Samstag, 17. Januar 2009

CPL Türkei: Tagebuch affentod Teil 4

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 25.03.2005 auf rushed.de.

Glücklicherweise hat sich das Wetter in Istanbul von Mittwoch auf Donnerstag schlagartig verbessert. Die Temperatur war dem Breitengrad nun schon deutlich angemessener. Kein Wölkchen war am Himmel zu sehen, dafür konnte man recht eindrucksvoll beobachten, wie denn der Himmel unter einer Dunstglocke aussieht. Schon deutlich über dem Horizont verlief sich das Blau immer mehr zu einem schmutzigen Grau. Das ist sicher nicht ungewöhnlich für eine derart große Stadt mit überaus vielen Autos, aber für deutsche Verhältnisse etwas irritierend.

Der Donnerstag begann nicht nur klimatisch sehr angenehm, auch die Möglichkeit zum Ausschlafen wurde von den Anwesenden gerne genutzt. Gerade die Spieler und Shoutcaster aus Nord- und Südamerika waren fast einen ganzen Tag unterwegs, aber auch einige Europäer kamen wohl nur über langwierige Umwege an den Bosporus. Da der Mittwoch Abend allerdings für den ein oder anderen etwas länger ging, konnte man doch ein paar sehr erschöpfte Gesichter ausmachen, als man sich um 12 Uhr mittags in der Lobby des Radisson Hotels einfand, um die berühmt berüchtigte Cultural Tour anzutreten.

Mit knapp 50 Leuten machte man sich auf in Richtung Innenstadt, so viele, dass neben dem zur Verfügung gestellten Reisebus auch das Shuttle zum Einsatz kommen musste. Soweit ich es überblicken konnte, nahmen mit zwei Ausnahmen alle Spieler teil, die bereits am Mittwoch in der Türkei ankamen. Die offensichtlichste Abwesenheit war eindeutig die von Fatal1ty, der wohl mit seinem Trainingspartner zen den letzten Tag vorm Turnier für weitere Übungseinheiten nutzte.

Der Pro-Gaming Superstar wurde allerdings nicht vermisst, außer ihm waren wirklich alle dabei. Die Atmosphäre im Bus war gelöst und hat zumindest mich sehr an die Schulzeit erinnert. Ein Haufen Leute wird mehr oder minder freiwillig in einen Bus gepackt und im Eiltempo durch zumeist saualte Museen und Gotteshäuser gelotst. Wenigstens hatten wir ortskundige Busfahrer und Reiseführer, so dass zumindest das gewohnte Chaos, das überforderte Lehrer in solchen Situationen auslösen, ausblieb.

Das Fehlen einer Autoritätsperson war zwar sicher nicht schädlich, aber etwas merkwürdig. Die Kulturtour wurde einem Veranstalter namens basic events überlassen, die auch den CPL Schalter im Hotel betreuten. CPL Mitarbeiter oder Leute vom lokalen Turnierorganisator suchte man dort vergeblich, was nicht wirklich tragisch war. Selbst die notorischen Zuspätkommer waren kein Problem: Vo0, gellehsak und AphexTwin wurden kurzerhand in das Shuttle ausquartiert. Schon vor der Abfahrt stellte sich heraus, dass ganz wie bei der Klassenfahrt die Kulturbanausen hinten im Bus Party machen, während man im vorderen Teil gespannt dem ziemlich coolen Reiseführer lauschte, der sich bemühte uns mit viel Humor und Fachwissen die Stadt Istanbul näherzubringen.

Dieser scherzte erstmal über seinen Busfahrer, der just an diesem Tag endlich seinen Führerschein gemacht habe. Selbst wenn das etwas realistischer formuliert gewesen wäre, wir hätten auch so ziemlich schnell mitgekriegt, dass wir von einem richtigen Profi-Busfahrer kutschiert wurden. Allein schon um vom Hotel zur geeigneten Schnellstraße stadteinwärts zu kommen, verzichtete er auf die lange Fahrt am Flughafen entlang bis zur ersten Wendemöglichkeit und schlängelte sich gekonnt durch die winzigen Gässchen, die sich von vielen unentdeckt hinter unserem Hotel befinden. Schon dieser Teil der Stadt reizte zum Flanieren, Geschäfte und Imbisse reihten sich nur so aneinander, alles schien sehr belebt. Fast ebenso faszinierend fand ich die Ampeln mit eingebautem Timer, der anzeigte, wie lang die Rot/Grünphase noch dauern wird. Die Periode betrug aber anders als in Deutschland nicht vier Jahre, alle 30 Sekunden wird hier umgeschaltet.

