Sonntag, 30. November 2008

CGS im Rückspiegel

Es fällt mir schwer mein Versprechen einzuhalten. Oder war es nur eine Drohung? Auch wenn ich zahlreiche Anmerkungen zur Berichterstattung über das CGS-Ende habe, sind meine Befürchtungen nicht zum Tragen gekommen. Mit wenigen Ausnahmen sind die CGS-Analysen und Nachrufe zu durchaus lesenswerten Textstücken geworden.

Bewundernswert dabei, wie sowohl SK-Gaming als auch cadred gleich mehrere Leute zu Wort kommen lassen. Ganz offenbar sahen einige Leute nun die Zeit gekommen, Klartext zu sprechen. Ob ein Post Mortem die richtige Gelegenheit für ehrliche Meinungen ist, sei dahin gestellt.

Im Grunde ist es schade für den Leser und wahrscheinlich auch für die CGS, dass erst jetzt ernsthaft öffentlich durchleuchtet wird, was hätte anders laufen müssen. Gewiss, die CGS hat von Szeneinsidern immer wieder Fingerzeige bekommen, und in der zweiten Saison auch einige Änderungen an der Strategie vorgenommen. Der vereinigte Holzhammer der treffenden Analysen von TheSlash, bds oder Dr. Gonzo hätte allerdings zu einem stärkeren Kurswechsel führen können.

Weniger spekulativ ist die Tatsache, dass man verdammt gut unterhalten wird. Pre gibt einen knackigen Überblick über seine Ansicht. Die GGL, wohlgemerkt direkter Konkurrent auf dem amerikanischen Markt, holt noch mal den Fehdehandschuh raus. "At its core, the CGS was not a league. It was a reality TV show..." Ein Satz dem schwerlich etwas hinzufügen zu ist.

Ich möchte noch eine Überschrift einer Newsmeldung nachreichen, die meinen Wettbewerb wohl locker gewonnen hätte:

Sudden Death For CGS Game League (and we don't mean overtime)

Glückwunsch gamepolitics.com Hat alles was eine Überschrift braucht. Vielleicht ein bisschen zu lang, aber verfügt vor allem über eine gewisse Distanz zum Thema, die mir sehr zusagt.

Insgesamt war allerdings nicht alles gut in der Berichterstattung. Leider sind vor allem die deutschen Seiten nicht wirklich positiv aufgefallen. readmore beschränkt sich aufs Nacherzählen amerikanischer Quellen. Das mag letztlich auch eine redaktionelle Entscheidung gewesen sein, dennoch eine verschenkte Chance - das Thema war definitiv heiß.

Aber wenigstens hat readmore eine gewisse Lässigkeit an den Tag gelegt, die fragster abging. Nach einer eher durchwachsenen Analyse, folgte eine hochnotpeinliche Meldung zu einem angeblichen neuen Team 3D Lineup - ein Scoop der sich als Ente herausstellte. Aber wenigstens zeigte fragster später Mut zur ironischen Selbstkritik.

Wie gerne hätte man ein Statement von The_Tactical gehört, der seit seinem SZ-Interview zweifelsfrei den Titel des arrogantesten Pro Gamers trägt. (Danke an BeeemIt für den Hinweis) Ein paar Zahlenspekulationen. Eine realistische Analyse der US-Szene, die mal nicht die Hälfte der in der Zukunft wichtigen Player vergisst. Oder ein vernünftiger Pressespiegel. Aber den hab ich ja jetzt nachgereicht, wobei ich mich über lesenswerte Ergänzungen sehr freuen würde.

