Dienstag, 22. Dezember 2009

Neuer Blog

Ich habe mittlerweile einen neuen Blog unter www.affentod.de, der regelmäßig gepflegt wird!

Sonntag, 1. März 2009

Das Highlight des Jahres

Drei mal CeBIT, drei Mal Intel Extreme Masters Finals. Fast drei Jahre arbeite ich nun für Turtle Entertainment und breche am Montag zum dritten Mal für die Firma nach Hannover auf, um das Finale der weltumspannenden Turnierserie Intel Extreme Masters zu covern.

Ich kann mich noch gut erinnern, wie die Masters entstanden sind. Ich war gerade wenige Wochen in Köln, als Baschi, der damals als league Oprations Manager mein Chef war, seine Pläne für diese Turnierserie darlegte. Das Ziel war hochgesteckt, und konnte nicht direkt umgesetzt werden.

Nicht weniger, als das bedeutsamste eSport-Turnier wurde geplant. Intel war mit an Bord, allerdings nur der europäische Ableger zur ersten Saison. Mit dessen Hilfe schafften wir es, eine mit 160.000€ gut dotierte Online-Saison vorzubereiten, die für damalige Verhältnisse etwas völlig Neues darstellte.

Kurz zuvor wurde die NGL One angekündigt, die sich zum einen gegen die ESL WC3L Series, zum anderen gegen die furchtbare ESL CSCL Series positionierte. Immer wieder in der ESL-Historie haben die Initiativen von Möchtegern-Konkurrenten dafür gesorgt, dass länger geplante Vorhaben realisiert wurden. Baschi wollte schon lange ein europäisches Turnier etablieren.

Er ist Fußballfan. Die Champions League ist das zentrale Turnier, dass fast das ganze Jahr über die besten Teams gegeneinander antreten lässt. Gerade im eSport ist so eine Turnierform ideal aufgehoben, so dass es nur ein kleiner Schritt war, die bestehenden Ligen zu etwas zu formen, dass dem Fußballkonzept entsprach.

So hatten die besten der damals noch wenigen ESL Pro Series in Europa direkt die Chance, an den Masters teilzunehmen, während alle anderen sich über lokale Qualifiert beweisen mussten.

Das Konzept ging auf, so dass wir wirklich alle guten CS-Teams und WC3-Spieler in einer Liga vereinen konnten. Sahnehäubchen und Indikator für die Ernsthaftigkeit waren vier Intel Friday Night Games. Die in der deutschen ESL Pro Series überaus erfolgreichen Events wurden für Hamburg, London, Paris und Stockholm angesetzt. Der erste Offline-Event überhaupt fand dann in Schweden statt.

Und da offenbarte sich, dass Turtle noch nicht bereit war für internationale Events dieser Größenordnung. Stockholm war vergleichsweise ein Flop. Eine niedrige, drei-stellige Zahl an Zuschauern vor Ort war der Gegebenheit nicht angemessen. Um weitere Peinlichkeiten zu vermeiden, wurde der Stop im für den eSport außerordentlich schwierigen Markt England durch einen in Russland ersetzt.

Dort war die ESL durch eine Kooperation mit der NPCL bereits aktiv vertreten, so dass man sicher sein konnte, Zuschauer anzuziehen. Nach einem erfolgreichen Halt in Paris ging es also nach Moskau. Im Februar, tiefster Winter. In der alterwürdigen Location auf dem Moskauer Messegelände, bewacht von Dutzenden Polizisten mit geladenen Maschinengewehren im Anschlag, spielte sich der wohl bislang bizarrste Offline-Event der ESL-Geschichte ab.

Hunderte Zuschauer mit vollem eSport-Enthusiasmus tummelten sich in dem Jahrhunderte alten Gebäude. Mit Equipment des russischen Staatsfernsehens wurde eine einmalige Show abgezogen, die bis heute ihresgleichen sucht. Der Event war trotz -30°C ein voller Erfolg.

Dem stand auch das Intel Friday Night Game in Hamburg in nichts nach. Im dortigen CCH fanden sich deutlich über 1000 Fans ein, um mousesports gegen NIP zu sehen. Kurze Zeit später kam es zum ersten Finale auf der CeBIT im Jahre 2007. Unfassbae Massen verfolgten, wie ToD und Pentagram erste Champions wurden.

Die zweite Season offenbarte dann erstmals das ware Potenzial des Turniers. Zwischenzeitlich etablierten sich zahlreiche ESL Pro Series in verschiedenen europäischen Ländern, so dass mehr und mehr klar wurde, dass hier eine wahre Champions League geboten wurde, die sich aus den besten der jeweiligen Länder zusammensetzte.