Dabei handelt es sich wohl wirklich nur um einen eher unwichtigen Vorort, wie wir später feststellen sollten. Kurz nach der Abfahrt konnten wir erneut einen Blick auf die Location, das Mydonose Showland, erhaschen. Der Busfahrer nahm anschließend glücklicherweise die wunderschöne Küstenstraße am Marmara-Meer entlang. Schade nur, dass die Busfenster von außen mit Werbung zugeklatscht wurden, gescheite Fotos konnte man nur von den vorderen Sitzreihen aus schießen. Dies ist besonders traurig, da unsere Hinfahrt der einzige Abstecher entlang dieses beeindruckenden Gewässers war. Ich bin zwar kein Nordlicht, aber ich denke selbst ein Hamburger wäre erstaunt über diese Masse an Schiffen. Abseits des Panama- und Suez-Kanal ist der Bosporus wohl das meistgenutzte Nadelöhr auf unseren sieben Weltmeeren. Ein Großteil der Boote waren wohl Öltanker, die entweder auf die Durchfahrt oder auf die Be- bzw. Entladung warteten.

Die Atmosphäre im Bus war sehr entspannt. Zwar bildeten sich verständlicherweise länderspezifische Clicquen, aber das Thema Painkiller und die gemeinsame Sprache Englisch sorgten für ein deutlich beschleunigtes Kennenlernen, während sich unser Busfahrer gekonnt durch die engen Gassen hin zur blauen Moschee schlängelte. Den Stadtteil Beyazit erkundeten wir nun für ein paar Stunden per pedes. Nach einem Platz mit ein paar wirklich alten Obelisken und einer längeren Ansprache unseres Guides waren wir bereit für die volle Dosis Tourismus. Gewarnt wurden wir vor aufdringlichen Straßenhändlern und Taschendieben, außerdem bekamen wir einen Crashkurs in Sachen Islam.

Die blaue Moschee ist ein toll gelegenes Bauwerk, das durch seine sechs Minarette einzigartig in Istanbul ist. Allgemein prägen die Gebetstürme das Stadtbild mindestens genauso stark wie die unzähligen Wohnblöcke. Wolkenkratzer sucht man hier allerdings vergebens, was dem Panorama von den Hügeln aus sehr zugute kommt. Eine Skyline hat das ehemalige Konstantinopel auch gar nicht nötig. Der Stadtkern ist so wie er ist beeindruckender als die meisten europäischen Metropolen mit ihren hypermodernen Glas- und Stahlkonstruktionen. Der südliche Eingang in den nur wenige hundert Meter breiten Bosporus verursacht starke Bewunderung. Die umliegenden Hügel sind komplett bebaut, nur das tiefblaue Wasser kontrastiert dieses Bild.

Warum die blaue Moschee nun ausgerechnet diesen Namen trägt, hat sich mir allerdings noch nicht erschlossen. Auch im Inneren gab es nicht wirklich viel Blau, was die Ehrfurcht, die einem das Gebäude einflößt, nicht schmälert. Die Deckenmalereien, die Mosaikfenster und die unglaublich hohe Kuppel erinnern zwar entfernt an die großen christlichen Kirchen, aber wie überall gibt es im Detail Unterschiede. Das beginnt damit, dass man muslimischer Tradition entsprechend am Eingang seine Schuhe ausziehen und in die in Istanbul ubiquitären Plastiktüten verstauen muss. Da es im Islam bekanntermaßen eine Sünde ist, den Propheten Muhammed oder zentrale Figuren dieser Religion abzubilden, sind Fenster und Wandmalereien in relativ neutralen Mustern gehalten, was einen dazu verleitet, die Moschee im Eiltempo zu durchqueren. Auch die separaten Gebetsräume für Frauen erstaunten den ein oder anderen der fast ausschließlich aus dem christlichen Kulturraum stammenden Spieler.