Dienstag, 18. November 2008

CGS Pressespiegel

Herzlichen Glückwunsch an rakaka. Mein Wunsch nach einer Free Agents Liste wurde prompt erfüllt. Ansonsten gibt es noch nichts spektakuläres zu berichten. Stattdessen mal eine weitgehend unkommentierte Liste, wie die Szeneseite die Geschichte betiteln:

Englischsprachige Seiten:

cadred.org: The CGS Shuts Down
mymym.com: CGS shuts down - 'time is not ripe'
team-dignitas.org: ODEE returns!
ESReality.com: CGS Shuts Down
SK-Gaming.com:
Championship Gaming Series is dead
GotFrag.com: CGS Shuts Down
fnatic.com: Championship Gaming Series closed its doors

Deutsche Seiten:

gamesports.net: CGS stellt Betrieb ein
eFever.de:
CGS schließt ihre Pforten
counterstrike.de: CGS überraschend beendet
readmore.de: CGS stellt mit sofortiger Wirkung den Betrieb ein
fragster.de: War die CGS nicht rentabel? - mittlerweile "Mammutprojekt CGS wird eingestampft"

Internationale Seiten:

fragbite.com: CGS lägger ner verksamheten (CGS suspends operations)
rakaka.se: CGS lägger ner verksamheten (CGS suspends operations)
esportsfrance: Les CGS baissent le rideau (curtain falls for CGS)
catchgamer.no: Championship Gaming Series nedlagt! (Championship Gaming Series closed down!)

Der Kreativitätspreis für die beste Realitätsverzerrung geht an Team Dignitas für "ODEE returns". Der Preis für die größte Unentschlossenheit geht an fragster, für die mittlerweile dritte Überschrift zur Story. Ein Sonderpreis geht an counterstrike.de für die weltweit einmalige Nutzung des Wortes "überraschend" in der Überschrift. Eine besondere Erwähnung geht an MYM, die mit der Nutzung eines Zitats wenigstens ein wenig Bemühung um Originalität gezeigt haben.

Eine kleine, weltweite Auswertung:

CGS shuts down: 4 Einträge
CGS stellt Betrieb ein/suspends operations: 4 Einträge
CGS closed its doors/schließt die Pforten: 2 Einträge
Sonstige unkreative Überschriften: 4 Einträge
Kreative Überschriften: 2 Einträge

Es werden übrigens nachwievor Bewerbungen für den CGS-Bullshit-Award angenommen.



Im eSport ist immer Filmfestival

Auf ESReality findet sich ein Announcement zum Premierendatum der eSport-Doku "Beyond the Game", die auf dem Amsterdamer Doku-Filmfest dreimal gezeigt wird. Sowohl Baschi als auch Grubby haben gute Worte verloren über die Entstehung des Films und den niederländischen Regisseur Jos de Puter. Weitere Details finden sich auf der Beyond the Game Website.


Beyond the Games ist bei weitem nicht der einzige Dokumentarfilm, der Einblicke ins kompetitive Computerspielen vermitteln möchte. Unangefochtener Genrekönig ist selbstverständlich The King of Kong. Hier geht es zwar "nur" um Arcademaschinen, aber als eSportler kommt einem vieles im Film überaus bekannt vor. Die dramatischen Elemente waren so erfolgreich, dass Autor Seth Gordon bereits an einem Spielfilm zum gleichen Thema schreibt, der laut IMDb 2010 in die Kinos kommen soll.

Unterdessen wurde auf dem AFI Filmfest in Dallas dieses Jahr die Dokumentation Frag - The Movie präsentiert. Carmac begleitete das Ereignis mit Review und Interview. Ein Deutschlandstart ist offenbar nicht vorgesehen.

Unklar hingegen ist die Zukunft von Xtreme Quest, den ein Kamerateam aus Hollywood im Laufe der zweiten Intel Extreme Masters Saison gedreht hat. Ursprünglich sollte der Film Mitte 2008 veröffentlicht werden, davon ist bislang aber nichts zu sehen.

Doch nicht nur im Ausland wird fleißig gedreht. In Deutschland hat sich Daniel P. Schenk an Low Budget Spielfilmen versucht. Auf das erste Projekt "A Gamer's Day" folgte "The Cheat Report", das leider kommerzielle Erwartungen nicht erfüllen konnte. Zum Start brachte ich anno dazumal Filmkritik und Interview.

