Montag, 22. Dezember 2008

Internationale Non-Coverage

Als Deutscher kann man trotz aller berechtigter Kritik an den beiden größten deutschen eSport-Coverageseiten froh sein, über reichhaltige Informationsquellen zu verfügen, die noch dazu durch halbwegs ambitionierte Clanseiten wie die von mousesports und mTw ergänzt werden.

Höchstens Schwede möchte man da noch sein, mit fragbite und rakaka gibt es zwei hervorragende eSport-Seiten, die allerdings sehr selektiv mit ihren Themen umgehen. Auch die Franzosen sind mit team-aaa und eSportsfrance zumindest was News anbelangt verhältnismäßig gut versorgt.

Denn düster sieht es auf dem englischsprachigen Markt aus, wenn man die aus deutscher Perspektive Kernspiele Warcraft 3 und Counter-Strike betrachtet. Es fällt schon schwer überhaupt noch Webseiten zu nennen, die beide Spiele behandeln. Ein gosugamers bietet eine unterhaltsame Contentmischung, konzentriert sich aber auf Blizzard-Spiele.

SK-Gaming und MYM bieten beides, allerdings in einer streckenweise kaum zu ertragenden Herzlosigkeit. Beide Seiten scheinen im Umbruch, der sich angesichts des immens schweren Ballasts der Clanberichterstattung unendlich hinzuziehen scheint.

BeeemIt mischt bei MYM den Laden auf, nicht zuletzt durch sein rein bebildertes Grubby-Interview. Doch auch dieses ist wohl eher unter innovativer Clancoverage und Imagepflege zu verbuchen, als unter bahnbrechender, unabhängiger Berichterstattung. Das Langziel ist wohl eine Aufspaltung, an der anno 2004/2005 mymTw gescheitert ist. Aus einem Pool von Redakteuren zwei Teams zu schaffen, die auf unterschiedlichen Seiten die bislang vereinten Coveragelinien fortführen: Ein nicht zu unterschätzender logistischer Aufwand.

Ich hoffe für MYM, dass die aktuelle Contentflaute durch intensive Vorplanungen bedingt ist. Mag die MYM-Coverage außerordentlich gut sein für eine Clanseite, ist die Szenecoverage schlicht zum Vergessen in den letzten Wochen. Natürlich laufen Starreporter wie the1crow auf Events zu Hochform auf, können aber nicht die Mängel in der täglichen Online-Coverage übertünchen.

Hoffnungsvoll auf esnation.com blicken darf man dennoch, hat doch grade erst cadred bewiesen, wie so ein Sprung in der Praxis funktionieren kann. Wenn auch CS und WC3 dort keine Rolle spielen, so besticht die Seite dennoch durch unterhaltsame Artikel und eine gedankenvolle Themenauswahl. Zumal die Seite trotz ihrer Funktion als europäisches Sprachrohr der CGS durch den Zerfall der gleichen eher noch profitiert hat, insbesondere was die Auswahl an fähigem Personal angeht.

Eine Expansion auf weitere Spiele wird mittelfristig die logische Konsequenz sein. Warm anziehen muss sich dann auch SK-Gaming. Schon wird gemunkelt, dass es im neuen Jahr einschneidende Veränderungen in der Redaktionsführung geben wird. Wer die Seite genauer verfolgt, wird schon das Fehlen an dem unique Content bemerkt haben, der SK in der ersten Jahreshälfte in punkto Qualität auf die internationale Nummer 1 katapultiert hat. Carmac fokussiert sich auf unterhaltsame aber wenig erhellende Videos, und die zweite Garde der Blogger in Form von Malystryx und zechs tut sich schwer, entscheidende Impulse zu geben.

Noch wesentlich schlimmer ist es um GotFrag bestellt. Mit den Abgängen von Midway und Marc Cheben, sowie zahlreichen anderen langjährigen Stafflern, ist nur noch ein winziges Kernteam an Schreibern übrig geblieben. So gut die Jungs auch sein mögen, vermögen sie es nicht, der Contentflut Herr zu werden und zeigen selbst bei uramerikanischen Themen wie dem kürzlichen Complexityzerfall ungeahnte Schwächen.

So inkoherent wie diese Geschichte behandelt wurde, ist es nur noch ein Trauerspiel. Die äußerst geringe Anzahl an Kommentaren zeigt, dass man damit nicht nur die internationale sondern auch die heimatliche Leserschaft verschreckt hat. Die Art und Weise wie GotFrag völlig meinungs- und wertfrei hochemotionale Geschichten behandelt, ist einfach nur traurig, insbesondere wenn man an den großartig streitbewährten Midway zurückdenkt. Selbst bsl hat mittlerweile das Weite gesucht.

