Montag, 22. Dezember 2008

Internationale Non-Coverage

Als Deutscher kann man trotz aller berechtigter Kritik an den beiden größten deutschen eSport-Coverageseiten froh sein, über reichhaltige Informationsquellen zu verfügen, die noch dazu durch halbwegs ambitionierte Clanseiten wie die von mousesports und mTw ergänzt werden.

Höchstens Schwede möchte man da noch sein, mit fragbite und rakaka gibt es zwei hervorragende eSport-Seiten, die allerdings sehr selektiv mit ihren Themen umgehen. Auch die Franzosen sind mit team-aaa und eSportsfrance zumindest was News anbelangt verhältnismäßig gut versorgt.

Denn düster sieht es auf dem englischsprachigen Markt aus, wenn man die aus deutscher Perspektive Kernspiele Warcraft 3 und Counter-Strike betrachtet. Es fällt schon schwer überhaupt noch Webseiten zu nennen, die beide Spiele behandeln. Ein gosugamers bietet eine unterhaltsame Contentmischung, konzentriert sich aber auf Blizzard-Spiele.

SK-Gaming und MYM bieten beides, allerdings in einer streckenweise kaum zu ertragenden Herzlosigkeit. Beide Seiten scheinen im Umbruch, der sich angesichts des immens schweren Ballasts der Clanberichterstattung unendlich hinzuziehen scheint.

BeeemIt mischt bei MYM den Laden auf, nicht zuletzt durch sein rein bebildertes Grubby-Interview. Doch auch dieses ist wohl eher unter innovativer Clancoverage und Imagepflege zu verbuchen, als unter bahnbrechender, unabhängiger Berichterstattung. Das Langziel ist wohl eine Aufspaltung, an der anno 2004/2005 mymTw gescheitert ist. Aus einem Pool von Redakteuren zwei Teams zu schaffen, die auf unterschiedlichen Seiten die bislang vereinten Coveragelinien fortführen: Ein nicht zu unterschätzender logistischer Aufwand.

Ich hoffe für MYM, dass die aktuelle Contentflaute durch intensive Vorplanungen bedingt ist. Mag die MYM-Coverage außerordentlich gut sein für eine Clanseite, ist die Szenecoverage schlicht zum Vergessen in den letzten Wochen. Natürlich laufen Starreporter wie the1crow auf Events zu Hochform auf, können aber nicht die Mängel in der täglichen Online-Coverage übertünchen.

Hoffnungsvoll auf esnation.com blicken darf man dennoch, hat doch grade erst cadred bewiesen, wie so ein Sprung in der Praxis funktionieren kann. Wenn auch CS und WC3 dort keine Rolle spielen, so besticht die Seite dennoch durch unterhaltsame Artikel und eine gedankenvolle Themenauswahl. Zumal die Seite trotz ihrer Funktion als europäisches Sprachrohr der CGS durch den Zerfall der gleichen eher noch profitiert hat, insbesondere was die Auswahl an fähigem Personal angeht.

Eine Expansion auf weitere Spiele wird mittelfristig die logische Konsequenz sein. Warm anziehen muss sich dann auch SK-Gaming. Schon wird gemunkelt, dass es im neuen Jahr einschneidende Veränderungen in der Redaktionsführung geben wird. Wer die Seite genauer verfolgt, wird schon das Fehlen an dem unique Content bemerkt haben, der SK in der ersten Jahreshälfte in punkto Qualität auf die internationale Nummer 1 katapultiert hat. Carmac fokussiert sich auf unterhaltsame aber wenig erhellende Videos, und die zweite Garde der Blogger in Form von Malystryx und zechs tut sich schwer, entscheidende Impulse zu geben.

Noch wesentlich schlimmer ist es um GotFrag bestellt. Mit den Abgängen von Midway und Marc Cheben, sowie zahlreichen anderen langjährigen Stafflern, ist nur noch ein winziges Kernteam an Schreibern übrig geblieben. So gut die Jungs auch sein mögen, vermögen sie es nicht, der Contentflut Herr zu werden und zeigen selbst bei uramerikanischen Themen wie dem kürzlichen Complexityzerfall ungeahnte Schwächen.

So inkoherent wie diese Geschichte behandelt wurde, ist es nur noch ein Trauerspiel. Die äußerst geringe Anzahl an Kommentaren zeigt, dass man damit nicht nur die internationale sondern auch die heimatliche Leserschaft verschreckt hat. Die Art und Weise wie GotFrag völlig meinungs- und wertfrei hochemotionale Geschichten behandelt, ist einfach nur traurig, insbesondere wenn man an den großartig streitbewährten Midway zurückdenkt. Selbst bsl hat mittlerweile das Weite gesucht.

Wie stark GotFrag zum reinen Pressemitteilungsverbreiter und oberflächlichem Infoverwurster geworden ist, offenbart sich Tag für Tag in allen News von Informationswert. Stets wird der nach schierer Verzweiflung klingende Satz "Stay tuned to GotFrag ..." heruntergebetet, dem in den seltensten Fällen tatsächlich weitere Artikel folgen. Bei der Fülle an Dramen, die die amerikanische CS-Szene derzeit bietet, kann man das getrost als Bankrotterklärung ansehen.

Düster sieht es auch bei den Kollegen von esfi aus. Seit Monaten beschreit man sich selbst als die neue amerikanische Referenz in Sachen eSport-Coverage, hat bislang aber noch nicht mal einen Launch der Seite zustande gebracht. Immer neue Entschuldigungen, immer neue Termine werden ins Feld geführt. Anfang des kommenden Jahres soll es jetzt losgehen.

Das Team hat sich bislang vor allem durch das langlebigste, westliche eSport-Printmagazin hervorgetan. Mit dem Pro Gam3r Magazine schaffte man es auf 3 durchaus lesenswerte Ausgaben. Besondere Hoffnung besteht bei einem derart vermasselten Start allerdings nicht, war die Pro Gam3r Website doch auch schon als vollwertige Szeneseite angekündigt gewesen, konnte allerdings nichtmal mit halbwegs anständig konfigurierten RSS-Readern mithalten.

Was bleibt ist eine gigantische Marktlücke in punkto englischsprachiger eSport-Coverage. Man darf gespannt sein, wie SK sich 2009 aufstellt, wie MYM der Ableger ESNation glücken wird, ob ESFI tatsächlich das Licht der Welt erblickt, ob GotFrag noch das Ruder rumgerissen bekommt und wann und wie cadred in direkten Konkurrenzkampf mit den etablierten Medien eintritt.