Weiterer Nachschub kommt aus dem Hause viaFilm. Ein Team bestehend aus Robert Ueffing, Farid Darraji und Philipp Niederlag verfolgte fast anderthalb Jahre lang das deutsche eSport-Geschehen mit Kameras und Mikrofon. Heraus gekommen ist ein rund ein-stündiger Dokumentarfilm, der aktuell den Titel "ProGamer" trägt. Wann und wo der Film erscheint ist noch unklar. Erste Einblicke können begeistern, vermittelt der Film doch ein packendes Portrait eines großen deutschen Teams, ganz im Stile klassischer Sportdokumentationen. Die Mischung aus Talking Heads und Impressionen funktioniert, zumindest für Szeneinsider. Wie der Film auf Außenstehende wirkt, müssen andere beurteilen.

Als eSportler guckt man sich die Filme letztlich eh alle an, sofern die Production Values halbwegs stimmen, und das tun sie bei allen oben genannten. Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche Produktionen, die in erster Linie von Clans oder Ligen finanziert werden. Was ich da bislang gesehen habe, war für sich genommen immer ganz nett, aber kann mit dem was ich von oben genannten Filmen gesehen habe nicht mithalten. Aber vielleicht irre ich mich, bin daher offen für Empfehlungen, gerne auch von älteren Filmen, die sich daran versuchen, eSport als solches im Allgemeinen oder Speziellen zu dokumentieren.

CGS gehimmelt

Früher oder später als erwartet, aber irgendwie nicht so ganz überraschend, hat die CGS laut cadred ihren Betrieb eingestellt. Nicht nur, dass sich jetzt eine Menge US und UK Spieler über ihre Nichtteilnahme an dortigen Intel Extreme Masters und ESL Pro Series Turnieren ärgern dürften, nein, auch der Arbeitsmarkt wird mit zahlreichem, frischem Personal geflutet.

Viel mehr geflutet werden aber wohl die Szeneseiten. Jetzt dürfen sich all die Hobbypropheten unter den eSports-Redakteuren mit detail- und fantasiereichen Analysen zu Wort melden, in denen sie konstatieren, dass das Ende ja sowieso absehbar war, dass die Zeit nicht reif war für eine CGS, dass ihr Ende dem eSport schadet und all die anderen Euphemismen, die man in durchschnittlichen Nachrufen so findet.

Ich will diese Artikel nicht lesen, und das will auch keiner der anderen Szeneseitenleser. Klar, abseits einer News muss das Thema weiter bearbeitet werden. Interviews taugen auch nur bedingt, da garantiert wieder einige Leute auf ausstehende Gelder warten, und solange sich nicht trauen, Klartext zu sprechen (siehe auch: CPL).

Zahlen sind interessant. Midway hat ja bereits sehr anschauliche Rechenspiele mit complexity betrieben.

Personal- und Spielerlisten sind interessant. Welche Free Agents gibt es jetzt plötzlich auf dem Markt.

Eine genaue, kurz prägnante und vor allem ungeschönte Chronik der CGS Ereignisse von Anfang bis Ende wäre schön, am besten immer im direkten Vergleich Anspruch (siehe Pressemitteilungen) und Wirklichkeit (siehe Kommentare auf nicht-gekauften Szeneseiten).

Und es gibt sicher noch andere Möglichkeiten, an das Thema heranzugehen. Da keiner diesen Blog liest, werden wir wohl trotzdem in den nächsten Tagen mit unzulänglichen Nachrufen und Pseudoanalysen bombardiert werden. Allerdings habe ich gewarnt und werde daher alle erscheinenden Artikeln einem gnadenlosen Bullshittest unterziehen!

Sonntag, 16. November 2008

Koreablog - Teil 2

Korea won in translation bzw. "Courteous bows, Germany number 1, FIFA Online 2 and cocoa milk with chocolate bars", der zweite Teil meines Blogs aus Korea ist jetzt online. Ausserdem gibt es viele neue Bilder und ne Menge News!