Auch gab es den ersten außer-europäischen Event in Turtles Geschichte. Im Oktober 2007 gab es auf der todgeweihten E for All die allererste Global Challenge, bei der sich die zwei besten nicht-Europäer für die CeBIT 2008 qualifizieren durften.

Los Angeles war das Highlight des Jahres. Unter schwersten Bedingungen wurde ein Event der Extraklasse aufgezogen. Die Stadt ist ein Traum, der schwer zu bezwingen ist. Die Kulturhauptstadt des Films, in der es nie regnet und die selbst im Herbst mit traumhaften Temperaturen aufwarten kann, entpuppte sich als das perfekte Spielfeld für den eSport. Die ESL war die erste Liga, die die Stadt mit einem großen Turnier eroberte, bevor die CGS der Stadt für immer einen schalen Beigeschmack gab.

In der zweiten Saison wurde erstmalig die internationale Tragweite des Turniers deutlich, wenn auch noch nicht voll entwickelt.

Das kam erst in der dritten Saison. Dubai, China, Korea, Kanada, zwei mal USA und mehrere Male Europa. Für Spieler wie Organisatoren wurden die dritten Intel Extreme Masters zur Weltreise. Exotische Locations, unvergessliche Erlebnisse und wechselnd spannende Turnierergebnisse lieferten den Stoff für eine grandiose Saison.

Geholfen hat, dass die ESL mittlerweile nicht nur in China und USA etabliert war, sondern auch dass fast ganz Europa mittlerweile Zugang zu ESL Pro Series hatte. Von August bis März gab es Woche um Woche hochklassige Matches, mit dem absoluten Megahighlight Oktober, das neben der Online-Saison drei Global Challenges zu bieten hatte.

In Los Angeles, Montreal und Dubai maßen sich die besten Spieler der Welt in epischen Kämpfen. Hin und her ging es, mit immer wieder unterschiedlichem Ausgang. Hier wurde die Stärke der Intel Extreme Masters offenbar. Alle, aber wirklich alle Topspieler wollten hier Titel erlangen, und dafür boten die Masters reichlich Möglichkeiten.

Ob in Continental Finals oder in Global Challenges, immer ging es um mehr als Geld. Es geht um Prestige. Und das ist es auch was die nächste Woche kommenden Global Finals so attraktiv macht. Nach einer acht-monatigen Saison wird der Champion gekürt. Hier winken nicht nur astronomische Preisgelder. Hier geht es ernsthaft darum, wer von sich behaupten kann, bestes Team der Welt zu sein.

Mit diesen ausgiebigen Online-Saisons, den zahlreichen Events und der ultra-harten Competition bekommen die Intel Extreme Masters eine derartige Bedeutung, dass man sich der Faszination des Turniers unmöglich entziehen kann. Wer hier gewinnt, wie mousesports letztes Jahr, bekommt einen derartigen Schub, dass alles möglich scheint.

Mit dem neuen fnatic, dem neuen We Made Fox, der Rückkehr von Spawn, und der unglaublichen Erfolgsserie von mousesports verspricht die CeBIT mit dem dritten Intel Extreme Masters Finals das ultimative Highlight des eSports 2009 zu werden. Ich freue mich daran teilnehmen zu dürfen. Mit einer komplett eigenen Halle haben die Masters nun auch den Raum, den sie verdienen. Ich glaube, das Turnier wird alles bisher dagewesene übertreffen, und den Weg ebnen für die Turnierform der Zukunft.

Eine über das ganze Jahr ausgedehnte Mischung aus kontinentalen Online-Turnieren, mit vorgeschalteten nationalen Meisterschaften, wiederholten Aufeinandertreffen der besten Teams der Welt und einem unvergleichlichen Finale, das das beste des eSports zu bieten hat. Ich bedauere jeden, der nicht die Möglichkeit hat, dieses Mega-Ereignis live mitzuverfolgen und zu genießen.

Mittwoch, 18. Februar 2009

Fakten, Fakten, Fakten - und bloß nicht an den Leser denken

Craven hatte mich schonmal auf den Artikel hingewiesen, ich hab ihn da aber nicht lesen können und bin jetzt durch Zufall nochmal drüber gestolpert. Es geht um Ten ways you won’t get in the eSports press.

Der Artikel erklärt einiges. Und zwar in erster Linie, warum MYMs Website in der Vergangenheit so furchtbar uninteressant und newsarm war. Nicht, dass sich jetzt so viel gebessert hätte, was man aber aktuell auch gerne der starken Fluktuation in der Redaktionsleitung zuschreiben kann.

Die einzelnen Punkte auseinander zu nehmen ist witzlos. Dass Telefonkontakte tabu sind, ist klar, zumal es zahlreiche bessere Kommunikationskanäle gibt.

