Samstag, 17. Januar 2009

Nostalgie-Attacke: Warum Vo0 verlor und 2005 ein großartiger Jahrgang war.

Die Spannung, die Charaktere, die schiere Geschwindigkeit. Vom Sommer 2004 bis Winter 2005 hielt Painkiller die eSport-Welt in Atem. Das Spiel, das kaum wer selbst gespielt hat, und das die best verdienenden Pro Gamer hassten, einte die eSport-Community in staunender Ekstase.

Insbesondere die CPL World Tour 2005 war ein prägendes Erlebnis, insbesondere für mich. Die CPL Winter 2004 war mein erster Auslandevent. Während Rudi sich auf Counter-Strike konzentrierte, kümmerte ich mich um die Painkiller und Doom 3 Turniere - meine erste richtige Berührung mit Painkiller.

Und ich war gefesselt. Rücken an Rücken saßen Doom 3 und Painkiller-Spieler - der Kontrast hätte nicht größer sein können. Doom 3 war kaum schneller als Counter-Strike, Painkiller hingegen kann es locker mit Need for Speed aufnehmen. Das war mein Spiel.

Interessant vor allem, die großen Player hautnah zu erleben. Besonderen Kontakt hatten wir mit den deutschen Spielern, Highlight war aber für mich den berühmten Fatal1ty persönlich zu treffen. Auch andere hinterließen bleibende Eindrücke. Vo0 natürlich, aber auch Ztrider, der direkt nach einem Match rausflog auf seinem allerersten Offline-Turnier. Ein junger, schüchterner Schwede, der schnell aufblühen sollte, und knapp ein Jahr später den World Tour Stop in Chile gewann.

Die Winter CPL war bloßes Vorspiel. Richtig in Schwung kam das Spiel mit dem Start der CPL World Tour Anfang 2005. Und was für ein Start das war. Der CPL World Tour Stop in der Türkei muss als Legende gelten. Nie wieder hat eine Organisation es geschafft, einen Event komplett, aber wirklich absolut komplett in den Sand zu setzen, nur um wieder aufzustehen und es einfach einen Monat später nochmal zu versuchen.

Was war passiert? Ende Januar gab es in Istanbul einen Event mit lokalen CS-Turnier und dem ersten Painkiller World Tour Stop. Nur dass das Painkiller Turnier nicht stattfand. Offizielle Begründung: Schneestürme hätten alle Istanbuler Flughäfen lahm gelegt. Dumm nur, dass quasi alle angekündigten Spieler es rechtzeitig nach Istanbul geschafft haben, sich reichlich verarscht vorkamen und die wahre Nachricht gestreut haben.

Zumal das CS-Turnier stattfand - für die Painkiller-Pros war es ein verlängertes Bootcamp-Wochenende mit einem kleinen Extrapreisgeld. Unbeeindruckt setzte die CPL einen weiteren bzw richtigen Stop in der Türkei an, nur einen Monat später.

Glück für mich, mein damaliger "Arbeitgeber" rushed.de erkannte das Potenzial und schickte mich in die Türkei um von dort zu berichten. Schnell war klar, warum der erste Versuch in der Türkei in die Hose ging: Die CPL hat ihre weltweiten Turniere outsourced. Verantwortlich waren lokale Firmen, die vom Lone Ranger Scott Valencia - der Mann mit dem Cowboyhut - betreut wurden: Von Anfang an ein hoffnungsloses Unterfangen.

Beim ersten Mal waren die Organisatoren wohl nicht in der Lage leistungsstarke Rechner für das Turnier aufzutreiben. Beim echten Stop lief es dann halbwegs rund, auch wenn Valencia trotzdem gefühlt alle 5 Minuten einen lautstarken Wutausbruch bekommen hat. Dass es sich hier anders als bei den Spielern um Vollamateure handelt wurde mir klar, als die Headadmins versuchten, den Grund für einen verspäteten Turnierstart zu beheben.

Da saßen sie mit Sektflasche in der Hand um einen Laptop, angetrieben von Internet der Klasse Weinbergschnecke, und versuchten, einen NoCD-Crack für Painkiller runterzuladen. Da die mTw Jungs sich immer noch als unfähig erweisen, ihr unvergleichliches, 7 Jahre umspannendes, extrem umfangreiches Archiv an eSport-Artikeln, das nach der Umstellung auf die neue Seite nicht mehr erreichbar ist, erneut zugänglich zu machen, war ich so frei, meine Coverage-Ergüsse hier wiederzugeben. In den Postings unter diesen sind alle 10 Artikel vereint, die einen guten Einblick liefern dürften. Am besten von oben nach unten lesen.

Trotz der merkwürdigen Begleitumstände war mir schnell klar, was genau die CPL World Tour ausmacht, und warum diese Turnierserie einschlagen würde wie eine Bombe. Der Glamour, die Charaktere, die Action. Und ich hatte recht.

Nur einen Monat später sagten wir uns von rushed los. Cyph kämpfte sich dort noch als 1-Man-Army durch den glorreichen Sieg von SteLam auf der CPL Barcelona, pünktlich zum Start der CPL Schweden im Juni war dann aber readmore am Start, und ich übernahm die Coverage dieses einzigartigen Turniers.

Das Leserfeedback war überragend. Die Videocoverage der CPL war für die damalige Zeit wegweisend. Mit einem großartigen Caster-Lineup hat TSN regelmäßig die halbe Readmore-Leserschaft ein Wochenende lang an den Bildschirm gefesselt, für die Deutschen jubeln lassen, und im Overall-Finale zumeist für den Holländer die Daumen drücken lassen.

Es war ein großartiges Jahr. Nie zuvor und nie wieder danach habe ich regelmäßig bis spät in die Nacht eSport-Turniere verschlungen wie damals. Die Serie kulminierte in dem legendären Finale am Times Square.

Nachdem bis aufs Overall-Finale alle Matches in einem kleinen Internetcafe ausgetragen wurden, traf Fatal1ty auf Vo0 in einem MTV-Studio. Vo0 hatte 5 der 9 Turniere gewonnen, Fatal1ty 2. Und was für Duelle sich die beiden geliefert hatten. Legendär das Overall-Finale in Brasilien, in dem Vo0 eine kleine Führung herausspielte, nur um daraufhin Fatal1ty mit seiner ureigenen Taktik spektakulär zu demütigen.

Vo0 hatte auf Sacred eine Stelle entdeckt, die eigentlich nicht erreichbar sein sollte, auf dem Dach. Dort vercampte er sich, eine Taktik, die Fatal1ty sicher auch selbst eingesetzt hätte. Verzweifelt sprintete der Amerikaner minutenlang durch die Map, schaute an der entscheidenden Stelle aber nie nach oben. Ein Skandal für die Amerikaner der CPL, die unsinnigerweise sofort eine dem Spiel komplett konträr gegenüberstehende Regel einführten. Die Entwicklung behandelte ich in einer readmore Kolumne.

So trafen sie sich dann wieder am Big Apple. Nicht nur halte ich Painkiller nachwievor für das ansehnlichste eSport-Spiel aller Zeiten. Vor Kurzem zeigte ich einem deutlich jüngeren, schwedischen Kollegen, der nie mit Painkiller in Berührung kam, die Aufzeichnung von besagtem Finale. Nach rund 10 Minuten Einarbeitungszeit verfolgte er das Geschehen mit offenem Mund und kaum verhohlener Bewunderung.

Und das lag sicher nicht an der amateurhaften Aufmachung der Show, die in manchem Aspekt die CGS in punkto fremdschämlicher Anbiederung an imaginäre Zielgruppen problemlos übertraf. Diese Spieler waren gottgleich, ihre Bewegungen, ihre Aktionen, jeder taktische Zug eine Offenbarung.

Nach kürzester Zeit legt das Spiel seine Feinheiten offen. Man könnte sie nie selbst anwenden, aber man sieht, was die Stars ausmacht. Wofür man ein Auge braucht, ist die Frage nach dem Warum.

Warum hat Vo0 4 Maps in Folge verloren in diesem Match? Was ist passiert? Klar gab es Zeichen. Vo0 hatte ganz eindeutig kalte Hände, verheerend bei einem Tastaturakrobatikspiel wie Painkiller. Sicher, Fatal1ty kommt aus Kansas, kann gerne auch mal störende Gedanken ausschalten, und sich aufs Klicken und Tippen konzentrieren. Mehr Erfahrung in Matches um ne Menge Kohle hat er sowieso.

Wer das Video aus dem Finale sieht, erkennt aber deutlicher denn je die psychologische Seite des eSports, den gigantischen Effekt kleinster Fehler. Jede einzelne verlorene Map kann auf einen einzigen Frag zurückgeführt werden, oder im Fall der dritten Map auf eine fatale Unachtsamkeit.

Insbesondere die dritte Map ist ein Schlüssel, nicht nur um das Spiel verstehen zu lernen. Auf der kleinsten und schnellsten Map im Spiel, auf der die Spieler im Schnitt alle 3 Sekunden aufeinander treffen und man rund 5 Sekunden von einem Ende der Map zum anderen braucht, dauert es 7 Minuten bis zum ersten Kill. Selfkill inklusive, so dass es selbst dann immer noch 0:0 steht. Am Ende steht es 3:3, die Overtimeglocke läutet und scheint Vo0 für den Bruchteil einer Sekunde zu irritieren, der davor eine Minute lang Fatal1ty gejagt hat, der die Beine in die Hände genommen hat, und mit seinen 20 HP von einem Teleporter zum nächsten hetzte. Game Over für Vo0.

Das Overallfinale und wohl letzte, offizielle Painkiller-Match ist spielerisch enttäuschend, allerdings das am ehesten zugängliche Match. Es fasziniert. Man mag kaum glauben, dass das mit das langweiligste war, was das Jahr zu bieten hatte.

Unverdient, dass die CPL eine heftige Quittung bekam. Die World Tour 2006 musste abgesagt werden, trotz großer Pläne. Mitarbeiter wie Valencia und Sponsoren wie Intel verließen die CPL und schlossen sich der WSVG an. Anderthalb Jahre später machte auch diese mitten in der Saison dicht. Mittlerweile macht Intel mit der ESL die Intel Extreme Masters.

Dieses Turnier hat mich nach Südkorea gebracht, nach Russland, Frankreich, Schweden, Kanada und in die USA - großartige Erlebnisse allesamt. Und doch denke ich immer und immer wieder zurück an die Spannung, die Aufregung Painkiller live zu erleben in Istanbul, und anschließend ein Jahr lang online das Turniergeschehen in mich aufzusaugen.