Freitag, 14. November 2008

Koreablog Teil 1

Auf der ESL-Seite gibt es Eintrag 1 meines englischsprachigen Koreablogs. Wenn alles gut geht, folgt heute ein weiterer Eintrag. Die volle ESL Coverage findet sich hier.

Montag, 10. November 2008

Und noch eine Spielemesse

Wie u.a. Spiegel-Online berichtet, planen Brancheninsiderkreise bereits eine neue Messe, die ab 2010 an den Start gehen könnte. Angeblich seien gamescom/Games Convention nicht europäisch genug. Vor einem Jahr noch hätte diese Meldung wohl keinen Menschen interessiert, aber das Wettrennen um die beste, größte, dollste Gaming-Messe inspiriert die Medien immer wieder, schürt das Thema doch klassische Ost-West Grabenkämpfe und jetzt sogar ein "Deutschland gegen den Rest Europas".

Ganz nüchtern betrachtet gibt es hier eigentlich nichts zu berichten. Leipzig wird spätestens im Frühjahr 09 ein Einsehen haben und die Games Convention absagen. Die gamescom wird die diesjährigen GC Besucherzahlen leicht übertreffen. Und auf europäischer Ebene wird es auf absehbare Zeit keine Gamesmesse geben. Die Schmach der ECTS hallt noch nach, während unbemerkt von der deutschen Presse z.B. in Italien verschiedene Konsum-orientierte Messen nennenswerte Erfolge feiern.

Für weitere Feldstudien zum Thema Spielemessen mache ich mich morgen auf ins Mutterland des eSports: Südkorea. Dort lockt in Seoul die Gstar 2008. Dort werden die kontinentalen WoW-Finals, die CS Südkoreafinals und ein WC3 Showturnier ausgespielt, alles im Rahmen der Intel Extreme Masters. Währenddessen wird dieser Blog ruhen, dafür werde ich auf unserer Coverageseite ausgiebig über die Veranstaltung berichten.

In der Woche drauf geht es dann für weitere Untersuchungen auf die VGExpo in Philadelphia, aber dazu später mehr!

Sonntag, 9. November 2008

Neue Multiplayergames

Mein sehr geschätzter Kollege Marcel "Rondrian" Menge hat sich durch meinen bescheidenen Internetauftritt inspiriert gefühlt seinen eigenen Blog aufzumachen. Ich fühle mich sehr geehrt!

Seinen ersten Eintrag kann ich auch direkt wärmstens empfehlen. In seiner Rolle als Vice Director Community Management bei Turtle Entertainment ist es Teil seiner Aufgabe, sich über die neuesten vielversprechenden eSport-Titel zu informieren. Ich bewundere, wie er es schafft, durch die Bank weg alle neuen Spiele zu spielen und sich eine fundierte Meinung zu bilden.

So bietet er zum Einstieg einen perfekten Überblick über aktuelle Multiplayer-Titel. Wer also wissen möchte, was die zahlreichen Weihnachtsreleases für den eSport tun oder nicht tun, sollte unbedingt mal reinlesen.

Impressionen von den World Cyber Games

Ich war jetzt an drei Tagen auf der WCG in Halle 8 des Kölner Messegeländes. Insgesamt ist die Veranstaltung eine gewaltige Weiterentwicklung zum eher schäbigen Turnier im italienischen Monza 2006. Diesmal merkt man die Millionen deutlich, die in diese Leuchtturmveranstaltung von Samsungs Marketing investiert werden.

Die Technik auf der Bühne ist vom feinsten, das Branding edel, die Location für eSport-Verhältnisse nobel. Dennoch oder gerade deswegen kann man sich des Gefühls nicht erwehren, dass diverse falsche Entscheidungen das Gesamtbild trüben. Es hakt bei der Turnierorganisation, der Betreuung der Presse, bei den Spielbedingungen, der Übermittlung von Turnierergebnissen und den Möglichkeiten zum Zuschauen, sowohl vor Ort als auch von zuhause. Kurz: Beim Kern des Geschehens.