Abseits davon zeugt die Liste allerdings von einer Menge Unverständnis von der Materie. Man kann aus allem eine interessante Story stricken, wenn man denn über das nötige Handwerkszeug verfügt. Aber ganz offensichtlich geht es dem Autor ja nicht nur um auf den ersten Blick uninteressante Geschichten.

Wenn ich das wirklich richtig verstehe, so würde er gar gute Storys mit aller Gewalt ignorieren, wenn sich der Hinweisgeber nicht an Phillip Rasmussens strengen Verhaltenskodex hält.

Dass er dabei sogar seine Redakteure bevormunden würde, in dem er Artikel löscht, die diese für relevant erachten, ist arg grenzwertig. Dass er dann sogar Forenbeiträge entfernen würde, damit auch ja keiner seine gottgleiche Deutungshoheit angreift, ist nur noch absurd.

Dass die ein oder andere englisch-sprachige Website offenbar mit einem Würfel entscheidet, ob etwas auf der Seite landet, hatte ich schon länger vermutet. Dass man sich aber nicht entblödet, dafür komplett abwegige Gründe anzuführen, verschlägt mir die Sprache.

Der Misserfolg eines redaktionellen Konzepts ist bei dieser Arbeitsweise vorprogrammiert. Während man in Deutschland mit Einbindung von Links, Kurzmeldungen, Blogs und prominent eingebunden Forenbeiträgen versucht, soviel Content wie nur möglich zugänglich zu machen, ist man anderenorts offenbar mehr um sein Ego besorgt als um den Informationsdurst seiner Leser.

Ja von wem isses denn nun?

Was dem normalen Leser wohl weitesgehend Jacke wie Hose ist, stellt für Leute, die in der Branche arbeiten, die alles entscheidende Information dar. Von wem ist denn jetzt der Artikel?

Readmore hat vor kurzem sein Newssystem überarbeitet, und bietet nun analog zu Fragster seine Artikel in seinem Newsformat feil. Dabei ist auch eins der wesentlichen Relikte aus der Frühzeit verschwunden: Die Autorenkürzel. Die Wissenden konnten damit auf einen Blick feststellen, wer sich für Interview, Meinung, Analyse verantwortlich zeigte.

Das fällt nun weg, obwohl die imitierte Konkurrenz gar einen Schritt weitergeht, und sowohl Nickname als auch vollen Namen des Autors nennt, wenn man mal von Cravens Fragster-Pseudonym Szenemonster und einigen anderen artikelschreibenden Fakeaccounts absieht.

Mich nervt es tierisch. Ich kenne die Leute und ihren jeweiligen Drift. Einen Artikel zu lesen ohne den Autor zu kennen, mag ein lustiges Ratespiel darstellen, das ich damals zu Zeiten des anonymen Fragster-Blogs gerne mitgespielt habe (und wohl auch häufig richtig lag). Dennoch wüsste ich gerne vorher, wer da gerade zum aktuellen Thema in die Tasten gehauen hat. Die lieblose Nennung des Autors im Kurztext bei readmore kann mich da nicht zufriedenstellen, zumal ich aus eigener Erfahrung weiss, dass diese lobpreisenden ersten Zeilen im Normalfall aus der Feder des Artikelschreibers stammen.

Klar, bei der mittlerweile stark entwickelten Organisationsform ensteht abseits von Meinungen kaum noch ein Artikel im Alleingang. Bei Fragster ist fast immer einer der leitenden Redakteure Wortführer im Artikel, sei es Rudi, datawave oder der vorgeblich inaktive bond, die den jüngeren, und noch unerfahreneren, Redakteuren die Gedanken leiten, und sie auf Projektlinie bringen. Auf readmore-Seite nehmen die Rolle die Althasen Craven, cyph und vor allem wixwiwa ein, der von der Öffentlichkeit unbemerkt eine tragende Rolle in Deutschlands wichtigstem eSport-Magazin eingenommen hat, und selbst nie namentlich in Erscheinung tritt.

Doch selbst wenn diese Altmeister ihre Hände im Spiel haben: Die gedankliche und inhaltliche Leistung ist immer noch den Autoren zuzurechnen, wie beispielsweise fragsters Hilgers-Interview vor kurzem, das vor allem herby zu verdanken war, obwohl Rudis Name über dem Artikel stand. Ich als informierter Leser möche und glaube sogar ein Recht darauf zu haben, zu wissen, wer genau denn nun an der Story dran war, wer sie mit seinen persönlichen Präferenzen geprägt und geformt hat. Für mich ist das ein unabdingbarer Indikator und Wegweiser, um die Story einzuordnen.

Deutschland hat im Gegensatz zu allen anderen westlichen Ländern unzählige gute eSport-Redakteure, die allerdings alle ihren eigenen Stil besitzen, der ihren Output unweigerlich prägt. Ich möchte die Gelegenheit haben, ihren Namen zu lesen, bevor ich den Artikel beginne. Unabdingbar ist die Verbindung von Autor und Inhalt.