Mindestens ein Mal im Jahr öffne ich meinen Downloadschatz, den Mitschnitt des World Tour Finales - leider das einzige Match im Videoformat in meinem Besitz. Ich kenne den Ausgang, die Maps, weiß was passieren wird. Und doch fesselt es mich jedes Mal wieder, und versetzt mich zurück in die Zeit als diese unvergleichlichen Charaktere sich ein ganzes Jahr diese epischen Kämpfe lieferten. Diese Zeit hat mich geprägt und leitet einen guten Teil meines eSport-Denkens. Ich werde sie immer in Ehren halten.

Und jetzt hab ich Lust Painkiller zu spielen. Hat das noch wer? Server gibts jedenfalls noch einige, bin über die üblichen Kanäle erreichbar!

CPL World Tour Stop #1: Einleitung

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 20.03.2005 auf rushed.de.

Knapp acht Monate ist es her, dass wir auf rushed.de, damals noch als mymTw bekannt, zum ersten Mal Painkiller als e-Sport Titel auf unserer Seite ins Gespräch brachten. Im Juli 2004 gab es auf der CPL in Dallas und auf dem ESWC in Frankreich gut dotierte Painkiller Turniere. Die Szene der Spieler war damals verschwindend klein, bis auf Fatal1ty und SteLam hatte sich keiner der Top-Spieler vorher auf internationaler Bühne einen Namen gemacht. Doch nach den beiden Turnieren änderte sich dies, der zweimal siegreiche VoO wurde ebenso plötzlich bekannt, wie Stermy, Moerser und deatz.

Wenige Monate später kristallisierte sich Painkiller als das Spiel heraus, das die Top 1on1 Spieler rund um den Globus führen sollte. Die CPL World Tour wurde gänzlich auf Painkiller ausgerichtet. Angesichts des immensen Preisgelds von 1.000.000$ fanden sich bald viele weitere gute Spieler, die die kleine Spitzenriege gewaltig erweitern sollten. Spätestens mit dem Painkiller Turnier auf der Winter CPL in Dallas hat sich ein Großteil des potenziellen Teilnehmerfeldes der Herausforderung gestellt.

Nur vereinzelt werden jetzt noch Spieler hinzustoßen, wie beispielsweise reptile und dragon von Dignitas. Diese werden ihre erste Painkiller CPL an diesem Wochenende in Istanbul bestreiten. Das Eröffnungsturnier der World Tour ist erstklassig besetzt, und gerade aus deutscher Sicht sehr vielversprechend. Nicht nur, dass wir das größte Kontingent an Spielern stellen, darunter befinden sich fast nur aussichtsreiche Kandidaten, die in der Vergangenheit schon viele Erfolge einfahren konnten, teilweise in Painkiller, zum größten Teil aber in anderen Spielen. Ein Blick in die Teilnehmerliste gibt mehr Aufschluss. Ab 32 Spielern geht es in die Double Elimination, davor werden Ausscheidungsspiele ausgetragen.

All diese Spieler kämpfen nicht nur um das Preisgeld sondern auch um die vier ersten Plätze, die eine Teilnahme am nächsten CPL Stop und vor allem am mit 500.000$ dotierten Finale garantieren. In der Vergangenheit haben wir uns bereits viel mit den einzelnen Teilnehmern beschäftigt, wer Infos zu den Spielern benötigt, wird in der angehängten Artikelliste fündig. Momentan ist es schwer abseits der bisher starken Spieler die Favoriten zu bestimmen, quasi jeder Teilnehmer ist entweder Favorit oder Geheimtipp. Die genaue Konstellation für die nächsten Stops wird erst nach dem Wochenende klar werden, was eines der spannendsten Egoshooter Turniere der letzten Jahre verspricht.

E-Sport auf höchstem Niveau, die professionellsten und sympathischsten Spieler, und der heimische Zuschauer schaut in die Röhre, denn Painkiller TV wurde nicht rechtzeitig fertig und auch die Aufnahme von Demos ist mit Problemen verbunden. Die beste Chance auf absolute Livecoverage habt ihr beim Radiostream der Kollegen von TSN, die eventuell sogar einen Videostream anbieten werden. Darüber hinaus findet ihr auf rushed.de den gewohnten Ergebnisservice mit aktuellen Brackets, soweit es die Technik vor Ort zulässt. Angesichts der Bedeutung dieses Events lassen wir es uns nicht nehmen, euch direkt aus Istanbul Fotos und Storys rund um das heißeste Turnier des Winters zu liefern.

Preisgeldverteilung:

  • 1. 15.000$
  • 2. 10.000$
  • 3. 7.000$
  • 4. 5.000$
  • 5. 3.500$
  • 6. 2.500$
  • 7. 1.750$
  • 8. 1.250$
  • 9.-12. 625$
  • 13.-16. 375$

CPL Türkei: Tagebuch affentod Teil 1

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 23.03.2005 auf rushed.de.

Soso, der erste Coverage-Einsatz auf eigene Faust. Im Ausland. In der Türkei. In der Weltmetropole Istanbul. Viele würden so eine Reise als Vergnügungstrip ansehen, aber dazu später mehr. Für mich bedeutet es Adrenalin und Arbeiten. Wenn ich auf einem Event bin, rücken alle anderen Gedanken in den Hintergrund, und seien sie vorher auch noch so zentral. Normalerweise baut sich die Anspannung vor einer Coverage über ein paar Wochen hinweg auf, nur um bei Erreichen des Zielortes nochmals schlagartig anzusteigen. Diesmal sah es allerdings anders aus, schließlich wurde die Vorbereitung der Reise nicht nur recht kurzfristig angegangen sondern auch von einigen anstrengenden CeBIT Tagen überschattet.

Sich erst am Morgen des Abflugs wirklich klar zu werden, was für eine Aufgabe man da übernommen hat, was von einem erwartet wird und was man selbst leisten muss im Zeitraum der nächsten Tage, scheint mir ein Anzeichen von Routine zu sein, so als ob man beruflich mal eben um die Welt düsen würde, um seinen Beruf auszuüben. Von einer Berufung ist der Job bei rushed.de aber noch weit entfernt; Spaß an der Arbeit steht im Vordergrund, denn schließlich wird man nicht entlohnt für die Mühen und Entbehrungen. Lohn genug muss es sein, die Erfahrung zu machen, wie es ist, aus dem Ausland zu berichten, das Gefühl zu genießen, in einen anderen Kulturkreis einzutauchen, und viele gute Storys mitzubekommen, die man dem geneigten Zuhörer in der Heimat erzählen kann. Auch wenn man fern von seinen Lieben ist, hält sich der Drang, das Feeling, das dieser Start der CPL World Tour auslöst, nach Deutschland zu vermitteln, auch um klar zu machen, dass hier Geschichte geschrieben wird.

So werde ich versuchen, möglichst viele Eindrücke in kürzeren Intervallen nach Deutschland zu funken, in der Hoffnung, dass die Botschaft ankommt. Ob und wieweit das möglich sein wird, steht zum momentanen Zeitpunkt noch in den Sternen, schließlich weile ich gerade erst seit kurzer Zeit im SAS Radisson Airport Hotel in Istanbul. Die Litanei des Leidens, die ich an den Anfang gestellt habe, sollte eigentlich nur als Überleitung dienen. Ich wollte eigentlich nur aussagen, dass ich nichtmal in der Zeit vor dem Abflug meine Ruhe hatte.

Kaum war ich am richtigen Gate für meinen Turkish Airlines Flug und hatte es mir ein wenig bequem gemacht, setzten sich drei laute, junge Männer neben mich. Da sie im Vergleich zur CPL Winter noch ziemlich genauso aussahen, ganz im Gegensatz zu mir, blieb es mir überlassen festzustellen, dass ich der rushed|affentod bin und sie die drei wichtigsten PK Spieler von Team Dignitas. Der Geheimtipp reptile, der CPL Doom 3 Zweitplatzierte dragon und der Coveragebeauftragte canna gesellten sich zu mir. Gewohnt lässig resümierten sie ein wenig von ihrem Bootcamp mit Fatal1ty, fanden Lob für die Kochkünste von DrDooms Mutter und begannen damit den ungeschlagenen Vo0 kleinzureden. Nebenbei lasen sie die heutige Rheinpfalz, die in der Regionalausgabe Speyer einen halbseitigen Artikel über die deutsch-amerikanische Freundschaft im Bootcamp und ein Interview mit Fatal1ty bot.

Canna und dragon, die bei der letzten CPL noch in Doom 3 antraten, gaben sich betont pessimistisch, während reptile mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein nach Istanbul gereist ist. Understatement: Fehlanzeige. Die Jungs waren durchaus realistisch mit ihrer Selbseinschätzung, ganz anders als die deutschen SK-Jungs, die sich wenig später für den gleichen Flug meldeten. Niemand hat mehr die Ruhe weg als diese drei. neok tut als ob er sich beim Überstehen der ersten Runde freuen würde, SteLam gibt den betont coolen Reiseleiter und CPL-Winter-Zweiter zyz lenkt mit feinster Ironie von jeder Frage zu seiner Vorbereitung ab. Da die drei mit gellehsak und Vo0 trainiert haben, dürfte die Überlegung aus der Einleitung zu dieser CPL greifen. Es wird ein Kampf der Bootcamps, mit dem Unterschied, dass das fnatic/SK.de Bootcamp ungleich stärker besetzt war als das Bootcamp in Speyer, bei dem 50% der Spieler auf ein Überstehen der ersten Runde hoffen müssen.

Der Unterschied im Selbstanspruch wird jederzeit gewahr. Während die Dignitas Jungs voller Bewunderung von Fatal1ty schwärmen, wird Vo0s Teamkollege gellehsak von SK kleingeredet. Auch der Holländer scheint nicht unschlagbar, zyz nennt eine Siegquote von 45%, wobei er allerdings weniger als 10 Matches gegen den niederländischen Superstar gespielt hat ("Bei mehr als 5 Matches pro Tag tut mir alles weh" .

Auch wenn man sich im Flugzeug nicht unterhalten hat, ist eine erste Begegnung mit den Deutschen sicher von Vorteil. Nicht nur, dass man Kontakt für Interviews, Statements und Fotos knüpft, es ist auch sehr hilfreich zu sehen, wie sich die Spieler selbst und untereinander einschätzen. Leute, die mit Vo0 oder Fatal1ty trainiert haben, sind in jedem Fall interessante Gesprächspartner. Vor allem im Matchup gegen letzteren wurden wohl manchem die Grenzen aufgezeigt, so dass gerade bei Dignitas schon gewitzelt wurde, wer als erster die Badeschlappen auspackt und sich nur noch um Coverage für team-dignitas.com bemühen muss/darf/soll. Canna schien allen als idealer Kandidat, schließlich hatte er schon bei der Winter CPL in Dallas nach Runde 1 viel Zeit zum Fotos schießen und Wodka trinken. Da SK ebenfalls keinen Redakteur in die Türkei entsandte, wurde dort neok als Coverageleiter gehandelt. In jedem Fall werden die Spieler nach dem Ausscheiden in erster Linie damit beschäftigt sein, ihren Kollegen zum Sieg zu verhelfen, zum Uppen von Fotos geschweige denn zum Niederschreiben von Gedanken wird da wenig Zeit bleiben, so dass wir wohl die einzige Seite sein werden, die euch schriftlich einen Eindruck vom Geschehen vermitteln wird. Das mag auch daran liegen, dass kein belesener Redakteur wirklich den Flug nach Istanbul antreten wollte, schließlich ist Turkish Airlines die unsicherste Airline Europas, wenn man dem von allen PK Spielern intensiv durchgesehenen Fachmagazin Maxim glauben schenken darf.