Bewundernswert ist auch der radikal praktizierte Laizismus in der Türkei. Laut unserem Reiseführer sind wohl nur knapp 10% der Türken praktizierende Moslems. Dementsprechend gibt es keine staatliche Unterstützung für die Moscheen, wenn man von der Instandsetzung der wichtigsten Denkmäler absieht. So wird man am Ausgang direkt nach dem Wiederanziehen der Schuhe um eine Spende gebeten, sogar mit Quittung! Durch den Ausgang kann man schon im Hintergrund die berühmte Moschee Hagia Sophia erspähen, die direkt gegenüber der blauen Moschee liegt. Aus Zeitgründen ließen wir diese allerdings links liegen und machten uns nun auf den Spießrutenlauf durch die ganz auf Touristen ausgerichteten fliegenden Händler, hin zum archäologischen Museum. Dieses verfügt über eine große Anzahl wirklich alter Exponate, vom berühmten Alexandersarg über ägyptische Grabbeigaben bis hin zu Stücken, die auf dem Gelände von Troja in der Westtürkei gefunden wurden.

Kulturell sicher hochbedeutend, aber den meisten Teilnehmern schien die Bedeutung des Ganzen ein wenig entgangen zu sein, was auch daran liegen mag, dass wir nach einer kurzen Ansprache auf eigene Faust durchs Museum tigern durften. Knapp 45 Minuten für ein vollgepacktes, dreistöckiges Museum zusammengestellt aus über 5000 Jahren Menschheitsgeschichte sind schon sehr ökonomisch kalkuliert, die meisten Reisenden haben aber schon wesentlich früher aufgegeben und sich vor dem Museum im strahlenden Sonnenschein versammelt. Schade für sie, von den Ausstellungsstücken selber bis hin zu den zweisprachigen Erklär ungstafeln gab es viel zu sehen und zu lernen, wenn man sich nicht von den anfangs überproportional oft vertretenen Vasen und Schüsseln abschrecken ließ.

Den Eindruck, sich auf einer Klassenfahrt zu befinden, verstärkte noch, dass das Gelände des Museums mit (anderen) Schulklassen überlaufen war, fast alle übrigens in vergleichsweise adretten Schuluniformen. Der Anteil von Mädchen mit Kopftüchern war übrigens verschwindend gering. Bei dieser ersten Ruhepause bot sich die erste Gelegenheit, unsere Gruppe ein wenig genauer zu betrachten. Unter den knapp 50 Leuten war bestimmt ein Viertel, das allein vom Aussehen her nur schwer in die Kategorien Zocker, Onlineredakteur oder Shoutcaster passte. Da waren zum einen die Sponsoren und Vertreter der "echten" Presse. Intel und nVidia entsendeten jeweils Mitarbeiter in die Türkei, die vielleicht mit Painkiller nicht viel anfangen konnten, dafür aber umso interessierter an den touristischen Aspekten waren. Die linksliberale britische Zeitung Guardian hatte ebenfalls jemanden vor Ort, eher ungewöhnlich für eine Klassenfahrt. Dafür erinnerte einen die Anwesenheit der Spielereltern umso mehr an Landschulheimaufenthalte in der sechsten Klasse. Die Mütter von gellehsak und C_Lains ließen es sich nicht nehmen, ihre Söhne auf die Reise zu begleiten. Auch die Italiener von play.it waren teilweise mit Eltern und Geschwistern in die Türkei geflogen. Die älteren Herrschaften scheinen aber alle auf der Höhe der Zeit zu sein, nicht nur vom Erscheinungsbild her. Sie ließen ihre Kinder weitestgehend in Ruhe und genossen es einfach, dank ihres Nachwuchses ein wenig in der Welt herumzukommen. Nur der arme gellehsak wurde von seiner Mutter immer wieder zu kurzen Fotosessions gedrängt, enthusiastisch angefeuert von ihrem mehrmonatigen Gastgeber Vo0.