Dementsprechend sollte readmore schnellstmöglich die Autorenkürzel wieder einführen. Fragster hingegen täte gut daran, redaktionelle Zusammenarbeiten stärker kenntlich zu machen. Die Senior Editors sollte ihren Zuarbeitern den Co-Credit zugestehen, wie es bei klassischen Medien schon lange der Fall ist. Eine Zusammenarbeit von Rudi und herby zu lesen bietet für mich sogar einen zusätzlichen Reiz, weil ich dann versuchen kann zu entschlüsseln, was wer beigetragen hat, während ich bei Artikeln von einem der beiden zwangsläufig davon ausgehen muss, dass sie in altbewährten Mustern agieren. Und dieser Eindruck kann täuschen, wenn in Wahrheit auch andere Redakteure zugearbeitet haben. Transparenz ist wichtig in diesem Geschäft, und nirgends kann sie so einfach erreicht werden, indem die Content-Outlets alle Autoren eines Artikels kennzeichnen.

PS: An diesem Artikel mitgewirkt haben:

Samstag, 17. Januar 2009

Nostalgie-Attacke: Warum Vo0 verlor und 2005 ein großartiger Jahrgang war.

Die Spannung, die Charaktere, die schiere Geschwindigkeit. Vom Sommer 2004 bis Winter 2005 hielt Painkiller die eSport-Welt in Atem. Das Spiel, das kaum wer selbst gespielt hat, und das die best verdienenden Pro Gamer hassten, einte die eSport-Community in staunender Ekstase.

Insbesondere die CPL World Tour 2005 war ein prägendes Erlebnis, insbesondere für mich. Die CPL Winter 2004 war mein erster Auslandevent. Während Rudi sich auf Counter-Strike konzentrierte, kümmerte ich mich um die Painkiller und Doom 3 Turniere - meine erste richtige Berührung mit Painkiller.

Und ich war gefesselt. Rücken an Rücken saßen Doom 3 und Painkiller-Spieler - der Kontrast hätte nicht größer sein können. Doom 3 war kaum schneller als Counter-Strike, Painkiller hingegen kann es locker mit Need for Speed aufnehmen. Das war mein Spiel.

Interessant vor allem, die großen Player hautnah zu erleben. Besonderen Kontakt hatten wir mit den deutschen Spielern, Highlight war aber für mich den berühmten Fatal1ty persönlich zu treffen. Auch andere hinterließen bleibende Eindrücke. Vo0 natürlich, aber auch Ztrider, der direkt nach einem Match rausflog auf seinem allerersten Offline-Turnier. Ein junger, schüchterner Schwede, der schnell aufblühen sollte, und knapp ein Jahr später den World Tour Stop in Chile gewann.

Die Winter CPL war bloßes Vorspiel. Richtig in Schwung kam das Spiel mit dem Start der CPL World Tour Anfang 2005. Und was für ein Start das war. Der CPL World Tour Stop in der Türkei muss als Legende gelten. Nie wieder hat eine Organisation es geschafft, einen Event komplett, aber wirklich absolut komplett in den Sand zu setzen, nur um wieder aufzustehen und es einfach einen Monat später nochmal zu versuchen.

Was war passiert? Ende Januar gab es in Istanbul einen Event mit lokalen CS-Turnier und dem ersten Painkiller World Tour Stop. Nur dass das Painkiller Turnier nicht stattfand. Offizielle Begründung: Schneestürme hätten alle Istanbuler Flughäfen lahm gelegt. Dumm nur, dass quasi alle angekündigten Spieler es rechtzeitig nach Istanbul geschafft haben, sich reichlich verarscht vorkamen und die wahre Nachricht gestreut haben.

Zumal das CS-Turnier stattfand - für die Painkiller-Pros war es ein verlängertes Bootcamp-Wochenende mit einem kleinen Extrapreisgeld. Unbeeindruckt setzte die CPL einen weiteren bzw richtigen Stop in der Türkei an, nur einen Monat später.

Glück für mich, mein damaliger "Arbeitgeber" rushed.de erkannte das Potenzial und schickte mich in die Türkei um von dort zu berichten. Schnell war klar, warum der erste Versuch in der Türkei in die Hose ging: Die CPL hat ihre weltweiten Turniere outsourced. Verantwortlich waren lokale Firmen, die vom Lone Ranger Scott Valencia - der Mann mit dem Cowboyhut - betreut wurden: Von Anfang an ein hoffnungsloses Unterfangen.