CPL Türkei: Tagebuch affentod Teil 2

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 23.03.2005 auf rushed.de.

Die Ankunft in der Türkei verlief äußerst angenehm, nach dem weichen Aufsetzen des türkischen Piloten fand sich die Maschine sehr schnell am richtigen Gate ein, so dass man innerhalb einer halben Stunde von Landung bis Ankunftshalle kommen konnte: Ein Segen für jeden, der schonmal in Toronto das Flugzeug wechseln musste. Doch nicht nur die Geschwindigkeit der Abfertigung machte die Ankunft zum Vergnügen. Inmitten der dichten Masse an Abholern konnten wir am Ankunftsterminal einen jungen Mann im Anzug ausmachen, der ein Schild mit der Aufschrift "CPL World Tour" hochhielt, und offenbar nur auf uns gewartet hatte.

Nach einem kurzen Gespräch mit dem jungen Herrn mussten wir allerdings feststellen, dass weder Dignitas noch rushed eine Einladung für den Shuttle Service zum Hotel erhalten hatten. Lediglich Namen wie Lammert und Kaasjager standen auf der Liste, was uns nicht davon abhielt, den guten Mann dazu zu drängen, uns eine Mitfahrt ins Hotel zu ermöglichen. Als dann der sagenumwobene Lammert tatsächlich vor ihm stand, ließ er sich tatsächlich dazu herab, das benötigte Shuttle zu rufen, das Platz für alle von uns sieben Deutschen bot. Die Fahrt war allerdings kurz und führte nur am Flughafen entlang. Das SAS Radisson, das in Zusammenarbeit mit den lokalen CPL Organisatoren einen speziellen Discount für die CPL-Teilnehmer bietet, liegt wirklich direkt am Flughafen.

Rätselraten gab es dagegen bezüglich der Location des Turniers. Die Februar-Geschädigten SteLam und reptile ließen verlauten, dass der Event diesmal nicht in einem Internetcafe stattfinden soll. Wenn man den Fotos die Google findet und der Website der Veranstalter Glauben schenken darf, wird der Event in einer zeltähnlichen Halle namens Mydonose stattfinden, die man scheinbar vom Hotelzimmer aus bewundern kann. Offenbar wird zum Veranstaltungsort ein Shuttle verkehren. Dass der Fahrer unseres Shuttles Ähnlichkeit mit den israelischen Auftragsmördern aus Kai Rabe gegen die Vatikankiller hatte, fiel unseren medienbewanderten PK-Superstars ziemlich schnell auf. Grau meliertes, kurz geschorenes Haar (die George Clooney Gedächtnis Frisur), dichte Sonnenbrille und Ohrhörer sind absolute Pflicht heutzutage, wenn man mit der neuesten Killermode gehen möchte. Zum Event wird er uns allerdings frühestens Freitag fahren, am heutigen Donnerstag steht allein die sogenannte Cultural Tour auf dem Plan, die dieses Jahr jeden CPL World Tour Stop einläuten soll.

Mit Istanbul gibt es zumindest gleich ein lohnendes Objekt für eine touristisch geprägte Stadtrundfahrt. Der Überblick aus dem Flugzeug war schon äußerst reizvoll. Bleibt nur zu hoffen, dass die Spieler die kulturelle Bedeutung der Stadt zu schätzen wissen und sich dieser Tour anschließen, damit es möglichst gutes Photomaterial für euch gibt. E-Sport Stars und Weltkulturdenkmäler, was will man mehr von einer Coverage?

Was als erstes auffällt, wenn man sein türkisches Hotelzimmer betritt, ist, dass es keinerlei Probleme mit den mitgebrachten Ladegeräten und Netzteilen geben wird. Die Türkei macht wirklich ernst mit ihrem EU-Bestreben und bietet 1:1 identische Stromstecker und Handystandards. Noch im Flugzeug kann man die SMS aus Deutschland checken, ohne Extraaufwand lassen sich Telefongespräche führen, auch wenn das Handy nun als Servicepartner auf einmal eine Firma namens Turkcell angibt. Wieviel der Spaß kostet, möchte ich allerdings nicht wissen.

Unlar ist dagegen, inwieweit die Spieler vor dem Turnier die Möglichkeit zum Training erhalten werden. Die Erfahrung der halb abgesagten CPL Türkei letzten Monat scheint die Spieler gelehrt zu haben, dass sie nicht unbedingt mit kostenlosen Trainingsmöglichkeiten rechnen können. Vor Freitag wird wohl nur auf den Hotelzimmern etwas gehen, was wirklich auf dem Event angeboten werden wird, bleibt bis zum ersten Besuch der Location ein spannendes Geheimnis.

Kein Geheimnis ist, dass alle Spieler hier im Radisson einquartiert sind. So vernimmt man beim Check-In am Mittwoch erstmal das angenehme britische Englisch von 4Kings Orga AphexTwin kurz gefolgt vom enthusiastischen und äußerst sympathischen Akzent der vier Italiener, die zum Teil mit Familie angereist sind. Ein Forrest ist einfach eine extrem positive Erscheinung, der über jede neue Bekanntschaft erfreut ist und sich nicht zu schade ist, ihm Unbekannte zu grüßen. Dass er auch gleich Stermy und die beiden anderen neuen Rocker im Schlepptau hatte, braucht man gar nicht mehr explizit zu erwähnen.

Was am Blick vom Hotelzimmer auffällt ist nicht die Masse an Moscheen oder die besonders Betonblockarchitektur, die die Türken zu pflegen scheinen, nein. Es ist der unglaubliche Verkehr, der sich seit Stunden am Hotel entlangschlängelt. Insbesondere die Buskultur, die die Türken pflegen, ist faszinierend. Jedes zweite Fahrzeug, das den Weg zwischen Hotel und Flughafen nimmt, ist ein zumindest kleiner Bus. Erstaunlicherweise sind viele dieser Busse ziemlich hoch gebaut, ohne wirklich die Länge deutscher Reisebusse zu erlangen. Mit dem flachen Einstieg gemeiner deutscher Nahverkehrsbusse haben sie wenig gemein, vielleicht gibt es hier ja keine Rollstuhlfahrer die den Bus nehmen? Dumm nur, dass mein Zimmer zu weit weg vom W-Lan Hotspot ist. Nach einem Wechsel des Zimmers, nun im zweiten Stock und nur mit halb so spektakulärer Aussicht ausgesattetet, lässt es sich aber nun ganz ungeniert im Netz surfen, wenn auch für einen horrenden Preis. Die Idee mit 4€ für 30 Minuten Schichten meine Fotos und Artikel auf die Seite zu bringen, während ich im Eiltempo IRC, Outlook und Kommentare auf unserer Seite checke, habe ich nach dem ersten Versuch wieder beerdigt und bin auf den wesentlich entspannteren 24h Tarif für schlappe 15€ umgestiegen. Somit ist zumindest bis Freitag Morgen der Zugang zum Netz gesichert.

CPL Türkei: Tagebuch affentod Teil 3

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 24.03.2005 auf rushed.de.

Es ist nahezu unglaublich, wie schnell man sich in einer fremden Stadt einleben kann. Ich bin zwar weit davon entfernt, Istanbul als meine Westentasche zu bezeichnen, aber ein gewisses Gefühl von Vertrautheit hat sich bereits eingestellt. Und dabei steht die Kulturtour erst noch bevor. Heute geht es mit einem Großteil der anwesenden Spieler zur Stadtrundfahrt, ganz wie zu Schulzeiten. Zumindest die deutschen Spieler scheinen kein anderes Thema mehr zu kennen, was aber auch daran liegen könnte, das sie schlichtweg nichts besseres zu tun haben vor dem Turnierstart am Freitag. Der einzige wirklich gut ausgestattete Spieler scheint Fatal1ty zu sein, dessen Hotelzimmer mehr und mehr zu Pilgerstätte wird. Ansonsten bauen alle darauf, dass es ab Freitag in der Event Location Trainingsmöglichkeiten gibt, andernfalls gibt es wohl einen Aufstand.

Die Spieler scheinen das Hotelgelände noch nicht verlassen zu haben, wenn man von den paar Leuten absieht, die die nebenan gelegene Tankstelle frequentieren. Ein wenig weiter wird durch einen Burger King die fettreiche Ernährung der Zocker sichergestellt. Die Frage, was wohl hinter diesem Burger King noch alles liegen mag (vielleicht das Meer?), animierte mich dazu, den Abend des ersten Tages mit einem Spaziergang zu beginnen. Die Haupterkenntnis aus meinem über 4-stündigen Gewaltmarsch muss lauten: "Verlasse niemals dein Hotel ohne Stadtplan."

Wenn das Hotel nicht wirklich direkt am Flughafengelände liegen würde, hätte ich wohl nie zurückgefunden. Wie man sich auf einer geradeaus führenden Schnellstraße verlaufen kann, ist mir immer noch ein Rätsel. Zu meiner Entschuldigung kann ich jedoch anführen, dass es wirklich dunkel war! Das heißt jetzt nicht, dass die Straßen mangelhaft beleuchtet waren, ganz das Gegenteil war der Fall. Das Viertel, das ich durchqueren musste um nirgendwo hinzugelangen, hätte ein gehobener Stadtteil in einer beliebigen deutschen Großstadt sein können, und das nicht nur wegen der deutschen Autos. Die Unterschiede liegen im Detail und man muss schon sehr genau hinsehen, um sie zu erkennen.

Dass Istanbul, zumindest auf der Westseite, auf Hügeln erbaut wurde, liegt wohl außerhalb des Zuständigkeitsbereichs der Stadtverwaltung. Nicht so ganz klar ist allerdings, warum man die Übergänge zwischen höher und tiefer gelegenen Häusern nicht etwas harmonischer gestaltet hat. Bei der Höhe der Bordsteine müsste wohl selbst ein Pferd Anlauf nehmen, um schadlos von einer Straßenseite auf die andere zu gelangen. Auch auf den Wegen selbst gibt es ein ständiges Auf und Ab. Zwischendrin gibt es immer wieder vollkommen unbefestigte Abschnitte, meist vor total zugemüllten, vermoderten und heruntergekommenen Bauruinen, die sich hier selbst neben hochmodernen Bürogebäuden immer wieder finden.