Unser Reiseführer war sichtlich bemüht, uns möglichst jugendnah und humorvoll die Geschichte der Stadt näherzubringen. Da wir keine echte Reisegruppe sind, gab es auch wenig Erläuterungswünsche zu seinen Erklärungen. Als dann aber unerwarteterweise doch noch eine Frage auftauchte, wusste er prompt nicht weiter. Einigen Spielern sind die vielen türkischen Flaggen aufgefallen, die überall an den Häusern hängen. Mit Nationalstolz alleine ließ sich das nicht erklären, denn letzten Monat war das nach Aussagen einiger damaliger Teilnehmer noch nicht der Fall. Erst ein paar Stunden später hatte er eine plausible Begründung parat, nachdem er offenbar jemanden gefragt hat, der sich damit auskennt. So gab es wohl zwei Tage zuvor in der Südtürkei eine gewaltsame Demonstration von Waldarbeitern, bei der nicht nur drei Menschen ums Leben kamen sondern schockierenderweise türkische Flaggen verbrannt oder zertrampelt wurden. Die Arbeiter sollen in Verbindung mit der kurdischen Arbeiterpartei (PKK) stehen, die zumindest in Deutschland verboten ist. Die türkischen Flaggen sind demnach eine Reaktion auf diesen Vorfall, Flagge zeigen im wahrsten Sinne des Wortes. Diese Geschichte hat vor allem die Amerikaner im Bus sehr beeindruckt und zu einer angeregten Diskussion zwischen destrukt und einem der TSNler darüber geführt, ob und warum man in den USA keine Flaggen und Geldscheine verbrennen oder entehren kann.

Je länger die Tour ging, desto intimer wurde die Atmosphäre. Es ist einfach eine sehr kleine Gruppe an Ausländern, die hier das Turnier bestreitet und begleitet. In kürzester Zeit weiss man wer wer ist, wie die Leute so drauf sind und welche Clicquen sich so gebildet haben. Ich vermute, dass sich diese Bindung über die nächsten World Tour Stops hinweg noch verstärken wird, dann kann man wohl noch mehr Parallelen zur immer wieder angeführten ATP Tennis Tour oder dem Formel-1-Zirkus ziehen. Hier entwickeln sich soziale Netzwerke und es ist nur eine Frage der Zeit, bis es auch mal zu Animositäten unter den Spielern kommen wird. Durch die geringe Anzahl an Pressevertretern fühlen sich die Spieler auch noch nicht belästigt, so dass man selten beim Foto in ein grimmiges Gesicht blickt. Da ist man von deutschen CS-dominierten Events anderes gewohnt. Anders als bei den Profisport Vorbildern bilden sich aber, noch zumindest, hauptsächlich Clan- und Länderbezogene Grüppchen, aber dank der vielen Engländer und Amis gibt es eigentlich immer ein nettes Gespräch, das man verfolgen oder in das man einsteigen kann.

Wie schon erwähnt, kann man hier wirklich überall mit Dollar oder Euro zahlen, die Händler haben immer einen Taschenrechner griffbereit. Dass man bei der Umrechnung über den Tisch gezogen wird, versteht sich von selbst. Zur Verwirrung trägt auch noch bei, dass die Türkei Anfang des Jahres ihre von Inflation geplagte Währung um einige Nullen reduziert hat. Eine Million türkische Lira entsprechen einer neuen türkischen Lira, Betonung auf neu. Die alten Geldscheine sind nämlich aufs übelste zerfleddert, kein Wunder dass man als Wechselgeld immer nur die noch bis Ende des Jahres gültigen alten Lira erhält.

Erfreulich am Stadtbild ist, dass es vergleichsweise wenige Fillialen amerikanischer Fastfood-Ketten gibt. Sie sind zwar nicht vollkommen abwesend, vor allem in Flughafennähe, aber die Dichte des Netzes in anderen europäischen Ländern wurde hier noch nicht erreicht. Dafür gibt es überall Straßenhändler, die Esskastanien oder Sesamgebäck anbieten, und Kebabimbisse. Insgesamt gibt es hier soviel zu Essen, das man sich fragt, wer denn den ganzen Krams verzehren soll.