Beim ersten Mal waren die Organisatoren wohl nicht in der Lage leistungsstarke Rechner für das Turnier aufzutreiben. Beim echten Stop lief es dann halbwegs rund, auch wenn Valencia trotzdem gefühlt alle 5 Minuten einen lautstarken Wutausbruch bekommen hat. Dass es sich hier anders als bei den Spielern um Vollamateure handelt wurde mir klar, als die Headadmins versuchten, den Grund für einen verspäteten Turnierstart zu beheben.

Da saßen sie mit Sektflasche in der Hand um einen Laptop, angetrieben von Internet der Klasse Weinbergschnecke, und versuchten, einen NoCD-Crack für Painkiller runterzuladen. Da die mTw Jungs sich immer noch als unfähig erweisen, ihr unvergleichliches, 7 Jahre umspannendes, extrem umfangreiches Archiv an eSport-Artikeln, das nach der Umstellung auf die neue Seite nicht mehr erreichbar ist, erneut zugänglich zu machen, war ich so frei, meine Coverage-Ergüsse hier wiederzugeben. In den Postings unter diesen sind alle 10 Artikel vereint, die einen guten Einblick liefern dürften. Am besten von oben nach unten lesen.

Trotz der merkwürdigen Begleitumstände war mir schnell klar, was genau die CPL World Tour ausmacht, und warum diese Turnierserie einschlagen würde wie eine Bombe. Der Glamour, die Charaktere, die Action. Und ich hatte recht.

Nur einen Monat später sagten wir uns von rushed los. Cyph kämpfte sich dort noch als 1-Man-Army durch den glorreichen Sieg von SteLam auf der CPL Barcelona, pünktlich zum Start der CPL Schweden im Juni war dann aber readmore am Start, und ich übernahm die Coverage dieses einzigartigen Turniers.

Das Leserfeedback war überragend. Die Videocoverage der CPL war für die damalige Zeit wegweisend. Mit einem großartigen Caster-Lineup hat TSN regelmäßig die halbe Readmore-Leserschaft ein Wochenende lang an den Bildschirm gefesselt, für die Deutschen jubeln lassen, und im Overall-Finale zumeist für den Holländer die Daumen drücken lassen.

Es war ein großartiges Jahr. Nie zuvor und nie wieder danach habe ich regelmäßig bis spät in die Nacht eSport-Turniere verschlungen wie damals. Die Serie kulminierte in dem legendären Finale am Times Square.

Nachdem bis aufs Overall-Finale alle Matches in einem kleinen Internetcafe ausgetragen wurden, traf Fatal1ty auf Vo0 in einem MTV-Studio. Vo0 hatte 5 der 9 Turniere gewonnen, Fatal1ty 2. Und was für Duelle sich die beiden geliefert hatten. Legendär das Overall-Finale in Brasilien, in dem Vo0 eine kleine Führung herausspielte, nur um daraufhin Fatal1ty mit seiner ureigenen Taktik spektakulär zu demütigen.

Vo0 hatte auf Sacred eine Stelle entdeckt, die eigentlich nicht erreichbar sein sollte, auf dem Dach. Dort vercampte er sich, eine Taktik, die Fatal1ty sicher auch selbst eingesetzt hätte. Verzweifelt sprintete der Amerikaner minutenlang durch die Map, schaute an der entscheidenden Stelle aber nie nach oben. Ein Skandal für die Amerikaner der CPL, die unsinnigerweise sofort eine dem Spiel komplett konträr gegenüberstehende Regel einführten. Die Entwicklung behandelte ich in einer readmore Kolumne.

So trafen sie sich dann wieder am Big Apple. Nicht nur halte ich Painkiller nachwievor für das ansehnlichste eSport-Spiel aller Zeiten. Vor Kurzem zeigte ich einem deutlich jüngeren, schwedischen Kollegen, der nie mit Painkiller in Berührung kam, die Aufzeichnung von besagtem Finale. Nach rund 10 Minuten Einarbeitungszeit verfolgte er das Geschehen mit offenem Mund und kaum verhohlener Bewunderung.

Und das lag sicher nicht an der amateurhaften Aufmachung der Show, die in manchem Aspekt die CGS in punkto fremdschämlicher Anbiederung an imaginäre Zielgruppen problemlos übertraf. Diese Spieler waren gottgleich, ihre Bewegungen, ihre Aktionen, jeder taktische Zug eine Offenbarung.

Nach kürzester Zeit legt das Spiel seine Feinheiten offen. Man könnte sie nie selbst anwenden, aber man sieht, was die Stars ausmacht. Wofür man ein Auge braucht, ist die Frage nach dem Warum.

Warum hat Vo0 4 Maps in Folge verloren in diesem Match? Was ist passiert? Klar gab es Zeichen. Vo0 hatte ganz eindeutig kalte Hände, verheerend bei einem Tastaturakrobatikspiel wie Painkiller. Sicher, Fatal1ty kommt aus Kansas, kann gerne auch mal störende Gedanken ausschalten, und sich aufs Klicken und Tippen konzentrieren. Mehr Erfahrung in Matches um ne Menge Kohle hat er sowieso.

