Samstag, 17. Januar 2009

CPL Türkei: Tagebuch affentod Teil 5

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 26.03.2005 auf rushed.de.

Besser spät als nie lautet das Sprichwort, das ich auch gerne für meine Tagebücher gelten lassen würde. Ganz offenbar stehen die CPL Turniere in der Türkei unter keinem guten Stern. Nachdem es bereits letzten Monat vor und nach der "Absage" des Turniers zu diversen Problemen kam, wiederholt sich die Geschichte an diesem Osterwochenende. Am gestrigen Freitag war das allerdings noch nicht absehbar, voller Enthusiasmus traf sich der CPL-Tross vor dem SAS Radisson Hotel, um auf den Bus zu warten. Abfahrtzeitpunkt war 12 Uhr, High Noon sozusagen, die ersten Matches waren für 13 uhr angesetzt.

Zu diesem Zeitpunkt konnte man die meisten Spieler erstmals in ihrem Clanoutfit bewundern, abseits des Events wird der neutrale Freizeitlook bevorzugt. Herausstechend war dabei mouz|Burnie, der sein mouz-Trikot erst unmittelbar vor seinem ersten Match überstreifte. Alle Teilnehmer hatten ihr gewohntes Turnierequipment dabei, ganz nach persönlichem Geschmack. Als Pro-Gamer oder jemand der es werden möchte braucht man natürlich nicht nur Maus, Keyboard und Headset sondern auch Gelauflagen für die Arme und Mausskates und -bungies, denn Mäuse sind bekanntermaßen sehr widerspenstige Eingabegeräte. Nur die Wirksamkeit von Padspeed hat sich hier noch nicht herumgesprochen.

Im Bus konnte man bei einigen Spielern ein Verhalten beobachten, dass man von den oft erwähnten Klassenfahrten oder Formel-1-Übertragungen kennt. Köpfhörer auf, Musik an und ein wenig Relaxen bevor es ernst wird. Wohin es geht, wurde uns ja schon auf der Cultural Tour gezeigt. Das Mydonose Showland befindet sich auf dem CNR Expo Messegelände und wird in erster Linie für Konzerte und sonstige größere Veranstaltungen genutzt. Die CPL World Tour machte sich in der Eingangshalle und einer darüber gelegenen Plattform breit, alles unter einem der drei Zeltdächer, unter den anderen beiden befindet sich wohl die Haupthalle. Vor der Location konnte man schnell sehen, dass hier auch der türkische ACON5 Qualifier ausgetragen wird. Zahlreiche türkische Spieler standen dort und diskutierten wer denn von den Ankommenden nun wer ist. Die Gestik sagte alles aus ("Hey, ist das da nicht der und der??".

Große Verwunderung machte sich am Eingang bereit. Da Istanbul wohl auch für Terroristen ein beliebtes Reiseziel ist, gab es auch hier wieder scharfe Sicherheitskontrollen. So wurden alle Taschen durchleuchtet und man selbst nach Anschlagen des Metalldetektors gründlich abgetastet. Da die türkischen Sicherheitskräfte Englisch nur in Zeichensprache beherrschten, war nicht ganz klar, was man denn nun auf das Band legen sollte. In der Lobby angekommen wurde man von einer kleinen Ausstellungsfläche überrascht, mit der man angesichts des Fehlens eines BYOC (Bring Your Own Computer) LAN Bereichs nicht unbedingt rechnen konnte. Im Erdgeschoss befindet sich auch die Practice Area mit ca. 20 Computern, die exklusiv für die Painkiller Spieler reserviert ist. Auf diese Rechner stürzten sich die Teilnehmer auch sogleich, schließlich sollte es ja schon bald losgehen.

Für die Spieler, die keinen Platz mehr bekamen, und die Presse führte der Weg erstmal zum Anmeldeschalter, wo man seinen Ausweis für die Veranstaltung ausgehändigt bekam. Danach nahm ich den Weg die Treppe hinauf, die in den Turnierbereich führt, an dessen Rand sich der Bereich für TSN befindet. Diese haben sich an zwei Tischen eingerichtet und sind damit die einzigen Pressevertreter, die es bequem haben. Die restlichen Journalisten durften sich an der "Zebra Bar" niederlassen, Barhocker suchte man allerdings vergeblich.

Das war aber auch nicht weiter schlimm, denn selbstverständlich gab es noch kein Internet. Laut Aussage des Headadmins der türkischen Organisatoren sollte es nur kurze Zeit brauchen, bis endlich alles fertig ist und auch die Matches starten könnten. Dies blieb allerdings ein Wunschtraum, erst gegen 18 Uhr wurden die ersten Spieler zum Testen der Computer in den Turnierbereich gerufen. Davor gab es mehrere Ausfälle von Stromkreisen, offenbar wegen Überlastung. Außerdem bekamen die Admins es nicht hin, ihr Netzwerk mit dem Internet zu verbinden. Hier und da kam mal ein Paket nach draußen, aber nutzbar war das nicht. Irgendwann haben sie dann zumindest eine stabil langsame Verbindung hergestellt, die verständlicherweise dem offiziellen Coveragepartner TSN zur Verfügung gestellt wurde. Dass die Stimmung ansonsten recht gedrückt war versteht sich von selbst. Auch CPL Abgesandter Scott Valencia war ziemlich sauer und machte den türkischen Headadmin zur Schnecke. "This is last month all over again." Ohne x6 Orga Tempus hätte es weder Brackets noch eine aktuelle Version von pk++ gegeben.

Gegen 18:30 wurden dann zum ersten Mal Spieler in den Bereich geladen, um einen Belastungstest zu fahren. So begannen dann endlich die ersten Ausscheidungsmatches, unter anderem mit Burnie. Dieser konnte sich auch souverän durchsetzen und hatte somit als ersten Gegner im Winner's Bracket Vo0 vor sich. Gegen 20 Uhr füllte sich die Lobby schlagartig mit Leuten, die nicht unbedingt wie Painkillerfans aussahen. Am gleichen Abend fand ein traditionelles türkisches Konzert statt, direkt neben dem Bereich, in dem ein 50.000$ Turnier ausgetragen wurde. Somit wurde nach den sieben Single Elimination Matches der Turnierbetrieb auf den Samstag vertagt, auf Wunsch konnten die Spieler ihr Match aber auch kurz vor dem Konzert noch austragen. Das deutsch/niederländische Lineup war die einzige Begegnung, die zustande kam, dementsprechend groß war das Interesse der Anwesenden, siehe auch mein Game Report.

Auch nach Konzertbeginn hatten wir noch kein Internet, die Admins schienen ihre Bemühungen eingestellt zu haben und nicht mehr beständig die Verkabelung ihrer wenigen Komponenten komplett umzustellen. Stattdessen gönnten sie sich zur Feier des Tages und ihrer grandiosen Leistungen eine Flasche Wein, direkt vor der Nase der Pressevertreter, die immer noch darauf warteten, endlich Photos und Artikel ins Internet stellen zu können. Diese Möglichkeit bot sich aber erst nach der Rückkehr ins Hotel zu gewohnt astronomischen Preisen. So verlief der erste Turniertag alles andere als ereignisreich. Wirklich aufgeregt hat sich aber über die Unfähigkeit der Orgas niemand, mit einem problemlosen Turnierverlauf hat angesichts der Vorfälle letzten Monat wohl niemand gerechnet.

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