Ähnliche Fragen kamen mir in den Kopf, als wir den berühmt berüchtigten großen Basar von Istanbul betraten. Man kann diesen Ort nur schwer in Worte fassen, das muss man einfach selbst erlebt haben. Einen Versuch will ich aber dennoch wagen. Knapp eine Stunde hatten wir Zeit um uns mit allem einzudecken, was wir niemals brauchen werden. Der Basar ist im Grunde eine Ansammlung mehrerer überdachter Einkaufsstraßen, die links und rechts von Händlern gesäumt werden. Von über 5000 Geschäften um zumindest halbwegs genau zu sein. Die Prophezeiung unseres Führers, dass man schon nach 5 Metern alle Produkte gesehen hat, die dort angeboten wurden, erfüllte sich wie selbstverständlich. Ganz dem Klischee entsprechend gab es in erster Linie Teppiche, gefälschte Klamotten, Lederwaren und Schmuck zu kaufen, und natürlich die üblichen Touristenaccessoires.

Was den Basar von Touristenausnehmstraßen wie beispielsweise in Prag unterscheidet, ist die für die Region typische Verkäufermentalität. Es ging dort tatsächlich zu wie auf dem Basar. Beständig wurde man von den zumeist vor ihren Geschäften stehenden Händlern in Gespräche verwickelt, vor allem die Lederwarenhändler gingen sehr offensiv vor. Diese Leute verstehen ihr Geschäft und wissen wie sie die unfreiwilligen Verkaufsgespräche in eine für sie günstige Richtung lenken können, zumeist in mehr als passablem Englisch. So wird man selbst ohne Augenkontakt zielstrebig angesteuert und mit Worten wie "Hey my friend, how are you doing?" begrüßt. Mit den kurzen Ein-Wort-Antworten rechnen sie natürlich und stellen ohne Ansatz die nächste Frage. Auch wenn sie wahrscheinlich schon am Akzent und Aussehen erkennen, woher der Tourist denn kommt, stellen sie immer die Frage, woher man denn komme. Natürlich haben sie immer ein paar Worte in Landessprache und mindestens eine tolle Anekdote zum jeweiligen Land parat. Sie scheinen nur darauf zu warten, dass man eine unhöfliche Antwort gibt, um einen dann wegen fehlender Wertschätzung der Gastfreundlichkeit des Landes ins Gewissen und ins Portemonnaie zu reden.

Da ich immer höflich blieb, kam ich nicht in so eine sicher unangenehme Situation, denn wie gesagt, die Jungs wissen wie man mit potenziellen Kunden umgehen muss und kann. Einige andere hatten aber negative Erfahrung gemacht, denn wenn die Händler nicht wollen, lassen sie einen wirklich nicht in Ruhe. Dazu zählt auch, dass viele von ihnen sehr genau wissen, wie man die fast schon obligatorischen Versuche über den Preis zu verhandeln unterbindet. Das beginnt schon damit, dass kein Produkt mit einem Preis versehen ist. So haben sie keine Skrupel einem für eine lädierte Tasse, von der die Farbe schon abbröckelt, einen Preis von 15 Dollar zu nennen. Selbst wenn man den Preis um die Hälfte drücken könnte, hätte man noch ein schlechtes Geschäft gemacht.

Dennoch hatten sich sehr viele Leute aus dem CPL-Tross mit allem möglichen eingedeckt. Besonders beliebt waren die Kleider, auch wenn sich wohl jeder darüber im Klaren sein dürfte, dass die Freude nicht lange halten wird. Die Erfahrung den großen Basar besucht zu haben, wird dafür etwas länger präsent bleiben. Der Ort strahlt trotz aller negativen Begleiterscheinungen einen ganz besonderen Charme aus. Die Händler, die beständig sich unterhaltend und Kaffee trinkend vor ihren Geschäften stehen, sind schon ein ganz besonders Völkchen. Da außer direkt von den Kaufleuten niemand bestohlen wurde, war der Basar für alle eins der Highlights der Tour.