Zu guter Letzt darf man gespannt sein, ob nicht gerade jetzt jemand mit Know How und den exzellenten Personaloptionen auf dem eSport-Markt in den Overdrive wechselt und der internationalen Community zeigt, wie eSport-Coverage auf Englisch zu laufen hat. Wer auch immer diesen Weg beschreitet, er hat meinen Segen, meine besten Wünsche und garantiert einen Platz ganz weit oben in meiner Bookmarkliste.

Sonntag, 14. Dezember 2008

Jahresrückblicke

Jauch, Kerner, readmore - alle haben sie ihre Jahresrückblicke. Menschen, Tiere, Headshots, alles was den Leser das Jahr über bewegt hat. Als die ersten eSport-Journalisten vorsichtig über den Tellerrand gelugt haben, um sich bei erwachsenen Pressevertretern ein paar kluge Ideen abzuschauen, müssen sie schon auf die Kalenderblattrevue gestoßen sein.

Für mich gehören diese grässlichen Dinger zum eSport dazu, seit ich mich entsinnen kann, die Szenepresse zu verfolgen. Wobei sich manches zum Guten gewendet hat. Das stumpfe Abklopfen nach Kalendermonaten ist mittlerweile zur Seltenheit geworden. Am Angenehmsten fand ich immer die entspannte Art, wie readmore die Zeit zwischen dem 24.12. und 2.1. genutzt hat, in der im eSport nichts, aber auch rein gar nichts passiert.

Exemplarisch mal der Rückblick auf 2005. Das Jahr wurde schön in Themen unterteilt, und teils anhand neuer, teils alter Artikel beleuchtet. Hinzu kamen tabellarische Überblicke über alle Turnierergebnisse des Jahres. Das sind Zeitkapseln, die ich gerne auch ein paar Jahre später nochmal durchblättere. Vorausgesetzt readmore würde seinen alten Content ehren und noch irgendwo verlinken, an obige URL bin ich leider nur noch durch rumprobieren gekommen.

Dass ich an der 2005 Sammlung maßgeblich mitgewirkt habe, sollte ich vielleicht nicht verschweigen. Das war auch eine gewisse Form der Wiedergutmachung. Schließlich war ich es, der im April des gleichen Jahres, geschätzte 2 Tage vor dem kollektiven Abgang der readmore-Redakteure von mymTw folgende News veröffentlicht hat:

Misc: A long time ago in a galaxy far away

31 Kommentare
sys | affentod - 24.04.05 18:15
Von vielen wurde er sehnsüchtig erwartet, nun ist es endlich so weit: Der rushed Jahresrückblick ist erschienen. Die Highlights und Aufreger des nicht nur für uns bewegenden Jahres 2004 könnt ihr euch in dieser Artikel Sammlung zu Gemüte führen, an der wir nun knapp vier Monate gearbeitet haben.


Sicher nicht das schönste Abschiedsgeschenk, eine unfertige, hochgradig langweilige Artikelserie 4 Monate nach ihrem eigenlich geplanten VÖ-Datum online zu stellen. Ich möchte meinem damaligen Selbst allerdings zugute halten, dass es nicht wirklich zufrieden mit der Gesamtsituation war. Schade, dass die vollen Artikel und vor allem die zugehörigen Kommentare nicht mehr zugänglich sind. Ich erinnere mich an harte, sehr harte, sehr sehr harte Flames.

Und nun bin ich gespannt auf erhellende, unterhaltsame, spannende Jahresrückblicke 2008, ganz ohne Monatsgeblättere und stumpfes Nacherzählen. Mal sehen, ob readmore seine Qualität halten kann und was sich die fragsters feines ausgedacht haben. Zu hoffen bleibt, dass allen bewusst ist, das nirgends sonst soviele Artikel gelesen werden wie nach Weihnachten, schließlich gibt es keinen anderen Content. Das müsste doch die Redakteure anspornen!

Freitag, 5. Dezember 2008

EPS Finals - Mal wieder?

EPS Finals! Zum 2. Mal im Expo XXI, zum 6. Mal seit ich bei Turtle bin und meine 7. Finals insgesamt. So richtig gut kann ich mich an meine ersten Finals in Season 7 nicht mehr erinnern, aber ein Glück gibt es das Internet. Auf readmore habe ich da meine Eindrücke niedergeschrieben von meinen ersten Finals und damit auch von meinem ersten ESL-Event.

So ganz unerfahren war ich nicht mehr zu dem Zeitpunkt, wenn ich da meine Gedächtnisstütze in meinem SK Profil betrachte (danke an Carmac für die Idee):

- Games Convention 2005 / ENC / eSports Award, Leipzig
- CPL World Tour, Istanbul
- CeBIT 2005, Hannover
- CPL Winter 2004, Dallas
- WCG Germany Qualification 2004, Düsseldorf
- Games Convention 2005 / ENC / eSports Award, Leipzig

Klar gabs auf den Messen auch ESL Stände, aber das sind ja immer ganz andere Setups als die ESL Standalone Events. Dennoch staune ich ein wenig über meinen Artikel über die 7er Finals. Klar, es sind mehr Zuschauer, die Location ist größer, ich kenne mittlerweile TheKoenna, aber er moderiert nicht mehr.

Aber noch immer - oder sogar noch stärker - sind die ESL Pro Series Finals DER Treffpunkt für die deutsche Szene. Das hab ich heute schon gemerkt, als zahlreiche ESL Admins in unser Büro geströmt sind. Morgen kommen dann noch die ganzen Clan Manager, Spieler, Redakteure und Sponsorenvertreter hinzu. Händeschütteln alle 2 Meter garantiert.

Schön auch, dass von unserem damaligen Team noch fast alle dabei sind, wenn auch nur noch einer davon als readmore Redakteur:

- rumpel
- cyph
- datawave
- capo
- sot3k
- wixwiwa

rumpel und capo sind schon seit geraumer Zeit raus aus dem eSport, alle anderen sind morgen mit an Bord, wenn auch in anderen Rollen. Datawave ist mittlerweile Geschäftsführer bei EGM, der Firma hinter fragster. Sot3k ist nach abgeschlossenem Volontariat Student, jobbt aber weiter bei der ESL und unterstützt unsere Coverage. Wixi ist wieder Redakteur bei readmore nach zwischenzeitlicher Pause und cyph arbeitet Vollzeit bei Computec als Produktmanager.

