Mittwoch, 18. Februar 2009

Ja von wem isses denn nun?

Was dem normalen Leser wohl weitesgehend Jacke wie Hose ist, stellt für Leute, die in der Branche arbeiten, die alles entscheidende Information dar. Von wem ist denn jetzt der Artikel?

Readmore hat vor kurzem sein Newssystem überarbeitet, und bietet nun analog zu Fragster seine Artikel in seinem Newsformat feil. Dabei ist auch eins der wesentlichen Relikte aus der Frühzeit verschwunden: Die Autorenkürzel. Die Wissenden konnten damit auf einen Blick feststellen, wer sich für Interview, Meinung, Analyse verantwortlich zeigte.

Das fällt nun weg, obwohl die imitierte Konkurrenz gar einen Schritt weitergeht, und sowohl Nickname als auch vollen Namen des Autors nennt, wenn man mal von Cravens Fragster-Pseudonym Szenemonster und einigen anderen artikelschreibenden Fakeaccounts absieht.

Mich nervt es tierisch. Ich kenne die Leute und ihren jeweiligen Drift. Einen Artikel zu lesen ohne den Autor zu kennen, mag ein lustiges Ratespiel darstellen, das ich damals zu Zeiten des anonymen Fragster-Blogs gerne mitgespielt habe (und wohl auch häufig richtig lag). Dennoch wüsste ich gerne vorher, wer da gerade zum aktuellen Thema in die Tasten gehauen hat. Die lieblose Nennung des Autors im Kurztext bei readmore kann mich da nicht zufriedenstellen, zumal ich aus eigener Erfahrung weiss, dass diese lobpreisenden ersten Zeilen im Normalfall aus der Feder des Artikelschreibers stammen.

Klar, bei der mittlerweile stark entwickelten Organisationsform ensteht abseits von Meinungen kaum noch ein Artikel im Alleingang. Bei Fragster ist fast immer einer der leitenden Redakteure Wortführer im Artikel, sei es Rudi, datawave oder der vorgeblich inaktive bond, die den jüngeren, und noch unerfahreneren, Redakteuren die Gedanken leiten, und sie auf Projektlinie bringen. Auf readmore-Seite nehmen die Rolle die Althasen Craven, cyph und vor allem wixwiwa ein, der von der Öffentlichkeit unbemerkt eine tragende Rolle in Deutschlands wichtigstem eSport-Magazin eingenommen hat, und selbst nie namentlich in Erscheinung tritt.

Doch selbst wenn diese Altmeister ihre Hände im Spiel haben: Die gedankliche und inhaltliche Leistung ist immer noch den Autoren zuzurechnen, wie beispielsweise fragsters Hilgers-Interview vor kurzem, das vor allem herby zu verdanken war, obwohl Rudis Name über dem Artikel stand. Ich als informierter Leser möche und glaube sogar ein Recht darauf zu haben, zu wissen, wer genau denn nun an der Story dran war, wer sie mit seinen persönlichen Präferenzen geprägt und geformt hat. Für mich ist das ein unabdingbarer Indikator und Wegweiser, um die Story einzuordnen.

Deutschland hat im Gegensatz zu allen anderen westlichen Ländern unzählige gute eSport-Redakteure, die allerdings alle ihren eigenen Stil besitzen, der ihren Output unweigerlich prägt. Ich möchte die Gelegenheit haben, ihren Namen zu lesen, bevor ich den Artikel beginne. Unabdingbar ist die Verbindung von Autor und Inhalt.

Dementsprechend sollte readmore schnellstmöglich die Autorenkürzel wieder einführen. Fragster hingegen täte gut daran, redaktionelle Zusammenarbeiten stärker kenntlich zu machen. Die Senior Editors sollte ihren Zuarbeitern den Co-Credit zugestehen, wie es bei klassischen Medien schon lange der Fall ist. Eine Zusammenarbeit von Rudi und herby zu lesen bietet für mich sogar einen zusätzlichen Reiz, weil ich dann versuchen kann zu entschlüsseln, was wer beigetragen hat, während ich bei Artikeln von einem der beiden zwangsläufig davon ausgehen muss, dass sie in altbewährten Mustern agieren. Und dieser Eindruck kann täuschen, wenn in Wahrheit auch andere Redakteure zugearbeitet haben. Transparenz ist wichtig in diesem Geschäft, und nirgends kann sie so einfach erreicht werden, indem die Content-Outlets alle Autoren eines Artikels kennzeichnen.