Die Straßen im alles andere als zentral gelegenen Stadtteil sind belebt und von Geschäften gesäumt, die teilweise bis in die Nacht hinein geöffnet sind. Abgesehen vom Dauerlärm des Flughafens (direkt in der Einflugschneise) lässt es sich hier sicher sehr angenehm leben. Die Stadt wirkt schon fast betont europäisch. So gut wie überall kann man bereits mit Euros bezahlen, die Fahrzeuge haben Euro Kennzeichen. Einzig die streunenden Straßenköter erinnern einen daran, dass man sich in einer südeuropäischen Metropole befindet, wenn schon die Temperaturen alles anders als ein klares Indiz sind. Diese Nacht bewegte sich das Thermometer mit um die 1°C knapp über dem Gefrierpunkt.

Offenbar sind die Istanbuler sehr auf Sicherheit bedacht. Nicht nur, dass beständig Polizeistreifen selbst durch abgelegene und menschenleere Straßen patroullieren, auch zu Fuß sind sehr viele (einzelne) Polizisten unterwegs, deren Uniform an amerikanische Polizeiserien erinnert. Darüberhinaus gibt es vergleichsweise viele Wachhunde an Bürogebäuden und an fast jedem Parkplatz einen Nachtwächter.

Business as usual gibt es dagegen im Hotel. Der zahlende Kunde will ausgenommen werden, und darf für eine Packung Kippen, eine Zahnbürste und Zahnpasta schonmal 19€ auf den Tisch legen. Entschädigt wird man dafür durch den Anblick, der sich einem des Abends bietet, wenn man die Hotellobby betritt. Die Briten von den 4Kings haben es sich zusammen mit Vo0 und gellehsak rund um eine türkische Wasserpfeiffe gemütlich gemacht. Die Shisha riecht nach Apfel, die Jungs sehen entspannt aus. Unterdessen kristallisiert sich mehr und mehr heraus, welche Spieler am Freitag tatsächlich um den Sieg beim ersten Stop der mit 1.000.000$ dotierten CPL World Tour spielen werden. Die erste größere Absage kommt aus Schweden, die beiden SK Spieler proZac und fazz scheinen sich noch nicht bereit zu fühlen und werden erst später ins Geschehen eingreifen. Angesichts des hochkarätigen Lineups dieses Turniers sicher keine dumme Idee.

CPL Türkei: Tagebuch affentod Teil 4

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 25.03.2005 auf rushed.de.

Glücklicherweise hat sich das Wetter in Istanbul von Mittwoch auf Donnerstag schlagartig verbessert. Die Temperatur war dem Breitengrad nun schon deutlich angemessener. Kein Wölkchen war am Himmel zu sehen, dafür konnte man recht eindrucksvoll beobachten, wie denn der Himmel unter einer Dunstglocke aussieht. Schon deutlich über dem Horizont verlief sich das Blau immer mehr zu einem schmutzigen Grau. Das ist sicher nicht ungewöhnlich für eine derart große Stadt mit überaus vielen Autos, aber für deutsche Verhältnisse etwas irritierend.

Der Donnerstag begann nicht nur klimatisch sehr angenehm, auch die Möglichkeit zum Ausschlafen wurde von den Anwesenden gerne genutzt. Gerade die Spieler und Shoutcaster aus Nord- und Südamerika waren fast einen ganzen Tag unterwegs, aber auch einige Europäer kamen wohl nur über langwierige Umwege an den Bosporus. Da der Mittwoch Abend allerdings für den ein oder anderen etwas länger ging, konnte man doch ein paar sehr erschöpfte Gesichter ausmachen, als man sich um 12 Uhr mittags in der Lobby des Radisson Hotels einfand, um die berühmt berüchtigte Cultural Tour anzutreten.

Mit knapp 50 Leuten machte man sich auf in Richtung Innenstadt, so viele, dass neben dem zur Verfügung gestellten Reisebus auch das Shuttle zum Einsatz kommen musste. Soweit ich es überblicken konnte, nahmen mit zwei Ausnahmen alle Spieler teil, die bereits am Mittwoch in der Türkei ankamen. Die offensichtlichste Abwesenheit war eindeutig die von Fatal1ty, der wohl mit seinem Trainingspartner zen den letzten Tag vorm Turnier für weitere Übungseinheiten nutzte.

Der Pro-Gaming Superstar wurde allerdings nicht vermisst, außer ihm waren wirklich alle dabei. Die Atmosphäre im Bus war gelöst und hat zumindest mich sehr an die Schulzeit erinnert. Ein Haufen Leute wird mehr oder minder freiwillig in einen Bus gepackt und im Eiltempo durch zumeist saualte Museen und Gotteshäuser gelotst. Wenigstens hatten wir ortskundige Busfahrer und Reiseführer, so dass zumindest das gewohnte Chaos, das überforderte Lehrer in solchen Situationen auslösen, ausblieb.

Das Fehlen einer Autoritätsperson war zwar sicher nicht schädlich, aber etwas merkwürdig. Die Kulturtour wurde einem Veranstalter namens basic events überlassen, die auch den CPL Schalter im Hotel betreuten. CPL Mitarbeiter oder Leute vom lokalen Turnierorganisator suchte man dort vergeblich, was nicht wirklich tragisch war. Selbst die notorischen Zuspätkommer waren kein Problem: Vo0, gellehsak und AphexTwin wurden kurzerhand in das Shuttle ausquartiert. Schon vor der Abfahrt stellte sich heraus, dass ganz wie bei der Klassenfahrt die Kulturbanausen hinten im Bus Party machen, während man im vorderen Teil gespannt dem ziemlich coolen Reiseführer lauschte, der sich bemühte uns mit viel Humor und Fachwissen die Stadt Istanbul näherzubringen.

Dieser scherzte erstmal über seinen Busfahrer, der just an diesem Tag endlich seinen Führerschein gemacht habe. Selbst wenn das etwas realistischer formuliert gewesen wäre, wir hätten auch so ziemlich schnell mitgekriegt, dass wir von einem richtigen Profi-Busfahrer kutschiert wurden. Allein schon um vom Hotel zur geeigneten Schnellstraße stadteinwärts zu kommen, verzichtete er auf die lange Fahrt am Flughafen entlang bis zur ersten Wendemöglichkeit und schlängelte sich gekonnt durch die winzigen Gässchen, die sich von vielen unentdeckt hinter unserem Hotel befinden. Schon dieser Teil der Stadt reizte zum Flanieren, Geschäfte und Imbisse reihten sich nur so aneinander, alles schien sehr belebt. Fast ebenso faszinierend fand ich die Ampeln mit eingebautem Timer, der anzeigte, wie lang die Rot/Grünphase noch dauern wird. Die Periode betrug aber anders als in Deutschland nicht vier Jahre, alle 30 Sekunden wird hier umgeschaltet.

Dabei handelt es sich wohl wirklich nur um einen eher unwichtigen Vorort, wie wir später feststellen sollten. Kurz nach der Abfahrt konnten wir erneut einen Blick auf die Location, das Mydonose Showland, erhaschen. Der Busfahrer nahm anschließend glücklicherweise die wunderschöne Küstenstraße am Marmara-Meer entlang. Schade nur, dass die Busfenster von außen mit Werbung zugeklatscht wurden, gescheite Fotos konnte man nur von den vorderen Sitzreihen aus schießen. Dies ist besonders traurig, da unsere Hinfahrt der einzige Abstecher entlang dieses beeindruckenden Gewässers war. Ich bin zwar kein Nordlicht, aber ich denke selbst ein Hamburger wäre erstaunt über diese Masse an Schiffen. Abseits des Panama- und Suez-Kanal ist der Bosporus wohl das meistgenutzte Nadelöhr auf unseren sieben Weltmeeren. Ein Großteil der Boote waren wohl Öltanker, die entweder auf die Durchfahrt oder auf die Be- bzw. Entladung warteten.

Die Atmosphäre im Bus war sehr entspannt. Zwar bildeten sich verständlicherweise länderspezifische Clicquen, aber das Thema Painkiller und die gemeinsame Sprache Englisch sorgten für ein deutlich beschleunigtes Kennenlernen, während sich unser Busfahrer gekonnt durch die engen Gassen hin zur blauen Moschee schlängelte. Den Stadtteil Beyazit erkundeten wir nun für ein paar Stunden per pedes. Nach einem Platz mit ein paar wirklich alten Obelisken und einer längeren Ansprache unseres Guides waren wir bereit für die volle Dosis Tourismus. Gewarnt wurden wir vor aufdringlichen Straßenhändlern und Taschendieben, außerdem bekamen wir einen Crashkurs in Sachen Islam.

Die blaue Moschee ist ein toll gelegenes Bauwerk, das durch seine sechs Minarette einzigartig in Istanbul ist. Allgemein prägen die Gebetstürme das Stadtbild mindestens genauso stark wie die unzähligen Wohnblöcke. Wolkenkratzer sucht man hier allerdings vergebens, was dem Panorama von den Hügeln aus sehr zugute kommt. Eine Skyline hat das ehemalige Konstantinopel auch gar nicht nötig. Der Stadtkern ist so wie er ist beeindruckender als die meisten europäischen Metropolen mit ihren hypermodernen Glas- und Stahlkonstruktionen. Der südliche Eingang in den nur wenige hundert Meter breiten Bosporus verursacht starke Bewunderung. Die umliegenden Hügel sind komplett bebaut, nur das tiefblaue Wasser kontrastiert dieses Bild.

Warum die blaue Moschee nun ausgerechnet diesen Namen trägt, hat sich mir allerdings noch nicht erschlossen. Auch im Inneren gab es nicht wirklich viel Blau, was die Ehrfurcht, die einem das Gebäude einflößt, nicht schmälert. Die Deckenmalereien, die Mosaikfenster und die unglaublich hohe Kuppel erinnern zwar entfernt an die großen christlichen Kirchen, aber wie überall gibt es im Detail Unterschiede. Das beginnt damit, dass man muslimischer Tradition entsprechend am Eingang seine Schuhe ausziehen und in die in Istanbul ubiquitären Plastiktüten verstauen muss. Da es im Islam bekanntermaßen eine Sünde ist, den Propheten Muhammed oder zentrale Figuren dieser Religion abzubilden, sind Fenster und Wandmalereien in relativ neutralen Mustern gehalten, was einen dazu verleitet, die Moschee im Eiltempo zu durchqueren. Auch die separaten Gebetsräume für Frauen erstaunten den ein oder anderen der fast ausschließlich aus dem christlichen Kulturraum stammenden Spieler.