Im Gegensatz zu früher bin ich jetzt selbst Teil des Establishments, kenne den Event wie meine Westentasche und spule mein Programm zwischen Meetings, Pressekonferenzen, Networking und Coverage ab. Dennoch bin ich gespannt, schließlich haben wir morgen zum ersten Mal unsere neue Coverage-Seite auf einem deutschen Event im Einsatz. Bei den letzten Intel Extreme Masters Events hat sie sich stark bewährt. Gut 400 News sind darauf erschienen über die 5 Events hinweg, die Klickzahlen waren extrem gut, um Längen besser als unsere alten Coverages. Angesichts des großen Interesses der deutschen Community und unseres wesentlich größeren Teams in Deutschlands eSport-Hauptstadt habe ich hohe Erwartungen.

Einer weiteren Kolumne zur Qualität des morgigen Events werde ich mich wohl enthalten aus Objektivitätsgründen. Im Finger jucken würds schon, und ich könnte mich in 3 Jahren ärgern, wenn ich nichts schreibe.

Sonntag, 30. November 2008

CGS im Rückspiegel

Es fällt mir schwer mein Versprechen einzuhalten. Oder war es nur eine Drohung? Auch wenn ich zahlreiche Anmerkungen zur Berichterstattung über das CGS-Ende habe, sind meine Befürchtungen nicht zum Tragen gekommen. Mit wenigen Ausnahmen sind die CGS-Analysen und Nachrufe zu durchaus lesenswerten Textstücken geworden.

Bewundernswert dabei, wie sowohl SK-Gaming als auch cadred gleich mehrere Leute zu Wort kommen lassen. Ganz offenbar sahen einige Leute nun die Zeit gekommen, Klartext zu sprechen. Ob ein Post Mortem die richtige Gelegenheit für ehrliche Meinungen ist, sei dahin gestellt.

Im Grunde ist es schade für den Leser und wahrscheinlich auch für die CGS, dass erst jetzt ernsthaft öffentlich durchleuchtet wird, was hätte anders laufen müssen. Gewiss, die CGS hat von Szeneinsidern immer wieder Fingerzeige bekommen, und in der zweiten Saison auch einige Änderungen an der Strategie vorgenommen. Der vereinigte Holzhammer der treffenden Analysen von TheSlash, bds oder Dr. Gonzo hätte allerdings zu einem stärkeren Kurswechsel führen können.

Weniger spekulativ ist die Tatsache, dass man verdammt gut unterhalten wird. Pre gibt einen knackigen Überblick über seine Ansicht. Die GGL, wohlgemerkt direkter Konkurrent auf dem amerikanischen Markt, holt noch mal den Fehdehandschuh raus. "At its core, the CGS was not a league. It was a reality TV show..." Ein Satz dem schwerlich etwas hinzufügen zu ist.

Ich möchte noch eine Überschrift einer Newsmeldung nachreichen, die meinen Wettbewerb wohl locker gewonnen hätte:

Sudden Death For CGS Game League (and we don't mean overtime)

Glückwunsch gamepolitics.com Hat alles was eine Überschrift braucht. Vielleicht ein bisschen zu lang, aber verfügt vor allem über eine gewisse Distanz zum Thema, die mir sehr zusagt.

Insgesamt war allerdings nicht alles gut in der Berichterstattung. Leider sind vor allem die deutschen Seiten nicht wirklich positiv aufgefallen. readmore beschränkt sich aufs Nacherzählen amerikanischer Quellen. Das mag letztlich auch eine redaktionelle Entscheidung gewesen sein, dennoch eine verschenkte Chance - das Thema war definitiv heiß.

Aber wenigstens hat readmore eine gewisse Lässigkeit an den Tag gelegt, die fragster abging. Nach einer eher durchwachsenen Analyse, folgte eine hochnotpeinliche Meldung zu einem angeblichen neuen Team 3D Lineup - ein Scoop der sich als Ente herausstellte. Aber wenigstens zeigte fragster später Mut zur ironischen Selbstkritik.

Wie gerne hätte man ein Statement von The_Tactical gehört, der seit seinem SZ-Interview zweifelsfrei den Titel des arrogantesten Pro Gamers trägt. (Danke an BeeemIt für den Hinweis) Ein paar Zahlenspekulationen. Eine realistische Analyse der US-Szene, die mal nicht die Hälfte der in der Zukunft wichtigen Player vergisst. Oder ein vernünftiger Pressespiegel. Aber den hab ich ja jetzt nachgereicht, wobei ich mich über lesenswerte Ergänzungen sehr freuen würde.

Dienstag, 18. November 2008

CGS Pressespiegel

Herzlichen Glückwunsch an rakaka. Mein Wunsch nach einer Free Agents Liste wurde prompt erfüllt. Ansonsten gibt es noch nichts spektakuläres zu berichten. Stattdessen mal eine weitgehend unkommentierte Liste, wie die Szeneseite die Geschichte betiteln:

Englischsprachige Seiten:

cadred.org: The CGS Shuts Down
mymym.com: CGS shuts down - 'time is not ripe'
team-dignitas.org: ODEE returns!
ESReality.com: CGS Shuts Down
SK-Gaming.com:
Championship Gaming Series is dead
GotFrag.com: CGS Shuts Down
fnatic.com: Championship Gaming Series closed its doors

Deutsche Seiten:

gamesports.net: CGS stellt Betrieb ein
eFever.de:
CGS schließt ihre Pforten
counterstrike.de: CGS überraschend beendet
readmore.de: CGS stellt mit sofortiger Wirkung den Betrieb ein
fragster.de: War die CGS nicht rentabel? - mittlerweile "Mammutprojekt CGS wird eingestampft"

Internationale Seiten:

fragbite.com: CGS lägger ner verksamheten (CGS suspends operations)
rakaka.se: CGS lägger ner verksamheten (CGS suspends operations)
esportsfrance: Les CGS baissent le rideau (curtain falls for CGS)
catchgamer.no: Championship Gaming Series nedlagt! (Championship Gaming Series closed down!)

Der Kreativitätspreis für die beste Realitätsverzerrung geht an Team Dignitas für "ODEE returns". Der Preis für die größte Unentschlossenheit geht an fragster, für die mittlerweile dritte Überschrift zur Story. Ein Sonderpreis geht an counterstrike.de für die weltweit einmalige Nutzung des Wortes "überraschend" in der Überschrift. Eine besondere Erwähnung geht an MYM, die mit der Nutzung eines Zitats wenigstens ein wenig Bemühung um Originalität gezeigt haben.