Wer das Video aus dem Finale sieht, erkennt aber deutlicher denn je die psychologische Seite des eSports, den gigantischen Effekt kleinster Fehler. Jede einzelne verlorene Map kann auf einen einzigen Frag zurückgeführt werden, oder im Fall der dritten Map auf eine fatale Unachtsamkeit.

Insbesondere die dritte Map ist ein Schlüssel, nicht nur um das Spiel verstehen zu lernen. Auf der kleinsten und schnellsten Map im Spiel, auf der die Spieler im Schnitt alle 3 Sekunden aufeinander treffen und man rund 5 Sekunden von einem Ende der Map zum anderen braucht, dauert es 7 Minuten bis zum ersten Kill. Selfkill inklusive, so dass es selbst dann immer noch 0:0 steht. Am Ende steht es 3:3, die Overtimeglocke läutet und scheint Vo0 für den Bruchteil einer Sekunde zu irritieren, der davor eine Minute lang Fatal1ty gejagt hat, der die Beine in die Hände genommen hat, und mit seinen 20 HP von einem Teleporter zum nächsten hetzte. Game Over für Vo0.

Das Overallfinale und wohl letzte, offizielle Painkiller-Match ist spielerisch enttäuschend, allerdings das am ehesten zugängliche Match. Es fasziniert. Man mag kaum glauben, dass das mit das langweiligste war, was das Jahr zu bieten hatte.

Unverdient, dass die CPL eine heftige Quittung bekam. Die World Tour 2006 musste abgesagt werden, trotz großer Pläne. Mitarbeiter wie Valencia und Sponsoren wie Intel verließen die CPL und schlossen sich der WSVG an. Anderthalb Jahre später machte auch diese mitten in der Saison dicht. Mittlerweile macht Intel mit der ESL die Intel Extreme Masters.

Dieses Turnier hat mich nach Südkorea gebracht, nach Russland, Frankreich, Schweden, Kanada und in die USA - großartige Erlebnisse allesamt. Und doch denke ich immer und immer wieder zurück an die Spannung, die Aufregung Painkiller live zu erleben in Istanbul, und anschließend ein Jahr lang online das Turniergeschehen in mich aufzusaugen.

Mindestens ein Mal im Jahr öffne ich meinen Downloadschatz, den Mitschnitt des World Tour Finales - leider das einzige Match im Videoformat in meinem Besitz. Ich kenne den Ausgang, die Maps, weiß was passieren wird. Und doch fesselt es mich jedes Mal wieder, und versetzt mich zurück in die Zeit als diese unvergleichlichen Charaktere sich ein ganzes Jahr diese epischen Kämpfe lieferten. Diese Zeit hat mich geprägt und leitet einen guten Teil meines eSport-Denkens. Ich werde sie immer in Ehren halten.

Und jetzt hab ich Lust Painkiller zu spielen. Hat das noch wer? Server gibts jedenfalls noch einige, bin über die üblichen Kanäle erreichbar!

CPL World Tour Stop #1: Einleitung

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 20.03.2005 auf rushed.de.

Knapp acht Monate ist es her, dass wir auf rushed.de, damals noch als mymTw bekannt, zum ersten Mal Painkiller als e-Sport Titel auf unserer Seite ins Gespräch brachten. Im Juli 2004 gab es auf der CPL in Dallas und auf dem ESWC in Frankreich gut dotierte Painkiller Turniere. Die Szene der Spieler war damals verschwindend klein, bis auf Fatal1ty und SteLam hatte sich keiner der Top-Spieler vorher auf internationaler Bühne einen Namen gemacht. Doch nach den beiden Turnieren änderte sich dies, der zweimal siegreiche VoO wurde ebenso plötzlich bekannt, wie Stermy, Moerser und deatz.

Wenige Monate später kristallisierte sich Painkiller als das Spiel heraus, das die Top 1on1 Spieler rund um den Globus führen sollte. Die CPL World Tour wurde gänzlich auf Painkiller ausgerichtet. Angesichts des immensen Preisgelds von 1.000.000$ fanden sich bald viele weitere gute Spieler, die die kleine Spitzenriege gewaltig erweitern sollten. Spätestens mit dem Painkiller Turnier auf der Winter CPL in Dallas hat sich ein Großteil des potenziellen Teilnehmerfeldes der Herausforderung gestellt.