Zahlreiche Fehlentscheidungen und Skandälchen prägen das Turniergeschehen. Die deutsche Presse lobt die Stimmung, findet aber auch zahlreiche Kritikpunkte. Nachdem sich die klassische Presse vom Polittrubel in Amerika und Hessen erholt hat, finden auch einige Berichte den Weg in Zeitungen, TV-Sendungen und Online-Portale.

Unterhaltsam ist es allemal, auch wenn man besser nicht für CS auf die WCG fahren sollte. Meine wichtigsten Vorschläge für Verbesserungen wären wohl die folgenden:
  • Ergebniseinblendungen auf der Bühne
  • Einhaltung des Bühnenprogramms und nicht ständiger Wechsel der Matches
  • CS auf der Hauptbühne
  • Übermittlung der Ergebnisse in den Pressebereich
  • Konsequente Regelung für Fotographen im Spielerbereich
  • Genaueres Regelstudium der Admins vor dem Event
  • eSport-beschlagener Moderator auf der Bühne
  • Bessere Zuschaumöglichkeiten für die 98% der Matches, die auf keiner der Bühnen gezeigt werden
All das ist nicht wirklich zuviel verlangt und ließe sich einfach bewerkstelligen. Ich frage mich ob hier bei den deutschen Organisatoren, für die es das erste eSport-Event ist, am Willen gefehlt hat, sich anständig zu informieren im Vorfeld, oder ob man ganz bewusst die WCG nur oberflächlich auf Hochglanz poliert hat, um der Zielgruppe von Sponsoren, Politikern und klassischer Presse zu gefallen.

Der ganz große Wurf war es jedenfalls nicht.

Donnerstag, 6. November 2008

World Cyber Games Eröffnungsfeier

Heute habe ich nach Monza meine zweite WCG besucht und diesmal auch die Eröffnungszeremonie mitbekommen, die wir beim letzten Mal verpasst haben, da wir erst Freitag angereist sind. Letztlich bin ich mit gemischten Gefühlen rausgegangen.

Das Dingen war teuer, das hat man an allen Ecken und Enden gesehen. Die Technik auf und um die Bühne war vom Feinsten, insbesondere der Beamer und die Riesendisplays. Mit den H-Blockx als Eröffnungsact und BMX-Künstlern hat man wie ich finde Geschmack bewiesen, auch wenn es nicht die eine Musik für eSportler gibt. Wobei ich erst nach 4 Songs bemerkt habe, dass das die echten H-Blockx sind und keine Coverband. Als ich sie vor 10 Jahren das letzte Mal live gesehen hatte, sahen sie doch noch etwas jünger aus.

Ab Beginn der eigentlichen Zeremonie war es dann allerdings ein ständiges Auf und Ab. Die Moderatoren haben mir gar nicht in den Kram gepasst. Eine Viola als deutsche Moderatorin mit einem native Speaker als Unterstützung wäre wohl eine deutlich bessere Wahl gewesen. Der Galileo-Moderator mag nach außen was her gemacht haben, aber hat eine völlig lustlose und uninformierte Performance abgeliefert. Da hätte man jemanden gebraucht, der entweder näher dran ist am Thema oder die Zeit mitbringt, sich vernünftig einzuarbeiten. Violas Englisch war OK, aber immer wieder ist es passiert dass die beiden Deutschen sich auf Deutsch unterhielten und die Mehrheit der Nicht-Deutschen Besucher außen vorblieb.

Bei den gezeigten Videos hatte ich ebenfalls gemischte Gefühle. Sie waren alle extrem gut aufgemacht, aber größtenteils fehlte mir der eSports-Bezug, z.B. beim adidas-Video, das wie ein adidas-Werbeclip zu klassischem Sport wirkte, bei dem am Ende nachträglich ein Satz zu eSport angefügt wurde, um den Bogen zum nächsten Part des Programms zu spannen.