Eine kleine, weltweite Auswertung:

CGS shuts down: 4 Einträge
CGS stellt Betrieb ein/suspends operations: 4 Einträge
CGS closed its doors/schließt die Pforten: 2 Einträge
Sonstige unkreative Überschriften: 4 Einträge
Kreative Überschriften: 2 Einträge

Es werden übrigens nachwievor Bewerbungen für den CGS-Bullshit-Award angenommen.



Im eSport ist immer Filmfestival

Auf ESReality findet sich ein Announcement zum Premierendatum der eSport-Doku "Beyond the Game", die auf dem Amsterdamer Doku-Filmfest dreimal gezeigt wird. Sowohl Baschi als auch Grubby haben gute Worte verloren über die Entstehung des Films und den niederländischen Regisseur Jos de Puter. Weitere Details finden sich auf der Beyond the Game Website.


Beyond the Games ist bei weitem nicht der einzige Dokumentarfilm, der Einblicke ins kompetitive Computerspielen vermitteln möchte. Unangefochtener Genrekönig ist selbstverständlich The King of Kong. Hier geht es zwar "nur" um Arcademaschinen, aber als eSportler kommt einem vieles im Film überaus bekannt vor. Die dramatischen Elemente waren so erfolgreich, dass Autor Seth Gordon bereits an einem Spielfilm zum gleichen Thema schreibt, der laut IMDb 2010 in die Kinos kommen soll.

Unterdessen wurde auf dem AFI Filmfest in Dallas dieses Jahr die Dokumentation Frag - The Movie präsentiert. Carmac begleitete das Ereignis mit Review und Interview. Ein Deutschlandstart ist offenbar nicht vorgesehen.

Unklar hingegen ist die Zukunft von Xtreme Quest, den ein Kamerateam aus Hollywood im Laufe der zweiten Intel Extreme Masters Saison gedreht hat. Ursprünglich sollte der Film Mitte 2008 veröffentlicht werden, davon ist bislang aber nichts zu sehen.

Doch nicht nur im Ausland wird fleißig gedreht. In Deutschland hat sich Daniel P. Schenk an Low Budget Spielfilmen versucht. Auf das erste Projekt "A Gamer's Day" folgte "The Cheat Report", das leider kommerzielle Erwartungen nicht erfüllen konnte. Zum Start brachte ich anno dazumal Filmkritik und Interview.

Weiterer Nachschub kommt aus dem Hause viaFilm. Ein Team bestehend aus Robert Ueffing, Farid Darraji und Philipp Niederlag verfolgte fast anderthalb Jahre lang das deutsche eSport-Geschehen mit Kameras und Mikrofon. Heraus gekommen ist ein rund ein-stündiger Dokumentarfilm, der aktuell den Titel "ProGamer" trägt. Wann und wo der Film erscheint ist noch unklar. Erste Einblicke können begeistern, vermittelt der Film doch ein packendes Portrait eines großen deutschen Teams, ganz im Stile klassischer Sportdokumentationen. Die Mischung aus Talking Heads und Impressionen funktioniert, zumindest für Szeneinsider. Wie der Film auf Außenstehende wirkt, müssen andere beurteilen.

Als eSportler guckt man sich die Filme letztlich eh alle an, sofern die Production Values halbwegs stimmen, und das tun sie bei allen oben genannten. Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche Produktionen, die in erster Linie von Clans oder Ligen finanziert werden. Was ich da bislang gesehen habe, war für sich genommen immer ganz nett, aber kann mit dem was ich von oben genannten Filmen gesehen habe nicht mithalten. Aber vielleicht irre ich mich, bin daher offen für Empfehlungen, gerne auch von älteren Filmen, die sich daran versuchen, eSport als solches im Allgemeinen oder Speziellen zu dokumentieren.

CGS gehimmelt

Früher oder später als erwartet, aber irgendwie nicht so ganz überraschend, hat die CGS laut cadred ihren Betrieb eingestellt. Nicht nur, dass sich jetzt eine Menge US und UK Spieler über ihre Nichtteilnahme an dortigen Intel Extreme Masters und ESL Pro Series Turnieren ärgern dürften, nein, auch der Arbeitsmarkt wird mit zahlreichem, frischem Personal geflutet.

Viel mehr geflutet werden aber wohl die Szeneseiten. Jetzt dürfen sich all die Hobbypropheten unter den eSports-Redakteuren mit detail- und fantasiereichen Analysen zu Wort melden, in denen sie konstatieren, dass das Ende ja sowieso absehbar war, dass die Zeit nicht reif war für eine CGS, dass ihr Ende dem eSport schadet und all die anderen Euphemismen, die man in durchschnittlichen Nachrufen so findet.

Ich will diese Artikel nicht lesen, und das will auch keiner der anderen Szeneseitenleser. Klar, abseits einer News muss das Thema weiter bearbeitet werden. Interviews taugen auch nur bedingt, da garantiert wieder einige Leute auf ausstehende Gelder warten, und solange sich nicht trauen, Klartext zu sprechen (siehe auch: CPL).

Zahlen sind interessant. Midway hat ja bereits sehr anschauliche Rechenspiele mit complexity betrieben.

Personal- und Spielerlisten sind interessant. Welche Free Agents gibt es jetzt plötzlich auf dem Markt.

Eine genaue, kurz prägnante und vor allem ungeschönte Chronik der CGS Ereignisse von Anfang bis Ende wäre schön, am besten immer im direkten Vergleich Anspruch (siehe Pressemitteilungen) und Wirklichkeit (siehe Kommentare auf nicht-gekauften Szeneseiten).

Und es gibt sicher noch andere Möglichkeiten, an das Thema heranzugehen. Da keiner diesen Blog liest, werden wir wohl trotzdem in den nächsten Tagen mit unzulänglichen Nachrufen und Pseudoanalysen bombardiert werden. Allerdings habe ich gewarnt und werde daher alle erscheinenden Artikeln einem gnadenlosen Bullshittest unterziehen!

Sonntag, 16. November 2008

Koreablog - Teil 2

Korea won in translation bzw. "Courteous bows, Germany number 1, FIFA Online 2 and cocoa milk with chocolate bars", der zweite Teil meines Blogs aus Korea ist jetzt online. Ausserdem gibt es viele neue Bilder und ne Menge News!

Freitag, 14. November 2008

Koreablog Teil 1

Auf der ESL-Seite gibt es Eintrag 1 meines englischsprachigen Koreablogs. Wenn alles gut geht, folgt heute ein weiterer Eintrag. Die volle ESL Coverage findet sich hier.