Wie stark GotFrag zum reinen Pressemitteilungsverbreiter und oberflächlichem Infoverwurster geworden ist, offenbart sich Tag für Tag in allen News von Informationswert. Stets wird der nach schierer Verzweiflung klingende Satz "Stay tuned to GotFrag ..." heruntergebetet, dem in den seltensten Fällen tatsächlich weitere Artikel folgen. Bei der Fülle an Dramen, die die amerikanische CS-Szene derzeit bietet, kann man das getrost als Bankrotterklärung ansehen.

Düster sieht es auch bei den Kollegen von esfi aus. Seit Monaten beschreit man sich selbst als die neue amerikanische Referenz in Sachen eSport-Coverage, hat bislang aber noch nicht mal einen Launch der Seite zustande gebracht. Immer neue Entschuldigungen, immer neue Termine werden ins Feld geführt. Anfang des kommenden Jahres soll es jetzt losgehen.

Das Team hat sich bislang vor allem durch das langlebigste, westliche eSport-Printmagazin hervorgetan. Mit dem Pro Gam3r Magazine schaffte man es auf 3 durchaus lesenswerte Ausgaben. Besondere Hoffnung besteht bei einem derart vermasselten Start allerdings nicht, war die Pro Gam3r Website doch auch schon als vollwertige Szeneseite angekündigt gewesen, konnte allerdings nichtmal mit halbwegs anständig konfigurierten RSS-Readern mithalten.

Was bleibt ist eine gigantische Marktlücke in punkto englischsprachiger eSport-Coverage. Man darf gespannt sein, wie SK sich 2009 aufstellt, wie MYM der Ableger ESNation glücken wird, ob ESFI tatsächlich das Licht der Welt erblickt, ob GotFrag noch das Ruder rumgerissen bekommt und wann und wie cadred in direkten Konkurrenzkampf mit den etablierten Medien eintritt.

Zu guter Letzt darf man gespannt sein, ob nicht gerade jetzt jemand mit Know How und den exzellenten Personaloptionen auf dem eSport-Markt in den Overdrive wechselt und der internationalen Community zeigt, wie eSport-Coverage auf Englisch zu laufen hat. Wer auch immer diesen Weg beschreitet, er hat meinen Segen, meine besten Wünsche und garantiert einen Platz ganz weit oben in meiner Bookmarkliste.

Sonntag, 14. Dezember 2008

Jahresrückblicke

Jauch, Kerner, readmore - alle haben sie ihre Jahresrückblicke. Menschen, Tiere, Headshots, alles was den Leser das Jahr über bewegt hat. Als die ersten eSport-Journalisten vorsichtig über den Tellerrand gelugt haben, um sich bei erwachsenen Pressevertretern ein paar kluge Ideen abzuschauen, müssen sie schon auf die Kalenderblattrevue gestoßen sein.

Für mich gehören diese grässlichen Dinger zum eSport dazu, seit ich mich entsinnen kann, die Szenepresse zu verfolgen. Wobei sich manches zum Guten gewendet hat. Das stumpfe Abklopfen nach Kalendermonaten ist mittlerweile zur Seltenheit geworden. Am Angenehmsten fand ich immer die entspannte Art, wie readmore die Zeit zwischen dem 24.12. und 2.1. genutzt hat, in der im eSport nichts, aber auch rein gar nichts passiert.

Exemplarisch mal der Rückblick auf 2005. Das Jahr wurde schön in Themen unterteilt, und teils anhand neuer, teils alter Artikel beleuchtet. Hinzu kamen tabellarische Überblicke über alle Turnierergebnisse des Jahres. Das sind Zeitkapseln, die ich gerne auch ein paar Jahre später nochmal durchblättere. Vorausgesetzt readmore würde seinen alten Content ehren und noch irgendwo verlinken, an obige URL bin ich leider nur noch durch rumprobieren gekommen.

Dass ich an der 2005 Sammlung maßgeblich mitgewirkt habe, sollte ich vielleicht nicht verschweigen. Das war auch eine gewisse Form der Wiedergutmachung. Schließlich war ich es, der im April des gleichen Jahres, geschätzte 2 Tage vor dem kollektiven Abgang der readmore-Redakteure von mymTw folgende News veröffentlicht hat:

Misc: A long time ago in a galaxy far away

31 Kommentare
sys | affentod - 24.04.05 18:15
Von vielen wurde er sehnsüchtig erwartet, nun ist es endlich so weit: Der rushed Jahresrückblick ist erschienen. Die Highlights und Aufreger des nicht nur für uns bewegenden Jahres 2004 könnt ihr euch in dieser Artikel Sammlung zu Gemüte führen, an der wir nun knapp vier Monate gearbeitet haben.