Bewundernswert ist auch der radikal praktizierte Laizismus in der Türkei. Laut unserem Reiseführer sind wohl nur knapp 10% der Türken praktizierende Moslems. Dementsprechend gibt es keine staatliche Unterstützung für die Moscheen, wenn man von der Instandsetzung der wichtigsten Denkmäler absieht. So wird man am Ausgang direkt nach dem Wiederanziehen der Schuhe um eine Spende gebeten, sogar mit Quittung! Durch den Ausgang kann man schon im Hintergrund die berühmte Moschee Hagia Sophia erspähen, die direkt gegenüber der blauen Moschee liegt. Aus Zeitgründen ließen wir diese allerdings links liegen und machten uns nun auf den Spießrutenlauf durch die ganz auf Touristen ausgerichteten fliegenden Händler, hin zum archäologischen Museum. Dieses verfügt über eine große Anzahl wirklich alter Exponate, vom berühmten Alexandersarg über ägyptische Grabbeigaben bis hin zu Stücken, die auf dem Gelände von Troja in der Westtürkei gefunden wurden.

Kulturell sicher hochbedeutend, aber den meisten Teilnehmern schien die Bedeutung des Ganzen ein wenig entgangen zu sein, was auch daran liegen mag, dass wir nach einer kurzen Ansprache auf eigene Faust durchs Museum tigern durften. Knapp 45 Minuten für ein vollgepacktes, dreistöckiges Museum zusammengestellt aus über 5000 Jahren Menschheitsgeschichte sind schon sehr ökonomisch kalkuliert, die meisten Reisenden haben aber schon wesentlich früher aufgegeben und sich vor dem Museum im strahlenden Sonnenschein versammelt. Schade für sie, von den Ausstellungsstücken selber bis hin zu den zweisprachigen Erklär ungstafeln gab es viel zu sehen und zu lernen, wenn man sich nicht von den anfangs überproportional oft vertretenen Vasen und Schüsseln abschrecken ließ.

Den Eindruck, sich auf einer Klassenfahrt zu befinden, verstärkte noch, dass das Gelände des Museums mit (anderen) Schulklassen überlaufen war, fast alle übrigens in vergleichsweise adretten Schuluniformen. Der Anteil von Mädchen mit Kopftüchern war übrigens verschwindend gering. Bei dieser ersten Ruhepause bot sich die erste Gelegenheit, unsere Gruppe ein wenig genauer zu betrachten. Unter den knapp 50 Leuten war bestimmt ein Viertel, das allein vom Aussehen her nur schwer in die Kategorien Zocker, Onlineredakteur oder Shoutcaster passte. Da waren zum einen die Sponsoren und Vertreter der "echten" Presse. Intel und nVidia entsendeten jeweils Mitarbeiter in die Türkei, die vielleicht mit Painkiller nicht viel anfangen konnten, dafür aber umso interessierter an den touristischen Aspekten waren. Die linksliberale britische Zeitung Guardian hatte ebenfalls jemanden vor Ort, eher ungewöhnlich für eine Klassenfahrt. Dafür erinnerte einen die Anwesenheit der Spielereltern umso mehr an Landschulheimaufenthalte in der sechsten Klasse. Die Mütter von gellehsak und C_Lains ließen es sich nicht nehmen, ihre Söhne auf die Reise zu begleiten. Auch die Italiener von play.it waren teilweise mit Eltern und Geschwistern in die Türkei geflogen. Die älteren Herrschaften scheinen aber alle auf der Höhe der Zeit zu sein, nicht nur vom Erscheinungsbild her. Sie ließen ihre Kinder weitestgehend in Ruhe und genossen es einfach, dank ihres Nachwuchses ein wenig in der Welt herumzukommen. Nur der arme gellehsak wurde von seiner Mutter immer wieder zu kurzen Fotosessions gedrängt, enthusiastisch angefeuert von ihrem mehrmonatigen Gastgeber Vo0.

Unser Reiseführer war sichtlich bemüht, uns möglichst jugendnah und humorvoll die Geschichte der Stadt näherzubringen. Da wir keine echte Reisegruppe sind, gab es auch wenig Erläuterungswünsche zu seinen Erklärungen. Als dann aber unerwarteterweise doch noch eine Frage auftauchte, wusste er prompt nicht weiter. Einigen Spielern sind die vielen türkischen Flaggen aufgefallen, die überall an den Häusern hängen. Mit Nationalstolz alleine ließ sich das nicht erklären, denn letzten Monat war das nach Aussagen einiger damaliger Teilnehmer noch nicht der Fall. Erst ein paar Stunden später hatte er eine plausible Begründung parat, nachdem er offenbar jemanden gefragt hat, der sich damit auskennt. So gab es wohl zwei Tage zuvor in der Südtürkei eine gewaltsame Demonstration von Waldarbeitern, bei der nicht nur drei Menschen ums Leben kamen sondern schockierenderweise türkische Flaggen verbrannt oder zertrampelt wurden. Die Arbeiter sollen in Verbindung mit der kurdischen Arbeiterpartei (PKK) stehen, die zumindest in Deutschland verboten ist. Die türkischen Flaggen sind demnach eine Reaktion auf diesen Vorfall, Flagge zeigen im wahrsten Sinne des Wortes. Diese Geschichte hat vor allem die Amerikaner im Bus sehr beeindruckt und zu einer angeregten Diskussion zwischen destrukt und einem der TSNler darüber geführt, ob und warum man in den USA keine Flaggen und Geldscheine verbrennen oder entehren kann.

Je länger die Tour ging, desto intimer wurde die Atmosphäre. Es ist einfach eine sehr kleine Gruppe an Ausländern, die hier das Turnier bestreitet und begleitet. In kürzester Zeit weiss man wer wer ist, wie die Leute so drauf sind und welche Clicquen sich so gebildet haben. Ich vermute, dass sich diese Bindung über die nächsten World Tour Stops hinweg noch verstärken wird, dann kann man wohl noch mehr Parallelen zur immer wieder angeführten ATP Tennis Tour oder dem Formel-1-Zirkus ziehen. Hier entwickeln sich soziale Netzwerke und es ist nur eine Frage der Zeit, bis es auch mal zu Animositäten unter den Spielern kommen wird. Durch die geringe Anzahl an Pressevertretern fühlen sich die Spieler auch noch nicht belästigt, so dass man selten beim Foto in ein grimmiges Gesicht blickt. Da ist man von deutschen CS-dominierten Events anderes gewohnt. Anders als bei den Profisport Vorbildern bilden sich aber, noch zumindest, hauptsächlich Clan- und Länderbezogene Grüppchen, aber dank der vielen Engländer und Amis gibt es eigentlich immer ein nettes Gespräch, das man verfolgen oder in das man einsteigen kann.

Wie schon erwähnt, kann man hier wirklich überall mit Dollar oder Euro zahlen, die Händler haben immer einen Taschenrechner griffbereit. Dass man bei der Umrechnung über den Tisch gezogen wird, versteht sich von selbst. Zur Verwirrung trägt auch noch bei, dass die Türkei Anfang des Jahres ihre von Inflation geplagte Währung um einige Nullen reduziert hat. Eine Million türkische Lira entsprechen einer neuen türkischen Lira, Betonung auf neu. Die alten Geldscheine sind nämlich aufs übelste zerfleddert, kein Wunder dass man als Wechselgeld immer nur die noch bis Ende des Jahres gültigen alten Lira erhält.

Erfreulich am Stadtbild ist, dass es vergleichsweise wenige Fillialen amerikanischer Fastfood-Ketten gibt. Sie sind zwar nicht vollkommen abwesend, vor allem in Flughafennähe, aber die Dichte des Netzes in anderen europäischen Ländern wurde hier noch nicht erreicht. Dafür gibt es überall Straßenhändler, die Esskastanien oder Sesamgebäck anbieten, und Kebabimbisse. Insgesamt gibt es hier soviel zu Essen, das man sich fragt, wer denn den ganzen Krams verzehren soll.

Ähnliche Fragen kamen mir in den Kopf, als wir den berühmt berüchtigten großen Basar von Istanbul betraten. Man kann diesen Ort nur schwer in Worte fassen, das muss man einfach selbst erlebt haben. Einen Versuch will ich aber dennoch wagen. Knapp eine Stunde hatten wir Zeit um uns mit allem einzudecken, was wir niemals brauchen werden. Der Basar ist im Grunde eine Ansammlung mehrerer überdachter Einkaufsstraßen, die links und rechts von Händlern gesäumt werden. Von über 5000 Geschäften um zumindest halbwegs genau zu sein. Die Prophezeiung unseres Führers, dass man schon nach 5 Metern alle Produkte gesehen hat, die dort angeboten wurden, erfüllte sich wie selbstverständlich. Ganz dem Klischee entsprechend gab es in erster Linie Teppiche, gefälschte Klamotten, Lederwaren und Schmuck zu kaufen, und natürlich die üblichen Touristenaccessoires.

Was den Basar von Touristenausnehmstraßen wie beispielsweise in Prag unterscheidet, ist die für die Region typische Verkäufermentalität. Es ging dort tatsächlich zu wie auf dem Basar. Beständig wurde man von den zumeist vor ihren Geschäften stehenden Händlern in Gespräche verwickelt, vor allem die Lederwarenhändler gingen sehr offensiv vor. Diese Leute verstehen ihr Geschäft und wissen wie sie die unfreiwilligen Verkaufsgespräche in eine für sie günstige Richtung lenken können, zumeist in mehr als passablem Englisch. So wird man selbst ohne Augenkontakt zielstrebig angesteuert und mit Worten wie "Hey my friend, how are you doing?" begrüßt. Mit den kurzen Ein-Wort-Antworten rechnen sie natürlich und stellen ohne Ansatz die nächste Frage. Auch wenn sie wahrscheinlich schon am Akzent und Aussehen erkennen, woher der Tourist denn kommt, stellen sie immer die Frage, woher man denn komme. Natürlich haben sie immer ein paar Worte in Landessprache und mindestens eine tolle Anekdote zum jeweiligen Land parat. Sie scheinen nur darauf zu warten, dass man eine unhöfliche Antwort gibt, um einen dann wegen fehlender Wertschätzung der Gastfreundlichkeit des Landes ins Gewissen und ins Portemonnaie zu reden.