Auch sehr reizvoll war das stark bevölkerte Umfeld des Basars, das schon eher einer richtigen Einkaufsstraße mit lokaler Prägung ähnelte. Zwar gab es auch hier noch ein paar Geschäfte mit dem gewohnten Touristensortiment, aber der Kontrast zum Basar war recht deutlich. Man fühlte sich fast wie in einer richtigen Stadt, es gab sogar Tauben!

Vom vielen Laufen, den Reisestrapazen und von Hunger gezeichnet, machte sich die Gruppe anschließend auf den Rückweg zum Bus, der nur unter größten Schwierigkeiten aus der total zugestellten Parklücke wieder heraus kam. Die Parkplatzwärter hatten größte Mühe, die ganzen Reisebusse aus dem Kuddelmuddel wieder herauszulotsen. Immer wenn ein Bus abfahren wollte, mussten die stets anwesenden Fahrer mit ihren Bussen Reise nach Jerusalem spielen. Der letzte Programmpunkt unserer Kulturtour sollte uns in ein Restaurant inmitten Istanbuls belebtester Einkaufsstraße führen. Immer noch auf der europäischen Seite fuhren wir dazu über eine Brücke entlang des goldenen Horns.

Dieses Viertel wirkte auch sehr sympathisch und nicht ganz so touristisch geprägt. Hier wurden zum Beispiel auch endlich Lebensmittel verkauft, in erster Linie Obst und Fisch. Das ausgewählte Restaurant machte einen sehr netten Eindruck, leider gibt es keine Fotos von dort, da bei meinen Akkus kurz vorher das Licht ausging und ich den Ersatz natürlich im Hotelzimmer vergessen hatte. Das Essen war kostenlos, nur die Getränke sollten wir selbst zahlen. Die Getränkekarte, auf der die Preise von Hand eingetragen wurden, deutete darauf hin, dass sich dieses Geschäft für die Betreiber lohnen würde. Die Tische waren bereits mit reichlich Vorspeisen gedeckt, hungrig stürzte man sich auf das Weißbrot und die Beilagen wie Tzatziki, eingelegte Bohnen, Salat oder Fisch, der geschmacklich am ehesten an Rollmops erinnerte. Das Hauptgericht fiel dann natürlich dementsprechend karg aus, man hatte die Wahl zwischen drei kleinen Fleischbällchen mit 5 Pommes Frites oder einer Handvoll frittierter Minifische. Türkisches Efen Pils schmeckt gut, nur auf den vermeintlich kostenlosen Raki hätte man auch verzichten können.

Unterbrochen wurde das Mahl von einer dreiköpfigen Folkloregruppe, die mit Instrumenten die an Laute, Tambourin und Klarinette erinnerten, türkische Volksweisen anstimmten. Dass der Klarinettist zwischendrin in eine recht genaue Interpretation von Lambada abdriftete, passte wunderbar ins Gesamtbild. Spätestens als sie dann einzelne Spieler zum mitsingen oder bauchtanzen herausnahmen, litt bei den meisten der Enthusiasmus. Aber abseits davon konnte man sich dort prächtig unterhalten und wurde zumindest halbwegs satt. Und wann hat man schonmal die Gelegenheit, mit einem Brasilianer, einem Japaner und einem Norweger zu Abend zu essen. mibr|own1e, C_Lains und SIGUMA erwiesen sich als interessante Gesprächspartner, denen man anmerkte, dass sie die Reise durchweg genießen. Einzig C_Lains muss sich ab Freitag anstrengen, er ist wohl der einzige Spieler im Turnier, der auf eigene Kosten angereist ist.

Man kann wirklich sagen, dass sich basic events ordentlich bemüht hat, uns einen angenehmen Einstieg in Land und Leute zu geben. Vom Bus über den Reiseführer bis hin zur Betreuung im Hotel hat man sich wirklich um alles gekümmert, schade nur, dass sie wohl nur für das Rahmenprogramm zuständig sind, über den Erfolg der Veranstaltung lässt sich noch lange keine Aussage treffen. Die meisten Spieler dürften aber überwiegend positive Erfahrungen mitgenommen haben und sich auch an der Tour in Barcelona wieder beteiligen.

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