Donnerstag, 30. Oktober 2008

WCG - Die Ruhe vor dem Sturm?

Gerüchteweise findet hier in Köln nächste Woche das größte eSport-Turnier des Jahres statt. Große Vorfreude bemerke ich allerdings noch nicht. MYM ist die einzige Szene-Seite auf der ich heute überhaupt einen aktuellen Artikel zu den WCG gefunden habe. Alle anderen Seiten begnügen sich mit Coverage der chinesischen World eSports Masters.

Zu sehr steckt den Redakteuren wohl noch der heftige eSport-Oktober in den Knochen, der Woche um Woche die Weltelite in allen möglichen Spielen gegeneinander antreten sah. Insbesondere in Deutschland könnte sich die mangelnde Vorberichterstattung bemerkbar machen: Wenn es um die Besucherzahlen der WCG geht.

Zwar gab es in Köln bereits zwei ausgedehnte Plakatkampagnen, allerdings mit Motiven, die höchstens der Fachmann als Werbung für eine Sportveranstaltung identifizieren kann. Möglich, dass die Saturn Flächenwerbung etwas bewirkt, aber um den Kern der deutschen Zielgruppe haben sich die eSport-fremden Agenturen eindeutig zu wenig gekümmert.

Eine Kampagne auf der ESL-Seite wäre wohl ungleich effektiver gewesen als Straßenwerbung mit enormem Streuverlust. So bleibt die Befürchtung, dass die WCG nächste Woche eine Insider-Veranstaltung wird: Für Redakteure, die zahlreichen in der eSport-Branche arbeitenden Kölner und den harten Kern der eSport-Fans, die kein Event in der Umgebung verpassen und sich selbst bei einer Schulmeisterschaft einen Event-Award abholen.

Wie in den Jahren zuvor wird es in jedem Fall voll aussehen auf den Rängen: Rund 675 Spieler reisen nach Köln, die wenigsten davon werden sich lange im Turnier halten und können so wie gehabt als Zuschauer doublen.

Dienstag, 28. Oktober 2008

Leipzig vs Köln - Neue Runde

Ganz kostenlos genießen Games Convention und gamescom derzeit die Aufmerksamkeit der Presse. Technikseiten, eSport-Szene, Tageszeitungen - alle berichten über eine neue Runde im Kampf um den Standort der wichtigsten Spielemesse. Trotz der Zusage nahezu aller wichtigen Branchenvertreter schlägt sich Leipzig weiter wacker und baut auf den Zuspruch eines guten Teils der deutschen Spielerbevölkerung.

Trotz der nun parallelen gamescom will man weiterhin eine Games Convention am geplanten Datum ausrichten. Fraglich nur, wer diese Messe besuchen soll, wenn alle interessanten neuen Spiele und eSport-Veranstaltungen in Köln sind.

Ich verstehe die Leipziger Messe, aber ihrem Image ist es sicher nicht förderlich, auf dem Kapitänsposten des sinkenden Schiffs zu verharren. Die endgültige Absage der Messe ist eine Frage der Zeit. Was die GC annodazumal ausgezeichnet hat, ist das Besetzen einer Marktlücke. Und weiß Gott ist die Games Branche jung und dennoch groß genug, dass es Marktpositionen zu besetzen gibt.

Leipzig sollte diesen Kampf verloren geben und stattdessen versuchen, mit all seiner Erfahrung und Ressourcen in kreativer Weise ein neues Produkt zu schaffen, das nicht in Konkurrenz zur gamescom steht, sondern sie ideal ergänzt. Ansonsten ist das gemeinsame Tischtuch mit der Industrie bald endgültig zerschnitten, und damit der Weg verbaut zu einem neuen Messeprodukt in diesem nachwievor wachsenden Marktsegment.

Montag, 27. Oktober 2008

Lustig ist, wenn keiner lacht

Gemeinhin ist eSport eine humorfreie Zone. Ironie möge doch bitte idiotensicher mit fünfzehn Smileys angekündigt werden, so die landläufige Meinung. Selten, dass Redakteure auf Szeneseiten wider diesen Trend arbeiten. Umso erfreulicher, wenn manche es dennoch wagen.

So Hanno Magnus heute auf readmore. Durchweg humorvoll wird über Sinn und Unsinn von Turnieraneinanderreihungen gewitzelt und die Ernsthaftigkeit der Turnierrushhour Oktober durch den Kakao gezogen. Fast schon reflexartig gehen die Leser auf die Barrikaden, fast 200 Comments nach 3 Stunden.

Dabei finde ich es schon extrem schade, dass sich der Autor im Vorfeld genötigt sah, den Artikel mit einem Disclaimer zu versehen: "Satire zu den World eSports Masters". Das ist schade, unterwandert das doch den subversiven, anarchischen Charakter, der einer guten Satire im Normalfall innewohnt.

Sie will schließlich den durchschnittlich humorvollen Normalbürger packen, und zu einer emotionalen Reaktion bewegen. Sie will den Leser hinters Licht führen, ihm einen Bären aufbinden oder ihn zu wütenden Reaktionen aufstacheln, wie es das deutsche Satiremagazin in schöner Regelmäßigkeit schafft.

Noch schlimmer ist der Rechtfertigungsdrang bei fragster, was eine gut geschriebene Satire schnell zur tristen Blödelei verkommen lässt. Zugute halten muss man der Seite allerdings, dass Humor hier in halbwegs regelmäßigen Abständen zum Einsatz kommt. Das war man sonst nur von den alten Bender-Comics oder in unfreiwilliger Form von evan_s Kolumnen auf SK-Gaming gewohnt.