Nur vereinzelt werden jetzt noch Spieler hinzustoßen, wie beispielsweise reptile und dragon von Dignitas. Diese werden ihre erste Painkiller CPL an diesem Wochenende in Istanbul bestreiten. Das Eröffnungsturnier der World Tour ist erstklassig besetzt, und gerade aus deutscher Sicht sehr vielversprechend. Nicht nur, dass wir das größte Kontingent an Spielern stellen, darunter befinden sich fast nur aussichtsreiche Kandidaten, die in der Vergangenheit schon viele Erfolge einfahren konnten, teilweise in Painkiller, zum größten Teil aber in anderen Spielen. Ein Blick in die Teilnehmerliste gibt mehr Aufschluss. Ab 32 Spielern geht es in die Double Elimination, davor werden Ausscheidungsspiele ausgetragen.

All diese Spieler kämpfen nicht nur um das Preisgeld sondern auch um die vier ersten Plätze, die eine Teilnahme am nächsten CPL Stop und vor allem am mit 500.000$ dotierten Finale garantieren. In der Vergangenheit haben wir uns bereits viel mit den einzelnen Teilnehmern beschäftigt, wer Infos zu den Spielern benötigt, wird in der angehängten Artikelliste fündig. Momentan ist es schwer abseits der bisher starken Spieler die Favoriten zu bestimmen, quasi jeder Teilnehmer ist entweder Favorit oder Geheimtipp. Die genaue Konstellation für die nächsten Stops wird erst nach dem Wochenende klar werden, was eines der spannendsten Egoshooter Turniere der letzten Jahre verspricht.

E-Sport auf höchstem Niveau, die professionellsten und sympathischsten Spieler, und der heimische Zuschauer schaut in die Röhre, denn Painkiller TV wurde nicht rechtzeitig fertig und auch die Aufnahme von Demos ist mit Problemen verbunden. Die beste Chance auf absolute Livecoverage habt ihr beim Radiostream der Kollegen von TSN, die eventuell sogar einen Videostream anbieten werden. Darüber hinaus findet ihr auf rushed.de den gewohnten Ergebnisservice mit aktuellen Brackets, soweit es die Technik vor Ort zulässt. Angesichts der Bedeutung dieses Events lassen wir es uns nicht nehmen, euch direkt aus Istanbul Fotos und Storys rund um das heißeste Turnier des Winters zu liefern.

Preisgeldverteilung:

  • 1. 15.000$
  • 2. 10.000$
  • 3. 7.000$
  • 4. 5.000$
  • 5. 3.500$
  • 6. 2.500$
  • 7. 1.750$
  • 8. 1.250$
  • 9.-12. 625$
  • 13.-16. 375$

CPL Türkei: Tagebuch affentod Teil 1

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 23.03.2005 auf rushed.de.

Soso, der erste Coverage-Einsatz auf eigene Faust. Im Ausland. In der Türkei. In der Weltmetropole Istanbul. Viele würden so eine Reise als Vergnügungstrip ansehen, aber dazu später mehr. Für mich bedeutet es Adrenalin und Arbeiten. Wenn ich auf einem Event bin, rücken alle anderen Gedanken in den Hintergrund, und seien sie vorher auch noch so zentral. Normalerweise baut sich die Anspannung vor einer Coverage über ein paar Wochen hinweg auf, nur um bei Erreichen des Zielortes nochmals schlagartig anzusteigen. Diesmal sah es allerdings anders aus, schließlich wurde die Vorbereitung der Reise nicht nur recht kurzfristig angegangen sondern auch von einigen anstrengenden CeBIT Tagen überschattet.

Sich erst am Morgen des Abflugs wirklich klar zu werden, was für eine Aufgabe man da übernommen hat, was von einem erwartet wird und was man selbst leisten muss im Zeitraum der nächsten Tage, scheint mir ein Anzeichen von Routine zu sein, so als ob man beruflich mal eben um die Welt düsen würde, um seinen Beruf auszuüben. Von einer Berufung ist der Job bei rushed.de aber noch weit entfernt; Spaß an der Arbeit steht im Vordergrund, denn schließlich wird man nicht entlohnt für die Mühen und Entbehrungen. Lohn genug muss es sein, die Erfahrung zu machen, wie es ist, aus dem Ausland zu berichten, das Gefühl zu genießen, in einen anderen Kulturkreis einzutauchen, und viele gute Storys mitzubekommen, die man dem geneigten Zuhörer in der Heimat erzählen kann. Auch wenn man fern von seinen Lieben ist, hält sich der Drang, das Feeling, das dieser Start der CPL World Tour auslöst, nach Deutschland zu vermitteln, auch um klar zu machen, dass hier Geschichte geschrieben wird.

