Donnerstag, 6. November 2008

World Cyber Games Eröffnungsfeier

Heute habe ich nach Monza meine zweite WCG besucht und diesmal auch die Eröffnungszeremonie mitbekommen, die wir beim letzten Mal verpasst haben, da wir erst Freitag angereist sind. Letztlich bin ich mit gemischten Gefühlen rausgegangen.

Das Dingen war teuer, das hat man an allen Ecken und Enden gesehen. Die Technik auf und um die Bühne war vom Feinsten, insbesondere der Beamer und die Riesendisplays. Mit den H-Blockx als Eröffnungsact und BMX-Künstlern hat man wie ich finde Geschmack bewiesen, auch wenn es nicht die eine Musik für eSportler gibt. Wobei ich erst nach 4 Songs bemerkt habe, dass das die echten H-Blockx sind und keine Coverband. Als ich sie vor 10 Jahren das letzte Mal live gesehen hatte, sahen sie doch noch etwas jünger aus.

Ab Beginn der eigentlichen Zeremonie war es dann allerdings ein ständiges Auf und Ab. Die Moderatoren haben mir gar nicht in den Kram gepasst. Eine Viola als deutsche Moderatorin mit einem native Speaker als Unterstützung wäre wohl eine deutlich bessere Wahl gewesen. Der Galileo-Moderator mag nach außen was her gemacht haben, aber hat eine völlig lustlose und uninformierte Performance abgeliefert. Da hätte man jemanden gebraucht, der entweder näher dran ist am Thema oder die Zeit mitbringt, sich vernünftig einzuarbeiten. Violas Englisch war OK, aber immer wieder ist es passiert dass die beiden Deutschen sich auf Deutsch unterhielten und die Mehrheit der Nicht-Deutschen Besucher außen vorblieb.

Bei den gezeigten Videos hatte ich ebenfalls gemischte Gefühle. Sie waren alle extrem gut aufgemacht, aber größtenteils fehlte mir der eSports-Bezug, z.B. beim adidas-Video, das wie ein adidas-Werbeclip zu klassischem Sport wirkte, bei dem am Ende nachträglich ein Satz zu eSport angefügt wurde, um den Bogen zum nächsten Part des Programms zu spannen.

Die Reden von Schramma und dem Samsung Electronics CEO ließen mich völlig kalt. Der Koreaner legte ein katastrophales Englisch hin, ungewöhnlich für den Chef eines global agierenden Unternehmens. Das ist bei einem Kölner Oberbürgermeister schon eher verzeihlich, aber auch er hatte wohl wenig Zeit sich vorzubereiten und hatte die Rede wenn überhaupt nur einmal vorher gelesen und musste sich so von einem Wort zum nächsten hangeln, immer mit dem Blick aufs Blatt.

Der Einlauf der Nationen erinnerte mich schwer an Pleiten, Pech und Pannen. Mit der alphabetischen Reihenfolge der Länder kamen die Hostessen Backstage kräftig durcheinander, so dass ab ca. Buchstabe S alles in totaler Konfusion endete und Serben mal als Südafrikaner angekündigt wurden. Zudem schien es, dass bei den wenigsten Ländern wirklich Spieler oder überhaupt Bürger des jeweiligen Landes die Flagge trugen. So erspähte ich einen mir bekannten niederländischen CS-Admin, der stolz die Flagge von Ägypten schwenken durfte. Offenbar war ein Großteil der Flaggenträger Teil des Adminteams, und das ohne Bezug zum jeweiligen Land. Völlig unverständlich, da anscheinend ein Großteil der Spieler im Publikum saß.

Viele Fans kamen nämlich nicht. Wie schon von den amerikanischen und italienischen WCG Grand Finals bekannt, stellten die Spieler und Teambegleiter den größten Block in den Sitzreihen. Die eigentliche Eröffnung der WCG legte OB Schramma dann in einen Nebensatz. Hier fehlte mir eindeutig das feierliche, dieser eine Moment auf den man bei Olympiaeröffnungsreden immer wartet.

Abschluss war dann der Fairplay-Eid, den der deutsche Admin und moon nur zu rund 30% synchron aufsagten, wodurch man fast nichts verstanden hat. Lustig auch, dass der werte Galileomoderator Jan Stolle als Rene ansprach. Er wusste die beiden Namen, hatte also immerhin eine 50% Chance richtig zu liegen.

Das klingt jetzt alles wie eine vernichtende Kritik, aber im großen und ganzen hab ich mich gut amüsiert. Angesichts der opulenten Optik und mit dem Wissen, dass hier 6-7 stellige Beträge investiert wurden, hatte ich meine Erwartungen wohl schlicht zu hoch gehängt.