Die Reden von Schramma und dem Samsung Electronics CEO ließen mich völlig kalt. Der Koreaner legte ein katastrophales Englisch hin, ungewöhnlich für den Chef eines global agierenden Unternehmens. Das ist bei einem Kölner Oberbürgermeister schon eher verzeihlich, aber auch er hatte wohl wenig Zeit sich vorzubereiten und hatte die Rede wenn überhaupt nur einmal vorher gelesen und musste sich so von einem Wort zum nächsten hangeln, immer mit dem Blick aufs Blatt.

Der Einlauf der Nationen erinnerte mich schwer an Pleiten, Pech und Pannen. Mit der alphabetischen Reihenfolge der Länder kamen die Hostessen Backstage kräftig durcheinander, so dass ab ca. Buchstabe S alles in totaler Konfusion endete und Serben mal als Südafrikaner angekündigt wurden. Zudem schien es, dass bei den wenigsten Ländern wirklich Spieler oder überhaupt Bürger des jeweiligen Landes die Flagge trugen. So erspähte ich einen mir bekannten niederländischen CS-Admin, der stolz die Flagge von Ägypten schwenken durfte. Offenbar war ein Großteil der Flaggenträger Teil des Adminteams, und das ohne Bezug zum jeweiligen Land. Völlig unverständlich, da anscheinend ein Großteil der Spieler im Publikum saß.

Viele Fans kamen nämlich nicht. Wie schon von den amerikanischen und italienischen WCG Grand Finals bekannt, stellten die Spieler und Teambegleiter den größten Block in den Sitzreihen. Die eigentliche Eröffnung der WCG legte OB Schramma dann in einen Nebensatz. Hier fehlte mir eindeutig das feierliche, dieser eine Moment auf den man bei Olympiaeröffnungsreden immer wartet.

Abschluss war dann der Fairplay-Eid, den der deutsche Admin und moon nur zu rund 30% synchron aufsagten, wodurch man fast nichts verstanden hat. Lustig auch, dass der werte Galileomoderator Jan Stolle als Rene ansprach. Er wusste die beiden Namen, hatte also immerhin eine 50% Chance richtig zu liegen.

Das klingt jetzt alles wie eine vernichtende Kritik, aber im großen und ganzen hab ich mich gut amüsiert. Angesichts der opulenten Optik und mit dem Wissen, dass hier 6-7 stellige Beträge investiert wurden, hatte ich meine Erwartungen wohl schlicht zu hoch gehängt.

Ich denke, viele der Fehler, die ich aufführe, passieren einfach und sind problemlos verzeihbar. Ich glaube eher, dass mein Problem mit der rund 90-minütigen Zeremonie ein anderes ist. Es fehlte die Dramaturgie!

Es waren im Grunde alle Einzelteile da, die so eine Zeremonie ausmachen, aber es wirkte extrem zerstückelt bzw. aneinandergereiht. Die Storyline hat gefehlt, man wusste grob was wohl noch so kommen wird, aber wurde da weitestgehend mit allein gelassen. Ich denke einen Großteil dieses Kritikpunkts hätte man mit einer besseren Moderation beseitigen können.

Insgesamt fühlte ich mich aber gut unterhalten, schließlich sitzt man nicht alle Tage in einer WCG-Eröffnungszeremonie und insbesondere die Auflistung der teilnehmenden Länder mit Punkten auf der Weltkarte hat mich sehr stolz gemacht auf unseren Sport. Ich freue mich auf die nächsten Tage und hoffe darauf, dass der Funke noch mehr überspringt.

Sonntag, 2. November 2008

Playmate des Monats November

Props an Fragster für den richtigen Riecher. Es gibt Storys, die ziehen einfach, und das Playmate Interview ist ein Paradebeispiel. Nicht, dass man jetzt irgendwelche großartigen neuen Erkenntnisse gewinnt. Die Endlosdiskussionen sind aber ein deutliches Zeichen dafür, dass auch im eSport Raum für diese Geschichten ist.