Da ich immer höflich blieb, kam ich nicht in so eine sicher unangenehme Situation, denn wie gesagt, die Jungs wissen wie man mit potenziellen Kunden umgehen muss und kann. Einige andere hatten aber negative Erfahrung gemacht, denn wenn die Händler nicht wollen, lassen sie einen wirklich nicht in Ruhe. Dazu zählt auch, dass viele von ihnen sehr genau wissen, wie man die fast schon obligatorischen Versuche über den Preis zu verhandeln unterbindet. Das beginnt schon damit, dass kein Produkt mit einem Preis versehen ist. So haben sie keine Skrupel einem für eine lädierte Tasse, von der die Farbe schon abbröckelt, einen Preis von 15 Dollar zu nennen. Selbst wenn man den Preis um die Hälfte drücken könnte, hätte man noch ein schlechtes Geschäft gemacht.

Dennoch hatten sich sehr viele Leute aus dem CPL-Tross mit allem möglichen eingedeckt. Besonders beliebt waren die Kleider, auch wenn sich wohl jeder darüber im Klaren sein dürfte, dass die Freude nicht lange halten wird. Die Erfahrung den großen Basar besucht zu haben, wird dafür etwas länger präsent bleiben. Der Ort strahlt trotz aller negativen Begleiterscheinungen einen ganz besonderen Charme aus. Die Händler, die beständig sich unterhaltend und Kaffee trinkend vor ihren Geschäften stehen, sind schon ein ganz besonders Völkchen. Da außer direkt von den Kaufleuten niemand bestohlen wurde, war der Basar für alle eins der Highlights der Tour.

Auch sehr reizvoll war das stark bevölkerte Umfeld des Basars, das schon eher einer richtigen Einkaufsstraße mit lokaler Prägung ähnelte. Zwar gab es auch hier noch ein paar Geschäfte mit dem gewohnten Touristensortiment, aber der Kontrast zum Basar war recht deutlich. Man fühlte sich fast wie in einer richtigen Stadt, es gab sogar Tauben!

Vom vielen Laufen, den Reisestrapazen und von Hunger gezeichnet, machte sich die Gruppe anschließend auf den Rückweg zum Bus, der nur unter größten Schwierigkeiten aus der total zugestellten Parklücke wieder heraus kam. Die Parkplatzwärter hatten größte Mühe, die ganzen Reisebusse aus dem Kuddelmuddel wieder herauszulotsen. Immer wenn ein Bus abfahren wollte, mussten die stets anwesenden Fahrer mit ihren Bussen Reise nach Jerusalem spielen. Der letzte Programmpunkt unserer Kulturtour sollte uns in ein Restaurant inmitten Istanbuls belebtester Einkaufsstraße führen. Immer noch auf der europäischen Seite fuhren wir dazu über eine Brücke entlang des goldenen Horns.

Dieses Viertel wirkte auch sehr sympathisch und nicht ganz so touristisch geprägt. Hier wurden zum Beispiel auch endlich Lebensmittel verkauft, in erster Linie Obst und Fisch. Das ausgewählte Restaurant machte einen sehr netten Eindruck, leider gibt es keine Fotos von dort, da bei meinen Akkus kurz vorher das Licht ausging und ich den Ersatz natürlich im Hotelzimmer vergessen hatte. Das Essen war kostenlos, nur die Getränke sollten wir selbst zahlen. Die Getränkekarte, auf der die Preise von Hand eingetragen wurden, deutete darauf hin, dass sich dieses Geschäft für die Betreiber lohnen würde. Die Tische waren bereits mit reichlich Vorspeisen gedeckt, hungrig stürzte man sich auf das Weißbrot und die Beilagen wie Tzatziki, eingelegte Bohnen, Salat oder Fisch, der geschmacklich am ehesten an Rollmops erinnerte. Das Hauptgericht fiel dann natürlich dementsprechend karg aus, man hatte die Wahl zwischen drei kleinen Fleischbällchen mit 5 Pommes Frites oder einer Handvoll frittierter Minifische. Türkisches Efen Pils schmeckt gut, nur auf den vermeintlich kostenlosen Raki hätte man auch verzichten können.

Unterbrochen wurde das Mahl von einer dreiköpfigen Folkloregruppe, die mit Instrumenten die an Laute, Tambourin und Klarinette erinnerten, türkische Volksweisen anstimmten. Dass der Klarinettist zwischendrin in eine recht genaue Interpretation von Lambada abdriftete, passte wunderbar ins Gesamtbild. Spätestens als sie dann einzelne Spieler zum mitsingen oder bauchtanzen herausnahmen, litt bei den meisten der Enthusiasmus. Aber abseits davon konnte man sich dort prächtig unterhalten und wurde zumindest halbwegs satt. Und wann hat man schonmal die Gelegenheit, mit einem Brasilianer, einem Japaner und einem Norweger zu Abend zu essen. mibr|own1e, C_Lains und SIGUMA erwiesen sich als interessante Gesprächspartner, denen man anmerkte, dass sie die Reise durchweg genießen. Einzig C_Lains muss sich ab Freitag anstrengen, er ist wohl der einzige Spieler im Turnier, der auf eigene Kosten angereist ist.

Man kann wirklich sagen, dass sich basic events ordentlich bemüht hat, uns einen angenehmen Einstieg in Land und Leute zu geben. Vom Bus über den Reiseführer bis hin zur Betreuung im Hotel hat man sich wirklich um alles gekümmert, schade nur, dass sie wohl nur für das Rahmenprogramm zuständig sind, über den Erfolg der Veranstaltung lässt sich noch lange keine Aussage treffen. Die meisten Spieler dürften aber überwiegend positive Erfahrungen mitgenommen haben und sich auch an der Tour in Barcelona wieder beteiligen.

CPL Türkei: Spielbericht WB Runde 1 - Vo0 vs. Burnie

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 25.03.2005 auf rushed.de.

Dieser Spielbericht spricht ein paar der Vorfälle an, die sich hier am Freitag zugetragen haben. Genauere ausführliche Erläuterungen folgen morgen früh.

Nachdem gegen 20 Uhr endlich die ersten sieben Shootout Matches ausgetragen wurden, beschlossen die türkischen Orgas doch noch das Winner's Bracket zu starten. Da aber ab 21 Uhr ein ohrenbetäubend lautes Konzert in der Halle stattfinden sollte, gab es einen enormen Zeitdruck. So stellten die Orgas es den Spielern frei, ob sie heute noch spielen wollten oder nicht. Die einzigen, die sich dafür bereit erklärten, waren Burnie und Vo0.

Auf der ersten Map Sacred gab es gleich einen schnellen ersten Frag für Vo0, dann einen Telefrag durch Burnie nach knapp einer Minute. Ab etwa 13:00 (es werden 15 Minuten pro Map gespielt) ertönte dann laute türkische Musik in der Lobby, die die Spieler kaum überhören konnten. Bis ca. 11:30 gab es Gefechte hier und da, ohne dass ein Spieler einen Punkt landen konnte. Burnie begann äußerst defensiv, wenn auch nervös. Hier und da misslingen mal Rocketjumps oder Sprünge, die er normalerweise aus dem Effeff beherrscht. Kurz darauf entwickelte sich ein spannender Kampf beim Megahealth: Burnie holt es und haut ab, schnappt sich die goldene Armor (GA) und machte sich endlich auf die Jagd nach Vo0.

Fast 5 Minuten sind gespielt auf Sacred und immer noch steht es 1:1. Dann plötzlich eine spektakuläre Air Rocket von oben nach unten im Flug bei der silbernen Armor (SA) zum 2:1 für Vo0. Vo0 spielt nun seine Dominanz aus. Unterdessen stoppt endlich die Musik aus der Lobby, die Leute betreten die Konzerthalle. Wie aus dem Nichts gibt es plötzlich einen Frag von Burnie, dann bis 8:00 aber wieder nur noch Frags von Vo0 bis zum Stand von 11:2 bei 7:30.

Anschließend gelingt es Burnie endlich mal, die GA zu holen, was er dazu nutzen kann, offensiv zu gehen und sich Vo0 zu schnappen. Nach einer kurzen Rundreise durch die Map campt sich Burnie bei der GA ein und geht danach direkt zur SA, wo er Vo0 fast erwischt. Direkt danach geht es zurück zur GA, bis er dort von Vo0 sehr unglücklich getroffen wird, während er ihn staken wollte, was diesen zu einem spontanen laut ausgesprochenen "Mist" verleitet.

Es steht 12:3 bei 6:20. Bei 5:30 gibt es einen fiesen Trick von Burnie, der bei der GA zum Frag führt. Direkt vor dem Teleporter oben am Vorsprung ist er die Wand entlang gesprungen und hat Vo0 von hinten die Rockets reingedrückt. Beim nächsten Schlagabtausch hat der Holländer aber schon wieder die Nase vorn, so dass es 16:5 steht. Danach gibt es einige kleinere Kills, aber keine klassischen Spawnfrags, wie man es sonst von Vo0 gewohnt ist. Dieser legt ein 23:5 bei 3:30 vor. Unterdessen hat sich eine Traube um Burnie gebildet und wird nach und nach größer. Am Anfang des Matches saß ich noch ganz alleine hinter ihm, nicht mal einer der Admins war da. Mittlerweile sind es knapp 10 Leute, auch wenn hinter Vo0 mindestens 20 stehen. Während mehr Leute kommen, sieht Burnie kein Land mehr. 29:5 mit einer Minute zu spielen. 32:5 am Ende auf Sacred.


Als 2. Map steht Psycho auf dem Plan. Dumm nur, dass der Server gecrasht ist. Nach ein paar Minuten Pause geht es nun weiter. Burnie holt sich gleich vom Spawn aus die GA. Trotzdem springt er gleich beim 2. Schlagabtausch direkt in Vo0s Rocket rein, gleich danach kommt es auch zum 2. Frag.

Burnie ist nun sichtlich nervös. Er wartet viel, ohne dadurch wirklich an Items zu kommen, da immer beim Itemrespawn gerade Vo0 um die Ecke kommt. Und wenn er mal vorausblickend die Fläche vor den Teleportern beschießen will, trifft er irgendwelche Pfosten, die plötzlich vor ihm stehen. Bei 3:0 nach 2 Minuten holt Burnie die SA, während Vo0 ihm dann die GA wegnimmt. Dafür gibt es dann im zentralen Teleporterraum einen spektakulären Frag, Burnie springt von oben runter und staket im Flug Vo0. Aber auch danach gibt es wieder missglückte Rocketjumps vom Deutschen. Das 4:1 für Vo0 fällt per Rocket an der GA. Dort gibt es auch das 5:1 bei 12:00. Danach entsteht eine Dominanz von Vo0 zum 12:1 nach 3,5 Minuten.