So werde ich versuchen, möglichst viele Eindrücke in kürzeren Intervallen nach Deutschland zu funken, in der Hoffnung, dass die Botschaft ankommt. Ob und wieweit das möglich sein wird, steht zum momentanen Zeitpunkt noch in den Sternen, schließlich weile ich gerade erst seit kurzer Zeit im SAS Radisson Airport Hotel in Istanbul. Die Litanei des Leidens, die ich an den Anfang gestellt habe, sollte eigentlich nur als Überleitung dienen. Ich wollte eigentlich nur aussagen, dass ich nichtmal in der Zeit vor dem Abflug meine Ruhe hatte.

Kaum war ich am richtigen Gate für meinen Turkish Airlines Flug und hatte es mir ein wenig bequem gemacht, setzten sich drei laute, junge Männer neben mich. Da sie im Vergleich zur CPL Winter noch ziemlich genauso aussahen, ganz im Gegensatz zu mir, blieb es mir überlassen festzustellen, dass ich der rushed|affentod bin und sie die drei wichtigsten PK Spieler von Team Dignitas. Der Geheimtipp reptile, der CPL Doom 3 Zweitplatzierte dragon und der Coveragebeauftragte canna gesellten sich zu mir. Gewohnt lässig resümierten sie ein wenig von ihrem Bootcamp mit Fatal1ty, fanden Lob für die Kochkünste von DrDooms Mutter und begannen damit den ungeschlagenen Vo0 kleinzureden. Nebenbei lasen sie die heutige Rheinpfalz, die in der Regionalausgabe Speyer einen halbseitigen Artikel über die deutsch-amerikanische Freundschaft im Bootcamp und ein Interview mit Fatal1ty bot.

Canna und dragon, die bei der letzten CPL noch in Doom 3 antraten, gaben sich betont pessimistisch, während reptile mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein nach Istanbul gereist ist. Understatement: Fehlanzeige. Die Jungs waren durchaus realistisch mit ihrer Selbseinschätzung, ganz anders als die deutschen SK-Jungs, die sich wenig später für den gleichen Flug meldeten. Niemand hat mehr die Ruhe weg als diese drei. neok tut als ob er sich beim Überstehen der ersten Runde freuen würde, SteLam gibt den betont coolen Reiseleiter und CPL-Winter-Zweiter zyz lenkt mit feinster Ironie von jeder Frage zu seiner Vorbereitung ab. Da die drei mit gellehsak und Vo0 trainiert haben, dürfte die Überlegung aus der Einleitung zu dieser CPL greifen. Es wird ein Kampf der Bootcamps, mit dem Unterschied, dass das fnatic/SK.de Bootcamp ungleich stärker besetzt war als das Bootcamp in Speyer, bei dem 50% der Spieler auf ein Überstehen der ersten Runde hoffen müssen.

Der Unterschied im Selbstanspruch wird jederzeit gewahr. Während die Dignitas Jungs voller Bewunderung von Fatal1ty schwärmen, wird Vo0s Teamkollege gellehsak von SK kleingeredet. Auch der Holländer scheint nicht unschlagbar, zyz nennt eine Siegquote von 45%, wobei er allerdings weniger als 10 Matches gegen den niederländischen Superstar gespielt hat ("Bei mehr als 5 Matches pro Tag tut mir alles weh" .

Auch wenn man sich im Flugzeug nicht unterhalten hat, ist eine erste Begegnung mit den Deutschen sicher von Vorteil. Nicht nur, dass man Kontakt für Interviews, Statements und Fotos knüpft, es ist auch sehr hilfreich zu sehen, wie sich die Spieler selbst und untereinander einschätzen. Leute, die mit Vo0 oder Fatal1ty trainiert haben, sind in jedem Fall interessante Gesprächspartner. Vor allem im Matchup gegen letzteren wurden wohl manchem die Grenzen aufgezeigt, so dass gerade bei Dignitas schon gewitzelt wurde, wer als erster die Badeschlappen auspackt und sich nur noch um Coverage für team-dignitas.com bemühen muss/darf/soll. Canna schien allen als idealer Kandidat, schließlich hatte er schon bei der Winter CPL in Dallas nach Runde 1 viel Zeit zum Fotos schießen und Wodka trinken. Da SK ebenfalls keinen Redakteur in die Türkei entsandte, wurde dort neok als Coverageleiter gehandelt. In jedem Fall werden die Spieler nach dem Ausscheiden in erster Linie damit beschäftigt sein, ihren Kollegen zum Sieg zu verhelfen, zum Uppen von Fotos geschweige denn zum Niederschreiben von Gedanken wird da wenig Zeit bleiben, so dass wir wohl die einzige Seite sein werden, die euch schriftlich einen Eindruck vom Geschehen vermitteln wird. Das mag auch daran liegen, dass kein belesener Redakteur wirklich den Flug nach Istanbul antreten wollte, schließlich ist Turkish Airlines die unsicherste Airline Europas, wenn man dem von allen PK Spielern intensiv durchgesehenen Fachmagazin Maxim glauben schenken darf.