Es ist schön zu sehen, dass im eSport eine Offenheit für Themen herrscht, die man im klassischen Sportjournalismus bisweilen vermisst. Dabei sollte man dem Inhalt der zahlreichen Kommentare nicht zu viel Bedeutung zu messen, spricht doch die reine Anzahl an Wortmeldungen eine wesentlich deutlichere Sprache.

Das Interview bietet dabei gleich zwei mögliche Diskussionsebenen, die in den Kommentaren leider stark vermischt werden. Man kann sich inhaltlich mit dem Interview auseinandersetzen, kann aber auch darüber philosophieren, inwieweit das Privatleben von Spielern Teil der Berichterstattung sein kann, darf, muss oder sollte.

Ich liebe diese Metadiskussionen. In eine ähnliche Kerbe schlug mein Special Boys Are From Mars, Girls Are From Venus. Auch wenn in den hitzigen Wortgefechten kaum eine Meinung die Oberhand gewinnen kann, so ist die Frauen-Thematik im eSport immer eine willkommene Auflockerung zwischen Zahlen und Ergebnisberichterstattung. Fragster hat den Fehdehandschuh in die Runde geworfen, man darf gespannt sein, wann auch andere Seiten einen Teil des Aufmerksamkeitskuchen abbekommen wollen. Man kann nur hoffen, dass die entsprechenden Verantwortlichen erkennen, dass eSport Themen-offen ist. Am Ende sollte doch nur der Erfolg einer Story zählen, und der dürfte hier schon fast automatisch gegeben sein.

On another note: Lob gebührt allerdings auch den Jungs von ESL TV, die durch Playmates Berufung zur Co-Moderatorin auf dem Intel Friday Night Game in Berlin das fragster-Interview erst möglich gemacht haben. Gerade hier hat jemand das exakt richtige Gespür an den Tag gelegt. Glückwunsch!

Samstag, 1. November 2008

Gestatten, Pro Gamer

Danke an readmore, für diese endlos amüsante Schlagzeile. Man mag kaum glauben, was man liest, wenn man dem Link folgt. Stermy hat jetzt eine Webseite. Wow.

Die News, auf die readmore verlinkt, ist schlicht unglaublich, insbesondere das Statement, das stermy da zum Besten geben lässt. Es scheint als sei da wer in Fatal1tys PR-Zaubertrankkessel gefallen und hätte sich beim leer trinken ordentlich verschluckt und keine Luft mehr bekommen.

“I have been working on my personal website for a very long time now and I am very excited that the moment has come to make it public." - Heißt soviel wie: Meine Sponsoren haben neulich ein paar PR-Hansel engagiert, um fatal1ty.com nachzumachen, damit ich trotz permanenter Misserfolge in meinem "Lieblingsspiel" FIFA was zum Beißen bekommen kann.

"I couldn’t be happier, this project will allow me to interact directly with the community and also help gaming to grow as a real sport." - Was bedeutet: Mein PR Praktikant hat keine Ahnung von eSport, hat aber in einer CGS PM gelesen, dass alle eSport zu nem echten Sport machen wollen. In seinem Web 2.0 Seminar auf der Sonderschule haben sie ihm tolle Sachen von Mitmach-Internet erzählt und ihm die wichtigsten neumodischen Buzzwords in extra Groß auf seine Kreidetafel geschrieben.

"I will do my best to bring great content on the page for everyone, as well as personal thoughts, stories, game tips and so forth.”
- Meine Praktikanten werden während dem Kaffee kochen ein paar CGS Pressemitteilungen verwursten. Der Content wird keinen interessieren, aber meine Sponsoren haben mich überzeugt, dass ich mit stermy.com ganz groß rauskommen werde.

Epic. Fail.