Montag, 10. November 2008

Und noch eine Spielemesse

Wie u.a. Spiegel-Online berichtet, planen Brancheninsiderkreise bereits eine neue Messe, die ab 2010 an den Start gehen könnte. Angeblich seien gamescom/Games Convention nicht europäisch genug. Vor einem Jahr noch hätte diese Meldung wohl keinen Menschen interessiert, aber das Wettrennen um die beste, größte, dollste Gaming-Messe inspiriert die Medien immer wieder, schürt das Thema doch klassische Ost-West Grabenkämpfe und jetzt sogar ein "Deutschland gegen den Rest Europas".

Ganz nüchtern betrachtet gibt es hier eigentlich nichts zu berichten. Leipzig wird spätestens im Frühjahr 09 ein Einsehen haben und die Games Convention absagen. Die gamescom wird die diesjährigen GC Besucherzahlen leicht übertreffen. Und auf europäischer Ebene wird es auf absehbare Zeit keine Gamesmesse geben. Die Schmach der ECTS hallt noch nach, während unbemerkt von der deutschen Presse z.B. in Italien verschiedene Konsum-orientierte Messen nennenswerte Erfolge feiern.

Für weitere Feldstudien zum Thema Spielemessen mache ich mich morgen auf ins Mutterland des eSports: Südkorea. Dort lockt in Seoul die Gstar 2008. Dort werden die kontinentalen WoW-Finals, die CS Südkoreafinals und ein WC3 Showturnier ausgespielt, alles im Rahmen der Intel Extreme Masters. Währenddessen wird dieser Blog ruhen, dafür werde ich auf unserer Coverageseite ausgiebig über die Veranstaltung berichten.

In der Woche drauf geht es dann für weitere Untersuchungen auf die VGExpo in Philadelphia, aber dazu später mehr!

Sonntag, 9. November 2008

Neue Multiplayergames

Mein sehr geschätzter Kollege Marcel "Rondrian" Menge hat sich durch meinen bescheidenen Internetauftritt inspiriert gefühlt seinen eigenen Blog aufzumachen. Ich fühle mich sehr geehrt!

Seinen ersten Eintrag kann ich auch direkt wärmstens empfehlen. In seiner Rolle als Vice Director Community Management bei Turtle Entertainment ist es Teil seiner Aufgabe, sich über die neuesten vielversprechenden eSport-Titel zu informieren. Ich bewundere, wie er es schafft, durch die Bank weg alle neuen Spiele zu spielen und sich eine fundierte Meinung zu bilden.

So bietet er zum Einstieg einen perfekten Überblick über aktuelle Multiplayer-Titel. Wer also wissen möchte, was die zahlreichen Weihnachtsreleases für den eSport tun oder nicht tun, sollte unbedingt mal reinlesen.

Impressionen von den World Cyber Games

Ich war jetzt an drei Tagen auf der WCG in Halle 8 des Kölner Messegeländes. Insgesamt ist die Veranstaltung eine gewaltige Weiterentwicklung zum eher schäbigen Turnier im italienischen Monza 2006. Diesmal merkt man die Millionen deutlich, die in diese Leuchtturmveranstaltung von Samsungs Marketing investiert werden.

Die Technik auf der Bühne ist vom feinsten, das Branding edel, die Location für eSport-Verhältnisse nobel. Dennoch oder gerade deswegen kann man sich des Gefühls nicht erwehren, dass diverse falsche Entscheidungen das Gesamtbild trüben. Es hakt bei der Turnierorganisation, der Betreuung der Presse, bei den Spielbedingungen, der Übermittlung von Turnierergebnissen und den Möglichkeiten zum Zuschauen, sowohl vor Ort als auch von zuhause. Kurz: Beim Kern des Geschehens.

Zahlreiche Fehlentscheidungen und Skandälchen prägen das Turniergeschehen. Die deutsche Presse lobt die Stimmung, findet aber auch zahlreiche Kritikpunkte. Nachdem sich die klassische Presse vom Polittrubel in Amerika und Hessen erholt hat, finden auch einige Berichte den Weg in Zeitungen, TV-Sendungen und Online-Portale.

Unterhaltsam ist es allemal, auch wenn man besser nicht für CS auf die WCG fahren sollte. Meine wichtigsten Vorschläge für Verbesserungen wären wohl die folgenden:
  • Ergebniseinblendungen auf der Bühne
  • Einhaltung des Bühnenprogramms und nicht ständiger Wechsel der Matches
  • CS auf der Hauptbühne
  • Übermittlung der Ergebnisse in den Pressebereich
  • Konsequente Regelung für Fotographen im Spielerbereich
  • Genaueres Regelstudium der Admins vor dem Event
  • eSport-beschlagener Moderator auf der Bühne
  • Bessere Zuschaumöglichkeiten für die 98% der Matches, die auf keiner der Bühnen gezeigt werden
All das ist nicht wirklich zuviel verlangt und ließe sich einfach bewerkstelligen. Ich frage mich ob hier bei den deutschen Organisatoren, für die es das erste eSport-Event ist, am Willen gefehlt hat, sich anständig zu informieren im Vorfeld, oder ob man ganz bewusst die WCG nur oberflächlich auf Hochglanz poliert hat, um der Zielgruppe von Sponsoren, Politikern und klassischer Presse zu gefallen.

Der ganz große Wurf war es jedenfalls nicht.

Donnerstag, 6. November 2008

World Cyber Games Eröffnungsfeier

Heute habe ich nach Monza meine zweite WCG besucht und diesmal auch die Eröffnungszeremonie mitbekommen, die wir beim letzten Mal verpasst haben, da wir erst Freitag angereist sind. Letztlich bin ich mit gemischten Gefühlen rausgegangen.

Das Dingen war teuer, das hat man an allen Ecken und Enden gesehen. Die Technik auf und um die Bühne war vom Feinsten, insbesondere der Beamer und die Riesendisplays. Mit den H-Blockx als Eröffnungsact und BMX-Künstlern hat man wie ich finde Geschmack bewiesen, auch wenn es nicht die eine Musik für eSportler gibt. Wobei ich erst nach 4 Songs bemerkt habe, dass das die echten H-Blockx sind und keine Coverband. Als ich sie vor 10 Jahren das letzte Mal live gesehen hatte, sahen sie doch noch etwas jünger aus.