Richtig subversiv wird leider kaum jemand noch heutzutage. Erwachsen genug dafür kann die eSport-Szene wohl kaum sein, wenn ich mir die heutige Commenteskalation unter HNOs Artikel anschaue. Ich würde mich jedenfalls tierisch freuen, wenn jemand versuchen würde, mich mit einem richtig guten, satirischen Artikel aufs Kreuz zu legen.

Achja, kennt ihr eigentlich schon den Skill Guide, der erklärt wie Vo0 damals so gut werden konnte?

Sonntag, 26. Oktober 2008

Nie wieder E for All

Eine Messe weniger. Wie IGN berichtet, wird es nächstes Jahr keine E for All mehr geben. Noch vor 3 Wochen wurde dort zum zweiten Mal eine Intel Extreme Masters Global Challenge ausgetragen. Schon dort wurde die Bedeutung dieser Videospielmesse deutlich. Die Messefläche war ungefähr doppelt so groß wie die von ESL Pro Series Finals, und es waren ungefähr genauso viele Besucher anwesend.

Erst wenige Wochen zuvor wurde schon die Digital Life in New York abgesagt - der eigentliche Zielort der ersten Global Challenge. Im Gegenzug für die E for All-Absage soll die E3 nächstes Jahr wieder stärker an ihre glorreichen Jahre anknüpfen, allerdings nachwievor als Fach- und nicht Besuchermesse. In der Vergangenheit hatte hier die GGL Eurocup und Americup Sieger gegeneinander antreten lassen.

Umso interessanter wird dagegen die Penny Arcade Expo, gegründet von den Machern des gleichnnamigen Comicstrips. Die Messe in Seattle startete 2004 mit 3.300 Besuchern, dieses Jahr waren es bereits 58.500. Ein großes eSport-Turnier fand hier bislang nicht statt.

Die einzige größere Messe abseits davon ist die VGXPO in Philadelphia, auf der die Continental Finals der Intel Extreme Masters ausgetragen werden. So richtig gegen die Games Convention und ihren mutmaßlichen Nachfolger gamescom kann aber keine der amerikanischen Messen anstinken. Nach meinen Erfahrungen in Amerika kann ich nur sagen: Wir können froh und stolz sein, dass Deutschland bei Gamingmessen so stark aufgestellt ist.

Samstag, 25. Oktober 2008

Leben und Sterben von eSport Blogs

Eigentlich sollte dieser Eintrag einen kritischen Überblick über die eSport-Bloggerszene liefern. In den letzten 12 Monaten habe ich immer wenn mir in den readmore Schlagzeilen oder anderswo ein Blog über den Weg lief einen Google Bookmark gesetzt. 17 Einträge habe ich da gesetzt.

Diese Blogs zu kritisieren fällt schwer: Die meisten sind nicht mehr erreichbar oder wurden seit Ewigkeiten nicht aktualisiert. Dabei war die Auswahl durchaus faszinierend. In der Bandbreite fanden sich verschiedenste Ausprägungen: Profispieler, die über ihre Erfahrungen berichten. Normale eSportler, die über ihren Alltag schreiben. Verschiedenste Seiten, die sich an Analysen und Berichterstattung versuchten. Humorvolles. Und einige Blogs, die irgendwo dazwischen angesiedelt waren. Und natürlich die zahlreichen Gerüchtemühlen selbsternannter Szeneinsider, die bei ihrer Trefferquote besser kein Lotto spielen sollten.

Dennoch gibt es ein paar Überlebende. So hat sich fragster zu einer vollwertigen Szeneseite gemausert. Der Blog DERQUAKER betreibt seit Anfang Juni eine durchaus ansehnliche Quake-Coverage. Lenskis Blogparodie Kistengang bietet beste Unterhaltung, wenn auch in unregelmäßigen Abständen und auf eher flachem Niveau.

Ein Spieler namens FrAGgi betreibt einen erfrischend naiven Blog, in dem er seine Clanerlebnisse und Sichtweisen auf verschiedene eSport-Angebote schildert. Der ehemalige Ocrana-Manager Mark Ralea (der den Traditionsclan einst seiner Shootersparte beraubte) betreibt mit Eikyo einen Blog irgendwo zwischen Web 2.0 Marktanalyse, Selbstanpreisung und eSports-Realitätsverzerrung. Für gute Unterhaltung ist jedenfalls gesorgt.

Die Blogsektionen auf Seiten wie SK oder MYM lasse ich mal außen vor. Mich interessiert in erster Linie der singuläre Stil oder der Team Effort in einem Blogchannel. Auf Szeneseiten scheint mir die Bezeichnung Blog in erster Linie als Entschuldigung dafür zu dienen, dass der Autor keine Lust auf vernünftige Recherche oder lesbaren Stil hatte, insbesondere bei den SK-Redakteuren.

Ich kann nachvollziehen, warum Blogs sterben. Regelmäßigen Textoutput zu liefern, noch dazu wenn das nicht zum Brötchenerwerb dient und man nahezu Null Resonanz bekommt, erfordert enorme Disziplin. Umso bedauernswerter finde ich es, dass es so wenige Idealisten gibt, die diese Widrigkeiten überwinden und die Szene mit ihren Einschätzungen und Erfahrungen bereichern.

Und ich bin gespannt, ob ich mich selbst als idealistisch genug herausstelle.