Auf Psycho kann Vo0 einfach seine Dominanz viel besser ausspielen und Mapcontrol erlangen. Burnie versucht es wieder defensiv wie auf der ersten Map, indem er hier und da Rockets reinhaut, aber sonst meistens Konfrontationen vermeidet. Es steht 16:1 bei 9:00. Dann kriegt Burnie mal die GA, aber Vo0 mit seinem charakteristischen "um den Gegner Rumspringen und Schießen" lässt ihm keine Chance. Es kommt zum Frag für Vo0, der aber schwer angeschlagen ist. Das nutzt Burnie für seinen 2. Frag.

Eine Dominanz entwickelte sich daraus aber nicht. Die nächsten Frags gingen wieder an Vo0, so dass es bei 7:00 19:2 steht. Direkt danach kommt es zu einem double kill zum 20:3. Auch der nächste Frag geht an Vo0, wonach er dominiert und sogar den secondary mode vom Painkiller auspackt. Selbst der Vo0 verratende Lichtstrahl hilft Burnie nicht, Vo0 spielt seine Überlegenheit perfekt aus. Bei 5:00 steht es schon 25:3 und keineswegs unverdient. Besonders die Duelle bei der GA sind für Burnie immer sehr vernichtend. Erst bei 4:20 gelingt ihm genau dort ein Stakekill zum 25:4, direkt gefolgt von einem Selfkill, während Vo0 wieder etwas ernster zu spielen scheint. Bei 3:00 28:5 crasht Vo0s Computer, das Spiele wurde aber nicht mehr fortgesetzt. Burnie gratuliert artig. Ab morgen gehts ins Loser's Bracket.

CPL Türkei: Tagebuch affentod Teil 5

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 26.03.2005 auf rushed.de.

Besser spät als nie lautet das Sprichwort, das ich auch gerne für meine Tagebücher gelten lassen würde. Ganz offenbar stehen die CPL Turniere in der Türkei unter keinem guten Stern. Nachdem es bereits letzten Monat vor und nach der "Absage" des Turniers zu diversen Problemen kam, wiederholt sich die Geschichte an diesem Osterwochenende. Am gestrigen Freitag war das allerdings noch nicht absehbar, voller Enthusiasmus traf sich der CPL-Tross vor dem SAS Radisson Hotel, um auf den Bus zu warten. Abfahrtzeitpunkt war 12 Uhr, High Noon sozusagen, die ersten Matches waren für 13 uhr angesetzt.

Zu diesem Zeitpunkt konnte man die meisten Spieler erstmals in ihrem Clanoutfit bewundern, abseits des Events wird der neutrale Freizeitlook bevorzugt. Herausstechend war dabei mouz|Burnie, der sein mouz-Trikot erst unmittelbar vor seinem ersten Match überstreifte. Alle Teilnehmer hatten ihr gewohntes Turnierequipment dabei, ganz nach persönlichem Geschmack. Als Pro-Gamer oder jemand der es werden möchte braucht man natürlich nicht nur Maus, Keyboard und Headset sondern auch Gelauflagen für die Arme und Mausskates und -bungies, denn Mäuse sind bekanntermaßen sehr widerspenstige Eingabegeräte. Nur die Wirksamkeit von Padspeed hat sich hier noch nicht herumgesprochen.

Im Bus konnte man bei einigen Spielern ein Verhalten beobachten, dass man von den oft erwähnten Klassenfahrten oder Formel-1-Übertragungen kennt. Köpfhörer auf, Musik an und ein wenig Relaxen bevor es ernst wird. Wohin es geht, wurde uns ja schon auf der Cultural Tour gezeigt. Das Mydonose Showland befindet sich auf dem CNR Expo Messegelände und wird in erster Linie für Konzerte und sonstige größere Veranstaltungen genutzt. Die CPL World Tour machte sich in der Eingangshalle und einer darüber gelegenen Plattform breit, alles unter einem der drei Zeltdächer, unter den anderen beiden befindet sich wohl die Haupthalle. Vor der Location konnte man schnell sehen, dass hier auch der türkische ACON5 Qualifier ausgetragen wird. Zahlreiche türkische Spieler standen dort und diskutierten wer denn von den Ankommenden nun wer ist. Die Gestik sagte alles aus ("Hey, ist das da nicht der und der??".

Große Verwunderung machte sich am Eingang bereit. Da Istanbul wohl auch für Terroristen ein beliebtes Reiseziel ist, gab es auch hier wieder scharfe Sicherheitskontrollen. So wurden alle Taschen durchleuchtet und man selbst nach Anschlagen des Metalldetektors gründlich abgetastet. Da die türkischen Sicherheitskräfte Englisch nur in Zeichensprache beherrschten, war nicht ganz klar, was man denn nun auf das Band legen sollte. In der Lobby angekommen wurde man von einer kleinen Ausstellungsfläche überrascht, mit der man angesichts des Fehlens eines BYOC (Bring Your Own Computer) LAN Bereichs nicht unbedingt rechnen konnte. Im Erdgeschoss befindet sich auch die Practice Area mit ca. 20 Computern, die exklusiv für die Painkiller Spieler reserviert ist. Auf diese Rechner stürzten sich die Teilnehmer auch sogleich, schließlich sollte es ja schon bald losgehen.

Für die Spieler, die keinen Platz mehr bekamen, und die Presse führte der Weg erstmal zum Anmeldeschalter, wo man seinen Ausweis für die Veranstaltung ausgehändigt bekam. Danach nahm ich den Weg die Treppe hinauf, die in den Turnierbereich führt, an dessen Rand sich der Bereich für TSN befindet. Diese haben sich an zwei Tischen eingerichtet und sind damit die einzigen Pressevertreter, die es bequem haben. Die restlichen Journalisten durften sich an der "Zebra Bar" niederlassen, Barhocker suchte man allerdings vergeblich.

Das war aber auch nicht weiter schlimm, denn selbstverständlich gab es noch kein Internet. Laut Aussage des Headadmins der türkischen Organisatoren sollte es nur kurze Zeit brauchen, bis endlich alles fertig ist und auch die Matches starten könnten. Dies blieb allerdings ein Wunschtraum, erst gegen 18 Uhr wurden die ersten Spieler zum Testen der Computer in den Turnierbereich gerufen. Davor gab es mehrere Ausfälle von Stromkreisen, offenbar wegen Überlastung. Außerdem bekamen die Admins es nicht hin, ihr Netzwerk mit dem Internet zu verbinden. Hier und da kam mal ein Paket nach draußen, aber nutzbar war das nicht. Irgendwann haben sie dann zumindest eine stabil langsame Verbindung hergestellt, die verständlicherweise dem offiziellen Coveragepartner TSN zur Verfügung gestellt wurde. Dass die Stimmung ansonsten recht gedrückt war versteht sich von selbst. Auch CPL Abgesandter Scott Valencia war ziemlich sauer und machte den türkischen Headadmin zur Schnecke. "This is last month all over again." Ohne x6 Orga Tempus hätte es weder Brackets noch eine aktuelle Version von pk++ gegeben.

Gegen 18:30 wurden dann zum ersten Mal Spieler in den Bereich geladen, um einen Belastungstest zu fahren. So begannen dann endlich die ersten Ausscheidungsmatches, unter anderem mit Burnie. Dieser konnte sich auch souverän durchsetzen und hatte somit als ersten Gegner im Winner's Bracket Vo0 vor sich. Gegen 20 Uhr füllte sich die Lobby schlagartig mit Leuten, die nicht unbedingt wie Painkillerfans aussahen. Am gleichen Abend fand ein traditionelles türkisches Konzert statt, direkt neben dem Bereich, in dem ein 50.000$ Turnier ausgetragen wurde. Somit wurde nach den sieben Single Elimination Matches der Turnierbetrieb auf den Samstag vertagt, auf Wunsch konnten die Spieler ihr Match aber auch kurz vor dem Konzert noch austragen. Das deutsch/niederländische Lineup war die einzige Begegnung, die zustande kam, dementsprechend groß war das Interesse der Anwesenden, siehe auch mein Game Report.

Auch nach Konzertbeginn hatten wir noch kein Internet, die Admins schienen ihre Bemühungen eingestellt zu haben und nicht mehr beständig die Verkabelung ihrer wenigen Komponenten komplett umzustellen. Stattdessen gönnten sie sich zur Feier des Tages und ihrer grandiosen Leistungen eine Flasche Wein, direkt vor der Nase der Pressevertreter, die immer noch darauf warteten, endlich Photos und Artikel ins Internet stellen zu können. Diese Möglichkeit bot sich aber erst nach der Rückkehr ins Hotel zu gewohnt astronomischen Preisen. So verlief der erste Turniertag alles andere als ereignisreich. Wirklich aufgeregt hat sich aber über die Unfähigkeit der Orgas niemand, mit einem problemlosen Turnierverlauf hat angesichts der Vorfälle letzten Monat wohl niemand gerechnet.

Matchreport Voo vs. zyz

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 27.03.2005 auf rushed.de.


Die erste Map war DM_Sacred. Nach 30 Sekunden das erste Gefecht bei der Gold Armor, wo Vo0 den ersten Frag gemacht hat. Beeindruckend war, dass sie bei der Silver Armor oft den Jump genutzt haben um kurz vor der Silver Armor umzudrehen. In den ersten paar Minuten ist außer ein paar kleinen Gefechten nichts passiert. zyz wartete auf die Gold Armor, doch direkt danach wurde er von einer Granate vor dem Teleporter gefraggt. Im Teleporter Raum ging es dann los, Vo0 glänzte mit seinem exzellenten Aiming. Es stand 4:0 nach den ersten drei Minuten. Nur eine Minute später, führte Vo0 jedoch schon mit acht Frags. zyz musste nun versuchen seine Taktik ein wenig zu ändern, kassiert aber trotzdem noch eine weitere Granate. Vo0 behauptete weiterhin seine Mapcontrol. Für zyz sah es nicht gut aus, er hatte sich mit einem Rocket Jump zur Gold Armor selbst gekillt und somit stand es -1:10 aus seiner Sicht. Spektakuläre In-Air-Action mit der Shotgun bei der Silver Armor und immer wieder Spawn Kills. Vo0 zieht sich etwas zurück, versucht zyz mit Granaten zu killen, inzwischen holt sich zyz die Gold Armor. Inzwischen sind wir in Minute 8 und zyz steht immernoch weit hinten. 30 Sekunden später erreichte zyz endlich zwei Mal in Folge die Gold Armor und holt dementsprechend Vo0 bei der Silver Armor und glänzt mit einem einen Spawn Kill direkt hinterher. Dann wurde es wieder ruhig, nur einzelnes abtasten war zu sehen. Noch vier Minuten waren zu spielen und es stand 16:1 für Vo0. Vo0 macht in Minute 11:30 wieder ein Frag und bringt seinen Kontrahenten beim Respawn erneut in Bedrängnis. Direkt vor der Silver Armor ein Gefecht bei Minute 13, das zyz gewinnt. Dann eine super Flame Stake über die komplette Gold Armor Halle hinweg, da zyz wusste das er dort sein muss. Direkt danach kassiert der Deutsche aber wieder eine von Vo0's Granaten. Nach Minute 14:50 kam das GG von beiden und es stand 22:2 für Vo0 auf DM_Sacred.