Ich denke, viele der Fehler, die ich aufführe, passieren einfach und sind problemlos verzeihbar. Ich glaube eher, dass mein Problem mit der rund 90-minütigen Zeremonie ein anderes ist. Es fehlte die Dramaturgie!

Es waren im Grunde alle Einzelteile da, die so eine Zeremonie ausmachen, aber es wirkte extrem zerstückelt bzw. aneinandergereiht. Die Storyline hat gefehlt, man wusste grob was wohl noch so kommen wird, aber wurde da weitestgehend mit allein gelassen. Ich denke einen Großteil dieses Kritikpunkts hätte man mit einer besseren Moderation beseitigen können.

Insgesamt fühlte ich mich aber gut unterhalten, schließlich sitzt man nicht alle Tage in einer WCG-Eröffnungszeremonie und insbesondere die Auflistung der teilnehmenden Länder mit Punkten auf der Weltkarte hat mich sehr stolz gemacht auf unseren Sport. Ich freue mich auf die nächsten Tage und hoffe darauf, dass der Funke noch mehr überspringt.

6 Kommentare:

  1. Nice! Konnte nur die letzten 20 Minuten live sehen, aber das spiegelt es genau wieder!
    Ich finde es immer wieder traurig wie so Geld verbrannt wird das man sicher besser einsetzen hätte können. Und noch was: Viele Fehler die dort passiert sind DÜRFEN einfach nicht passieren auf dem Niveau das man so gerne nach aussen hin haben möchte!

    AntwortenLöschen
  2. Hm,

    also ich finde gerade so kleine und "leichte" Fehler sind eigentlich weniger zu verzeihen als größere Schnitzer die auf wirkliche Probleme in der Vorbereitung zurück zu führen sind. Denn gerade so Sachen wie die Reihenfolge des Einlaufes, die Anwesenheit aller Spieler, die richtige Ansprache eines Gesprächspartners sind ja keine Dinge die auf fehlende Geldmittel oder höhere Gewalt zurück zu führen sind, sondern schlichtweg auf die Art und Weise, die Sorgfältigkeit mit der man sich auf so etwas vorbereitet. Von daher sehe ich hier bei manchen Beteiligten eine fehlende Ernshaftigkeit der Veranstaltung gegenüber. Bzw fehlende Organisation im Hintergrund, denn einen Themen-fremden Moderator muss man nunmal ordentlich briefen. Und ich finde es dann sehr schade, wenn eigentlich materiell alles vorhanden ist um eine super Show draus zu machen, dann aber wegen schlechter Organisation das Bild so unnötig getrübt wird. Schlechter Redner stehen natürlich nochmal auf einem anderen Papier.

    Ich hab die Feier im Übrigen nicht gesehen, werde aber Samstag und/oder Sonntag auch mal vor Ort sein.

    Gruß,
    Timo

    P.S. David, du bist am Wochenende sicher auch da,oder? Vielleicht läuft man sich ja über den Weg. :)

    AntwortenLöschen
  3. Sonntag bin ich auf jeden Fall da, genau wie heute und morgen. Samstag weiss ich noch nicht.

    AntwortenLöschen
  4. Bekanntlich kann man alles immer besser machen, egal wie gut es ist.

    Das war eindeutig die beste Eröffnungszeremonie eines eSport-Events bisher.
    So viel steht fest. ;)

    AntwortenLöschen
  5. Fotos von der Opening Ceremony gibt es natürlich schon online -> http://gallery.ceea.at/

    AntwortenLöschen
  6. Hallo erstmal.
    Also ich war auch auf der Eröffnungsfeier anwesend und habe genau die selben Dinge zu kritisieren, die bereits angesprochen wurden..! Der komplette Ablauf der Feier geschah so lieblos und völlig unorganisiert. Die Band war noch ok, die Moderatoren waren ein Witz, und über den Flaggeneinlauf brauch man überhaupt keine Worte mehr zu verlieren. Alles in Allem hats mir jedoch ganz gut gefallen, war halt doch eine gewisse e-Sport-Atmosphäre zu spüren, mit all den bekannten und (für mich) vielen unbekannten Spielern der einzelnen Nationen. Wie man im Verlauf der WCG ja leider noch mitbekommen hat, waren das nicht die einzigen "Kleinigkeiten", die dieses Event meiner Meinung nach stark beeinflusst haben.

    Gruß Timo

    AntwortenLöschen