Sicher nicht das schönste Abschiedsgeschenk, eine unfertige, hochgradig langweilige Artikelserie 4 Monate nach ihrem eigenlich geplanten VÖ-Datum online zu stellen. Ich möchte meinem damaligen Selbst allerdings zugute halten, dass es nicht wirklich zufrieden mit der Gesamtsituation war. Schade, dass die vollen Artikel und vor allem die zugehörigen Kommentare nicht mehr zugänglich sind. Ich erinnere mich an harte, sehr harte, sehr sehr harte Flames.

Und nun bin ich gespannt auf erhellende, unterhaltsame, spannende Jahresrückblicke 2008, ganz ohne Monatsgeblättere und stumpfes Nacherzählen. Mal sehen, ob readmore seine Qualität halten kann und was sich die fragsters feines ausgedacht haben. Zu hoffen bleibt, dass allen bewusst ist, das nirgends sonst soviele Artikel gelesen werden wie nach Weihnachten, schließlich gibt es keinen anderen Content. Das müsste doch die Redakteure anspornen!

Freitag, 5. Dezember 2008

EPS Finals - Mal wieder?

EPS Finals! Zum 2. Mal im Expo XXI, zum 6. Mal seit ich bei Turtle bin und meine 7. Finals insgesamt. So richtig gut kann ich mich an meine ersten Finals in Season 7 nicht mehr erinnern, aber ein Glück gibt es das Internet. Auf readmore habe ich da meine Eindrücke niedergeschrieben von meinen ersten Finals und damit auch von meinem ersten ESL-Event.

So ganz unerfahren war ich nicht mehr zu dem Zeitpunkt, wenn ich da meine Gedächtnisstütze in meinem SK Profil betrachte (danke an Carmac für die Idee):

- Games Convention 2005 / ENC / eSports Award, Leipzig
- CPL World Tour, Istanbul
- CeBIT 2005, Hannover
- CPL Winter 2004, Dallas
- WCG Germany Qualification 2004, Düsseldorf
- Games Convention 2005 / ENC / eSports Award, Leipzig

Klar gabs auf den Messen auch ESL Stände, aber das sind ja immer ganz andere Setups als die ESL Standalone Events. Dennoch staune ich ein wenig über meinen Artikel über die 7er Finals. Klar, es sind mehr Zuschauer, die Location ist größer, ich kenne mittlerweile TheKoenna, aber er moderiert nicht mehr.

Aber noch immer - oder sogar noch stärker - sind die ESL Pro Series Finals DER Treffpunkt für die deutsche Szene. Das hab ich heute schon gemerkt, als zahlreiche ESL Admins in unser Büro geströmt sind. Morgen kommen dann noch die ganzen Clan Manager, Spieler, Redakteure und Sponsorenvertreter hinzu. Händeschütteln alle 2 Meter garantiert.

Schön auch, dass von unserem damaligen Team noch fast alle dabei sind, wenn auch nur noch einer davon als readmore Redakteur:

- rumpel
- cyph
- datawave
- capo
- sot3k
- wixwiwa

rumpel und capo sind schon seit geraumer Zeit raus aus dem eSport, alle anderen sind morgen mit an Bord, wenn auch in anderen Rollen. Datawave ist mittlerweile Geschäftsführer bei EGM, der Firma hinter fragster. Sot3k ist nach abgeschlossenem Volontariat Student, jobbt aber weiter bei der ESL und unterstützt unsere Coverage. Wixi ist wieder Redakteur bei readmore nach zwischenzeitlicher Pause und cyph arbeitet Vollzeit bei Computec als Produktmanager.

Im Gegensatz zu früher bin ich jetzt selbst Teil des Establishments, kenne den Event wie meine Westentasche und spule mein Programm zwischen Meetings, Pressekonferenzen, Networking und Coverage ab. Dennoch bin ich gespannt, schließlich haben wir morgen zum ersten Mal unsere neue Coverage-Seite auf einem deutschen Event im Einsatz. Bei den letzten Intel Extreme Masters Events hat sie sich stark bewährt. Gut 400 News sind darauf erschienen über die 5 Events hinweg, die Klickzahlen waren extrem gut, um Längen besser als unsere alten Coverages. Angesichts des großen Interesses der deutschen Community und unseres wesentlich größeren Teams in Deutschlands eSport-Hauptstadt habe ich hohe Erwartungen.

Einer weiteren Kolumne zur Qualität des morgigen Events werde ich mich wohl enthalten aus Objektivitätsgründen. Im Finger jucken würds schon, und ich könnte mich in 3 Jahren ärgern, wenn ich nichts schreibe.