Ab Beginn der eigentlichen Zeremonie war es dann allerdings ein ständiges Auf und Ab. Die Moderatoren haben mir gar nicht in den Kram gepasst. Eine Viola als deutsche Moderatorin mit einem native Speaker als Unterstützung wäre wohl eine deutlich bessere Wahl gewesen. Der Galileo-Moderator mag nach außen was her gemacht haben, aber hat eine völlig lustlose und uninformierte Performance abgeliefert. Da hätte man jemanden gebraucht, der entweder näher dran ist am Thema oder die Zeit mitbringt, sich vernünftig einzuarbeiten. Violas Englisch war OK, aber immer wieder ist es passiert dass die beiden Deutschen sich auf Deutsch unterhielten und die Mehrheit der Nicht-Deutschen Besucher außen vorblieb.

Bei den gezeigten Videos hatte ich ebenfalls gemischte Gefühle. Sie waren alle extrem gut aufgemacht, aber größtenteils fehlte mir der eSports-Bezug, z.B. beim adidas-Video, das wie ein adidas-Werbeclip zu klassischem Sport wirkte, bei dem am Ende nachträglich ein Satz zu eSport angefügt wurde, um den Bogen zum nächsten Part des Programms zu spannen.

Die Reden von Schramma und dem Samsung Electronics CEO ließen mich völlig kalt. Der Koreaner legte ein katastrophales Englisch hin, ungewöhnlich für den Chef eines global agierenden Unternehmens. Das ist bei einem Kölner Oberbürgermeister schon eher verzeihlich, aber auch er hatte wohl wenig Zeit sich vorzubereiten und hatte die Rede wenn überhaupt nur einmal vorher gelesen und musste sich so von einem Wort zum nächsten hangeln, immer mit dem Blick aufs Blatt.

Der Einlauf der Nationen erinnerte mich schwer an Pleiten, Pech und Pannen. Mit der alphabetischen Reihenfolge der Länder kamen die Hostessen Backstage kräftig durcheinander, so dass ab ca. Buchstabe S alles in totaler Konfusion endete und Serben mal als Südafrikaner angekündigt wurden. Zudem schien es, dass bei den wenigsten Ländern wirklich Spieler oder überhaupt Bürger des jeweiligen Landes die Flagge trugen. So erspähte ich einen mir bekannten niederländischen CS-Admin, der stolz die Flagge von Ägypten schwenken durfte. Offenbar war ein Großteil der Flaggenträger Teil des Adminteams, und das ohne Bezug zum jeweiligen Land. Völlig unverständlich, da anscheinend ein Großteil der Spieler im Publikum saß.

Viele Fans kamen nämlich nicht. Wie schon von den amerikanischen und italienischen WCG Grand Finals bekannt, stellten die Spieler und Teambegleiter den größten Block in den Sitzreihen. Die eigentliche Eröffnung der WCG legte OB Schramma dann in einen Nebensatz. Hier fehlte mir eindeutig das feierliche, dieser eine Moment auf den man bei Olympiaeröffnungsreden immer wartet.

Abschluss war dann der Fairplay-Eid, den der deutsche Admin und moon nur zu rund 30% synchron aufsagten, wodurch man fast nichts verstanden hat. Lustig auch, dass der werte Galileomoderator Jan Stolle als Rene ansprach. Er wusste die beiden Namen, hatte also immerhin eine 50% Chance richtig zu liegen.

Das klingt jetzt alles wie eine vernichtende Kritik, aber im großen und ganzen hab ich mich gut amüsiert. Angesichts der opulenten Optik und mit dem Wissen, dass hier 6-7 stellige Beträge investiert wurden, hatte ich meine Erwartungen wohl schlicht zu hoch gehängt.

Ich denke, viele der Fehler, die ich aufführe, passieren einfach und sind problemlos verzeihbar. Ich glaube eher, dass mein Problem mit der rund 90-minütigen Zeremonie ein anderes ist. Es fehlte die Dramaturgie!

Es waren im Grunde alle Einzelteile da, die so eine Zeremonie ausmachen, aber es wirkte extrem zerstückelt bzw. aneinandergereiht. Die Storyline hat gefehlt, man wusste grob was wohl noch so kommen wird, aber wurde da weitestgehend mit allein gelassen. Ich denke einen Großteil dieses Kritikpunkts hätte man mit einer besseren Moderation beseitigen können.

Insgesamt fühlte ich mich aber gut unterhalten, schließlich sitzt man nicht alle Tage in einer WCG-Eröffnungszeremonie und insbesondere die Auflistung der teilnehmenden Länder mit Punkten auf der Weltkarte hat mich sehr stolz gemacht auf unseren Sport. Ich freue mich auf die nächsten Tage und hoffe darauf, dass der Funke noch mehr überspringt.

Sonntag, 2. November 2008

Playmate des Monats November

Props an Fragster für den richtigen Riecher. Es gibt Storys, die ziehen einfach, und das Playmate Interview ist ein Paradebeispiel. Nicht, dass man jetzt irgendwelche großartigen neuen Erkenntnisse gewinnt. Die Endlosdiskussionen sind aber ein deutliches Zeichen dafür, dass auch im eSport Raum für diese Geschichten ist.

Es ist schön zu sehen, dass im eSport eine Offenheit für Themen herrscht, die man im klassischen Sportjournalismus bisweilen vermisst. Dabei sollte man dem Inhalt der zahlreichen Kommentare nicht zu viel Bedeutung zu messen, spricht doch die reine Anzahl an Wortmeldungen eine wesentlich deutlichere Sprache.

Das Interview bietet dabei gleich zwei mögliche Diskussionsebenen, die in den Kommentaren leider stark vermischt werden. Man kann sich inhaltlich mit dem Interview auseinandersetzen, kann aber auch darüber philosophieren, inwieweit das Privatleben von Spielern Teil der Berichterstattung sein kann, darf, muss oder sollte.

Ich liebe diese Metadiskussionen. In eine ähnliche Kerbe schlug mein Special Boys Are From Mars, Girls Are From Venus. Auch wenn in den hitzigen Wortgefechten kaum eine Meinung die Oberhand gewinnen kann, so ist die Frauen-Thematik im eSport immer eine willkommene Auflockerung zwischen Zahlen und Ergebnisberichterstattung. Fragster hat den Fehdehandschuh in die Runde geworfen, man darf gespannt sein, wann auch andere Seiten einen Teil des Aufmerksamkeitskuchen abbekommen wollen. Man kann nur hoffen, dass die entsprechenden Verantwortlichen erkennen, dass eSport Themen-offen ist. Am Ende sollte doch nur der Erfolg einer Story zählen, und der dürfte hier schon fast automatisch gegeben sein.