Als zweite Karte wurde DM_Absinthe gewählt. Vorsichtiges Abtasten am Anfang, wie von den Spielern gewohnt. Erster Frag gegen zyz durch eine etwas glückliche Rocket, gefolgt von einer glücklichen Stake zum 2:0 für Vo0. Nun baut Vo0 mit dem Electro-Driver und der Shotgun seine Dominanz auf und holt fast immer die Gold Armor. Ein Frag nach dem Anderen, das 6:0 erfolgt durch spektakulären PK-Kill. Vo0 sehr siegessicher und kreativ mit den weniger genutzen Waffen, auch seine Laufwege sind wesentlich unkonventioneller, selbst als die beeindruckenden von Lexer. Trotzdessen gelingt Vo0 nur ein weiterer Frag bis Minute 5, dann macht zyz endlich seine ersten beiden Frags.
Zur allgemeine Belustigung folgt auf Vo0's lautem Ausruf BULLSHIT, ein trauriger Ingame Smiley (" ". Nach einem Selfkill von zyz übernimmt Vo0 aber wieder die Kontrolle und holt sich beständig die Gold Armor. Die Frags macht er nun wieder hauptsächlich mit Shotgun und Rockets. Weniger Granaten nun, dafür unglaublich präzise Shotgunschüsse, teilweise unmittelbar bevor zyz um die Ecke kommt. Lange Fragphase von Vo0, bis zyz um Minute 10:30 rum zurück ins Spiel findet und zwei Frags zum Stand von 3:12 aus seiner Sicht macht. Rund um die Leinwand vor den knapp 20 Stühle stehen, wird während dem Match Intel Werbung aufgehängt, sehr nervig für die Zuschauer. Kurz darauf Selfkill von Vo0, mit dem zyz weiter ins Spiel zurückfindet und nun ein Frag nach dem Anderen machen kann, während Vo0 keine Armors erreicht. Bei Minute 13 macht zyz den Frag zum 8:20. Vo0 verhält sich nun jedoch sehr Clever und macht dementsprechend 45 Sekunden später den Frag zum 21:8, der das Spiel vorzeitig entscheidet. Zwar gibt es in der letzten Minute eine glückliche Stake von zyz und einen Doublekill, danach aber wieder das gewohntes Bild, während Vo0 zyz mal wieder mit dem Secondary-Mode des Painkillers demütigt. Der Schlagabtausch verliert ein wenig an Ernsthaftigkeit, der Endstand: 25:11.

CPL Türkei: Tagebuch affentod Teil 6

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 28.03.2005 auf rushed.de.

Im Gegensatz zum Freitag verlief der Samstag überwiegend zwischenfallfrei. Als ich gut eine Stunde später als die Spieler im Mydonose Showland ankam, waren die ersten Begegnungen schon im vollen Gange. Fast alle der 18 PCs für das Painkiller-Turnier waren besetzt, die ersten Spiele des Winner's Bracket hatten schon einen Sieger. Bis auf sieben Spieler waren am frühen Sonnabend noch alle der 39 Angereisten im Turnierbaum vertreten, eher ungewöhnlich für ein solches Wochenende. Auch wenn der ein oder andere den Tag durchweg pessimistisch anging, dürfte sich wohl jeder die Hoffnung gemacht haben, den ersten World Tour Stop nicht mit zwei Niederlagen in Folge unrühmlich zu beenden. Nach außen hin ließ sich das aber keiner anmerken, bei den Deutschen wurde es schon zum Running Gag darauf zu verweisen, dass der geneigte Zuschauer doch bitte das Turnier in Spanien abwarten solle, bei dem sie dann endlich den Trainingsstand erreicht haben wollen, der dem Preisgeld angemessen ist. Das galt insbesondere für die Spieler, für die es das erste Painkiller-Turnier war, wie DrDoom oder Burnie.

Natürlich gab es für die Admins mal wieder reichlich Gelegenheit ihr Unvermögen zu demonstrieren. Zwar lief urplötzlich der Internetzugang, und das sogar in ziemlich akzeptabler Geschwindigkeit, aber die Organisation der Spiele war genauso chaotisch wie am Freitag. Die technischen Schwierigkeiten waren jedenfalls ausgeräumt und im Laufe des Samstags kam es nicht mehr zu den Unmengen an Computer- und Servercrashs, die die Ergebnisse des Februar-Turniers schwer beeinflussten. Bereits früh konnte man dagegen die Rückkehr der Falschmeldungen beobachten, die schon bei der Winter CPL in Dallas für Verwirrung sorgten. Das lag daran, dass die Admins nun von den Brackets, die tempus erstellt hatte, abwichen und fortan mit einem ausgeklügelten System aus Papier und Bleistift arbeiteten. Da bis auf den Headadmin fast alle Zuständigen nur gebrochenes Englisch beherrschten, gestaltete sich die Ergebnisweitergabe als schwierig. So waren sie überzeugt davon, dass canna nach der ersten Runde im Loser's Bracket ausgeschieden sei, was zwar den niederländischen Gegner freute, aber sonst eher für Belustigung sorgte, denn schließlich hatte canna nach seinem frühen Ausscheiden im Winner's Bracket und bei der CPL Winter endlich mal wieder ein offizielles Match gewinnen können. Auch er selbst nahm es mit Humor.

Bitter war auch, dass die Veranstalter es nicht für nötig befanden, eine offizielle Ergebnisseite im Internet anzubieten, wie man es von den CPLs in den USA und so ziemlich jedem anderen e-Sport Turnier weltweit gewohnt ist. Die Jungs von TSN, sowie 4K|AphexTwin, x6.tempus und meine Wenigkeit waren die einzigen, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten um eine Information der Öffentlichkeit bemüht waren. Hier hinkt die World Tour ihren großen Vorbildern aus dem Sport noch weit hinterher, man stelle sich eine Olympiade vor, bei der die Sprinter oder Schwimmer immer eine Stoppuhr bei sich tragen und nach dem Rennen ihre Zeiten per Telefon in die Heimat schicken müssen. Da aber der Headadmin des nächsten Stops in Spanien am letzten Aprilwochenende auch in Istanbul anwesend war und die Probleme aus erster Hand mitbekommen hat, dürfte das wohl nicht mehr vorkommen. Der Programmierer des einzigen Painkillerbots und Turnierteilnehmer PiTaGoRaS wird sicher darauf pochen, seinen Bot umfangreich einzusetzen, so dass man mit Besserung rechnen kann, zumindest für Barcelona.

Je länger das Turnier andauerte, desto mehr konnten die Vertreter der konventionellen Presse dem Geschehen folgen. Die Schreiberlinge von Stuff Magazine und dem Guardian hatten schon deutlich sichtbar Lieblingsspieler, deren Turnierverlauf sie verfolgten. Auch mit dem für Außenstehende vollkommen verwirrenden Turniermodus der Double Elimination Brackets kamen sie zusehends besser zurecht, was aber auch daran lag, dass eigentlich jeder bemüht war, den beiden jungen Herren einen möglichst positiven Eindruck von der CPL World Tour zu verschaffen und ihnen auch ungefragt beständig alle möglichen Details erklärten. Wahrscheinlich waren sie froh, dass auch mal ein Außenstehender wirkliches Interesse an den Details zeigte und nicht wie Eltern oder Freunde nur an Stadt und Preisgeldern. Sie sagten zwar nicht ständig Roffel wie z.B. Burnie (Ist Crush ansteckend?), aber sie wurden mit fortschreitendem Turnierverlauf zusehends sicherer in ihrer Ausdrucksweise, wenn sie jemanden zum aktuellen Geschehen befragte.

Da Painkiller immer noch den ein oder anderen kleinen Bug hat, muss man sich teilweise unkoventionell behelfen. Den Shoutcastern von TSN machte zu schaffen, dass im Spectator Modus die Uhren anders ticken, die Zeitangabe also nicht wirklich zu gebrauchen ist. Gerade in einem Spiel wie Painkiller, bei dem Sekunden über Sieg oder Niederlage entscheiden können, braucht man gerade zum Ende hin eine Zeitangabe, die exakt mit der fehlerfreien der Spieler übereinstimmt. Aus mir nicht ganz klaren Gründen benötigten die TSNler gegen Samstag Abend urplötzlich eine Stoppuhr, wie sie vorher die Matches gecastet haben, weiss ich nicht. Jedenfalls stellte ich ihnen für einige Stunden mein Handy zur Verfügung. Für viele undenkbar, aber für mich gilt nunmal leider: Kein Schwein ruft mich an.

Während die Spieler morgens nur mühsam ihre Anspannung überspielen konnten, wich bei den meisten schon kurz nach dem Ausscheiden jegliche Griesgrämigkeit, schließlich galt es nun, sich zwei Tage lang zu beschäftigen. Zwar nutzte man die Practice Area hier und da für Trainingsspiele mit Gegnern, von denen man normalerweise durch Ozeane getrennt ist, aber überwiegend war man mit dem Verfolgen der Turnierbegegnungen oder Gesprächen über Spiel und Spieler beschäftigt.

Beim Beobachten der Vorgänge im Turnierbereich fiel etwas auf, was man so gar nicht von CS-Turnieren kennt: Die Spieler versuchen sich im Match gegenseitig einzuschüchtern. Besonders reptile, zen und LeXeR machten davon Gebrauch und beschwerten sich lautstark über das Provozieren von Telefrags oder übermäßigen Einsatz der als Glückswaffe verschrienen Stakegun. Wirklich böse war aber niemand, am Ende gab es immer einen herzhaft freundlichen Handshake. Und so fanden sich die Gewinner und Verlierer am späten Samstag Abend schiedlich friedlich zur Rückfahrt ins Hotel vor dem Bus ein. Mit einem letzten, nicht von allen beachteten Hinweis wurden wir in die Nacht entlassen: Bereits um 1 Uhr morgens wird in der Türkei auf die Sommerzeit umgestellt, die chronisch übermüdeten Teilnehmer mussten also auf eine Stunde Schlaf verzichten, was vor allem ein paar der Amerikaner schwer überraschte. Wer das trotz auf allen Betten und Aufzügen angebrachter Hinweise darauf nicht mitgekriegt hat und ohne Frühstück in größter Eile zum Bus hetzen musste, erfahrt ihr beim nächsten und letzten Tagebucheintrag zur CPL Türkei.