PS: An diesem Artikel mitgewirkt haben:

9 Kommentare:

  1. unter unserem artikel steht von wem er ist, in einer zeitung sieht es ähnlich aus.

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  2. Verstehe ich dich gerade richtig? "Ich möchte die Gelegenheit haben, ihren Namen zu lesen, bevor ich den Artikel beginne." Aber willst keinen Namen + Nicknamen sondern ein Kürzel? Hä? : )

    Bei "normalen" News halten wir es nicht für nötig, den Autor prominent zu nennen, weil er sowieso diverse Konventionen einzuhalten hat und seinen Stil nicht wirklich entfalten darf. Da geben wir auch keinen Namen an, sondern "nur" die Autorenbox unten. Bei Artikeln, Meinungen, Interviews nimmt der Autor natürlich eine große Rolle ein, deshalb steht er bei uns jetzt noch mehr im Vordergrund als früher, nämlich mit vollem Namen und deshalb nicht mehr nur für Insider, wie du es bist, gleich zu erkennen.

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  3. Fragster-Fakeaccount? Da weißt du mehr als ich. Ehrlich ;)

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  4. Den Co-Editor finde ich gut, den sollten wir bei solchen Themen ruhig einführen, wenn auch nur textlich.

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  5. @yoh/peace: Kürzel deshalb, weil es vorher auch so war. Kann aber auch gerne der volle Name direkt bei der Titelzeile sein.

    Den Autor finde ich auch bei News sehr relevant. Da gibts nun mal auch unterschiedliche Stile und divergierende Qualität.

    Der Vergleich mit Zeitungen zieht IMHO nicht wirklich. Bei Kolumnen steht der Name des Autors normal sogar in der Titelzeile (z.B. in der BILD). Die Erwähnung des Autors im Kurztext finde ich prinzipiell nicht schlecht, aber hat einen faden Beigeschmack, der ja auch erwähnt wurde.

    Die Nennung unter der News finde ich hingegen etwas unglücklich, da man ja bei readmore nicht mehr in die Detailansicht muss, es sei denn man will die Kommentare lesen. Bei Zeitungen steht das Kürzel im Normalfall am Anfang des Texts.

    Beim Thema News kommt noch hinzu, dass die Seiten nicht wie in der klassischen Presse auf Agenturmeldungen zurückgreifen können, wodurch eine prominente Nennung des Autors eigentlich ein Muss sein sollte.

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  6. Also ich halte es eher für wichtig, dass Zusammenarbeit vor allem nach innen hin honoriert wird und dass einem zuarbeitenden Redakteur, oder wie du es nennst "Co-Editor", gezeigt wird, dass seine Arbeit großen Wert für die Vollendung des Artikels hatte.

    Was ich aber gern mal wissen würde, ist, wie altbewährte Muster bei einzelnen Redakteuren deiner Meinung nach aussehen. Also, ob es da nur im sprachliche und stilistische Eigenheiten geht oder ob du damit auch Fehler meinst, du bei einzelnen Redakteuren fast immer auftreten. Weil wenn du die kennst, könnte man die ja als Redakteur vielleicht versuchen abzustellen ;)

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  7. Sehr interessante Gedanken, David. Auch wenn ich dir grundsätzlich bei Co-Arbeiten Recht gebe, dass hier ein Credit sinnvoll ist, hast du imo das falsche Beispiel gewählt. Sonst hätten wir ja konseqzenterweise von euch auch die Information einfordern müssen, wer sich an den Antworten alles beteiligt hat :)

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  8. kommt ja die Elite zusammen hier ;)

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