On another note: Lob gebührt allerdings auch den Jungs von ESL TV, die durch Playmates Berufung zur Co-Moderatorin auf dem Intel Friday Night Game in Berlin das fragster-Interview erst möglich gemacht haben. Gerade hier hat jemand das exakt richtige Gespür an den Tag gelegt. Glückwunsch!

Samstag, 1. November 2008

Gestatten, Pro Gamer

Danke an readmore, für diese endlos amüsante Schlagzeile. Man mag kaum glauben, was man liest, wenn man dem Link folgt. Stermy hat jetzt eine Webseite. Wow.

Die News, auf die readmore verlinkt, ist schlicht unglaublich, insbesondere das Statement, das stermy da zum Besten geben lässt. Es scheint als sei da wer in Fatal1tys PR-Zaubertrankkessel gefallen und hätte sich beim leer trinken ordentlich verschluckt und keine Luft mehr bekommen.

“I have been working on my personal website for a very long time now and I am very excited that the moment has come to make it public." - Heißt soviel wie: Meine Sponsoren haben neulich ein paar PR-Hansel engagiert, um fatal1ty.com nachzumachen, damit ich trotz permanenter Misserfolge in meinem "Lieblingsspiel" FIFA was zum Beißen bekommen kann.

"I couldn’t be happier, this project will allow me to interact directly with the community and also help gaming to grow as a real sport." - Was bedeutet: Mein PR Praktikant hat keine Ahnung von eSport, hat aber in einer CGS PM gelesen, dass alle eSport zu nem echten Sport machen wollen. In seinem Web 2.0 Seminar auf der Sonderschule haben sie ihm tolle Sachen von Mitmach-Internet erzählt und ihm die wichtigsten neumodischen Buzzwords in extra Groß auf seine Kreidetafel geschrieben.

"I will do my best to bring great content on the page for everyone, as well as personal thoughts, stories, game tips and so forth.”
- Meine Praktikanten werden während dem Kaffee kochen ein paar CGS Pressemitteilungen verwursten. Der Content wird keinen interessieren, aber meine Sponsoren haben mich überzeugt, dass ich mit stermy.com ganz groß rauskommen werde.

Epic. Fail.

Donnerstag, 30. Oktober 2008

WCG - Die Ruhe vor dem Sturm?

Gerüchteweise findet hier in Köln nächste Woche das größte eSport-Turnier des Jahres statt. Große Vorfreude bemerke ich allerdings noch nicht. MYM ist die einzige Szene-Seite auf der ich heute überhaupt einen aktuellen Artikel zu den WCG gefunden habe. Alle anderen Seiten begnügen sich mit Coverage der chinesischen World eSports Masters.

Zu sehr steckt den Redakteuren wohl noch der heftige eSport-Oktober in den Knochen, der Woche um Woche die Weltelite in allen möglichen Spielen gegeneinander antreten sah. Insbesondere in Deutschland könnte sich die mangelnde Vorberichterstattung bemerkbar machen: Wenn es um die Besucherzahlen der WCG geht.

Zwar gab es in Köln bereits zwei ausgedehnte Plakatkampagnen, allerdings mit Motiven, die höchstens der Fachmann als Werbung für eine Sportveranstaltung identifizieren kann. Möglich, dass die Saturn Flächenwerbung etwas bewirkt, aber um den Kern der deutschen Zielgruppe haben sich die eSport-fremden Agenturen eindeutig zu wenig gekümmert.

Eine Kampagne auf der ESL-Seite wäre wohl ungleich effektiver gewesen als Straßenwerbung mit enormem Streuverlust. So bleibt die Befürchtung, dass die WCG nächste Woche eine Insider-Veranstaltung wird: Für Redakteure, die zahlreichen in der eSport-Branche arbeitenden Kölner und den harten Kern der eSport-Fans, die kein Event in der Umgebung verpassen und sich selbst bei einer Schulmeisterschaft einen Event-Award abholen.

Wie in den Jahren zuvor wird es in jedem Fall voll aussehen auf den Rängen: Rund 675 Spieler reisen nach Köln, die wenigsten davon werden sich lange im Turnier halten und können so wie gehabt als Zuschauer doublen.

Dienstag, 28. Oktober 2008

Leipzig vs Köln - Neue Runde

Ganz kostenlos genießen Games Convention und gamescom derzeit die Aufmerksamkeit der Presse. Technikseiten, eSport-Szene, Tageszeitungen - alle berichten über eine neue Runde im Kampf um den Standort der wichtigsten Spielemesse. Trotz der Zusage nahezu aller wichtigen Branchenvertreter schlägt sich Leipzig weiter wacker und baut auf den Zuspruch eines guten Teils der deutschen Spielerbevölkerung.

Trotz der nun parallelen gamescom will man weiterhin eine Games Convention am geplanten Datum ausrichten. Fraglich nur, wer diese Messe besuchen soll, wenn alle interessanten neuen Spiele und eSport-Veranstaltungen in Köln sind.

Ich verstehe die Leipziger Messe, aber ihrem Image ist es sicher nicht förderlich, auf dem Kapitänsposten des sinkenden Schiffs zu verharren. Die endgültige Absage der Messe ist eine Frage der Zeit. Was die GC annodazumal ausgezeichnet hat, ist das Besetzen einer Marktlücke. Und weiß Gott ist die Games Branche jung und dennoch groß genug, dass es Marktpositionen zu besetzen gibt.

Leipzig sollte diesen Kampf verloren geben und stattdessen versuchen, mit all seiner Erfahrung und Ressourcen in kreativer Weise ein neues Produkt zu schaffen, das nicht in Konkurrenz zur gamescom steht, sondern sie ideal ergänzt. Ansonsten ist das gemeinsame Tischtuch mit der Industrie bald endgültig zerschnitten, und damit der Weg verbaut zu einem neuen Messeprodukt in diesem nachwievor wachsenden Marktsegment.

Montag, 27. Oktober 2008

Lustig ist, wenn keiner lacht

Gemeinhin ist eSport eine humorfreie Zone. Ironie möge doch bitte idiotensicher mit fünfzehn Smileys angekündigt werden, so die landläufige Meinung. Selten, dass Redakteure auf Szeneseiten wider diesen Trend arbeiten. Umso erfreulicher, wenn manche es dennoch wagen.

So Hanno Magnus heute auf readmore. Durchweg humorvoll wird über Sinn und Unsinn von Turnieraneinanderreihungen gewitzelt und die Ernsthaftigkeit der Turnierrushhour Oktober durch den Kakao gezogen. Fast schon reflexartig gehen die Leser auf die Barrikaden, fast 200 Comments nach 3 Stunden.

