandertreffen der besten Teams der Welt und einem unvergleichlichen Finale, das das beste des eSports zu bieten hat. Ich bedauere jeden, der nicht die Möglichkeit hat, dieses Mega-Ereignis live mitzuverfolgen und zu genießen.