Dabei finde ich es schon extrem schade, dass sich der Autor im Vorfeld genötigt sah, den Artikel mit einem Disclaimer zu versehen: "Satire zu den World eSports Masters". Das ist schade, unterwandert das doch den subversiven, anarchischen Charakter, der einer guten Satire im Normalfall innewohnt.

Sie will schließlich den durchschnittlich humorvollen Normalbürger packen, und zu einer emotionalen Reaktion bewegen. Sie will den Leser hinters Licht führen, ihm einen Bären aufbinden oder ihn zu wütenden Reaktionen aufstacheln, wie es das deutsche Satiremagazin in schöner Regelmäßigkeit schafft.

Noch schlimmer ist der Rechtfertigungsdrang bei fragster, was eine gut geschriebene Satire schnell zur tristen Blödelei verkommen lässt. Zugute halten muss man der Seite allerdings, dass Humor hier in halbwegs regelmäßigen Abständen zum Einsatz kommt. Das war man sonst nur von den alten Bender-Comics oder in unfreiwilliger Form von evan_s Kolumnen auf SK-Gaming gewohnt.

Richtig subversiv wird leider kaum jemand noch heutzutage. Erwachsen genug dafür kann die eSport-Szene wohl kaum sein, wenn ich mir die heutige Commenteskalation unter HNOs Artikel anschaue. Ich würde mich jedenfalls tierisch freuen, wenn jemand versuchen würde, mich mit einem richtig guten, satirischen Artikel aufs Kreuz zu legen.

Achja, kennt ihr eigentlich schon den Skill Guide, der erklärt wie Vo0 damals so gut werden konnte?

Sonntag, 26. Oktober 2008

Nie wieder E for All

Eine Messe weniger. Wie IGN berichtet, wird es nächstes Jahr keine E for All mehr geben. Noch vor 3 Wochen wurde dort zum zweiten Mal eine Intel Extreme Masters Global Challenge ausgetragen. Schon dort wurde die Bedeutung dieser Videospielmesse deutlich. Die Messefläche war ungefähr doppelt so groß wie die von ESL Pro Series Finals, und es waren ungefähr genauso viele Besucher anwesend.

Erst wenige Wochen zuvor wurde schon die Digital Life in New York abgesagt - der eigentliche Zielort der ersten Global Challenge. Im Gegenzug für die E for All-Absage soll die E3 nächstes Jahr wieder stärker an ihre glorreichen Jahre anknüpfen, allerdings nachwievor als Fach- und nicht Besuchermesse. In der Vergangenheit hatte hier die GGL Eurocup und Americup Sieger gegeneinander antreten lassen.

Umso interessanter wird dagegen die Penny Arcade Expo, gegründet von den Machern des gleichnnamigen Comicstrips. Die Messe in Seattle startete 2004 mit 3.300 Besuchern, dieses Jahr waren es bereits 58.500. Ein großes eSport-Turnier fand hier bislang nicht statt.

Die einzige größere Messe abseits davon ist die VGXPO in Philadelphia, auf der die Continental Finals der Intel Extreme Masters ausgetragen werden. So richtig gegen die Games Convention und ihren mutmaßlichen Nachfolger gamescom kann aber keine der amerikanischen Messen anstinken. Nach meinen Erfahrungen in Amerika kann ich nur sagen: Wir können froh und stolz sein, dass Deutschland bei Gamingmessen so stark aufgestellt ist.

Samstag, 25. Oktober 2008

Leben und Sterben von eSport Blogs

Eigentlich sollte dieser Eintrag einen kritischen Überblick über die eSport-Bloggerszene liefern. In den letzten 12 Monaten habe ich immer wenn mir in den readmore Schlagzeilen oder anderswo ein Blog über den Weg lief einen Google Bookmark gesetzt. 17 Einträge habe ich da gesetzt.

Diese Blogs zu kritisieren fällt schwer: Die meisten sind nicht mehr erreichbar oder wurden seit Ewigkeiten nicht aktualisiert. Dabei war die Auswahl durchaus faszinierend. In der Bandbreite fanden sich verschiedenste Ausprägungen: Profispieler, die über ihre Erfahrungen berichten. Normale eSportler, die über ihren Alltag schreiben. Verschiedenste Seiten, die sich an Analysen und Berichterstattung versuchten. Humorvolles. Und einige Blogs, die irgendwo dazwischen angesiedelt waren. Und natürlich die zahlreichen Gerüchtemühlen selbsternannter Szeneinsider, die bei ihrer Trefferquote besser kein Lotto spielen sollten.

Dennoch gibt es ein paar Überlebende. So hat sich fragster zu einer vollwertigen Szeneseite gemausert. Der Blog DERQUAKER betreibt seit Anfang Juni eine durchaus ansehnliche Quake-Coverage. Lenskis Blogparodie Kistengang bietet beste Unterhaltung, wenn auch in unregelmäßigen Abständen und auf eher flachem Niveau.

Ein Spieler namens FrAGgi betreibt einen erfrischend naiven Blog, in dem er seine Clanerlebnisse und Sichtweisen auf verschiedene eSport-Angebote schildert. Der ehemalige Ocrana-Manager Mark Ralea (der den Traditionsclan einst seiner Shootersparte beraubte) betreibt mit Eikyo einen Blog irgendwo zwischen Web 2.0 Marktanalyse, Selbstanpreisung und eSports-Realitätsverzerrung. Für gute Unterhaltung ist jedenfalls gesorgt.

Die Blogsektionen auf Seiten wie SK oder MYM lasse ich mal außen vor. Mich interessiert in erster Linie der singuläre Stil oder der Team Effort in einem Blogchannel. Auf Szeneseiten scheint mir die Bezeichnung Blog in erster Linie als Entschuldigung dafür zu dienen, dass der Autor keine Lust auf vernünftige Recherche oder lesbaren Stil hatte, insbesondere bei den SK-Redakteuren.

Ich kann nachvollziehen, warum Blogs sterben. Regelmäßigen Textoutput zu liefern, noch dazu wenn das nicht zum Brötchenerwerb dient und man nahezu Null Resonanz bekommt, erfordert enorme Disziplin. Umso bedauernswerter finde ich es, dass es so wenige Idealisten gibt, die diese Widrigkeiten überwinden und die Szene mit ihren Einschätzungen und Erfahrungen bereichern.

Und ich bin gespannt, ob ich mich selbst als idealistisch genug herausstelle.